Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
Vom Netzwerk:
nicht stolz drauf«, erklärte er. Du meine Güte, als ob seinem Verschwinden nicht so einiges vorausgegangen wäre und als ob er der Verrückte war, der mit elektronischen Geräten um sich warf. »Es tut mir leid.«
    »Oh, na ja.« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Ich meine, ich hätte an deiner Stelle genauso gehandelt.«
    »Das hätte ich nicht tun sollen.«
    Dann war die Leitung lange still.
    »Also«, sagte ich, »jedenfalls danke für den Anruf.«
    »Du kannst mir ruhig erzählen, was dich so aufgeregt hat«, bot Henry an. Ich erinnerte mich an den zärtlichen Ausdruck auf seinem Gesicht und vertrieb das Bild aus meinen Gedanken. »Immerhin habe ich dich gestern Nacht davon abgehalten, dich an Helen zu vergreifen. Ich denke, damit habe ich mich doch als Vertrauensperson qualifiziert.«
    »Danke«, sagte ich, seltsam berührt. »Aber es geht schon.«
    Wir sprachen nicht darüber, was zwischen uns gelaufen war. Dieses Mal, fiel mir auf, versuchte er es nicht mal. Er brachte noch ein paar nichts sagende Floskeln und verabschiedete sich. Alles lief ganz zivilisiert ab. Sehr gesittet.
    Als etwas Feuchtes meine Hand berührte, betrachtete ich sie erstaunt, und erst da merkte ich, dass ich weinte.
    Ich musste mich von Henry fernhalten, das nahm ich mir fest vor. Ich hatte schon ohne all diese verwirrenden und beängstigenden Gefühle genug, mit dem ich fertig werden musste. Ich mochte ihn ja nicht mal.
    Ach, wem wollte ich da eigentlich was vormachen? Mögen oder nicht mögen, offensichtlich war die Anziehung zwischen uns trotzdem so stark, dass wir uns schon wieder die Klamotten vom Leib gerissen hatten. Aber solange es nie wieder vorkommen würde, und weder Nate noch Georgia es je herausfanden, war doch alles in Ordnung.
    In Ordnung .
    Ich erschauderte.
    Später schlief ich irgendwann ein, während ich noch immer auf den Anruf wartete.
    Aber Nate rief nie an.
    Wenn nicht die Nachrichten auf meiner Mailbox gewesen wären, hätte ich fast geglaubt, dass alles nur ein Traum war. Aber nein - immer und immer wieder hörte ich sie mir an und suchte darin nach einem bestimmten Tonfall, einer verborgenen Bedeutung. Er hatte mich wirklich angerufen. Er hatte nur dann nicht mehr zurückgerufen. Ich verbrachte das gesamte Wochenende mit dem Handy am Ohr, stellte mir dabei vor, was Nate gerade tat, wohin er ging, und wurde fast wahnsinnig, wenn ich daran dachte, dass ich meine vielleicht einzige Chance, ihn zurückzugewinnen, auf diese Art und Weise verspielt hatte.
    Und zwar deshalb, weil ich in dieser Zeit - schon wieder - etwas getan hatte, was ich auf keinen Fall hätte tun sollen. Es würde nicht leicht sein, Nate nach unserer zwangsläufigen Versöhnung seine Untreue mit Helen vorzuwerfen, wenn ich im Prinzip das Gleiche mit Henry getan hatte.
    Was die Angelegenheit mit Henry betraf, so hatte ich für mich tatsächlich beschlossen, dass ich alles nur geträumt hatte. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass es nur ein besonders anschauliches Produkt meiner lebhaften Fantasie gewesen war. Denn wenn man das Ganze mal nüchtern betrachtete, gab es eigentlich keine andere Erklärung für mein Verhalten.
    In Wirklichkeit hatte Henry mich nach der Party einfach nur nach Hause gebracht, redete ich mir ein. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal geparkt. Bei laufendem Motor war ich aus dem Wagen gestiegen, und wenn ich ganz fest daran dachte, dann konnte ich sogar das Quietschen der Reifen hören, als er wieder anfuhr und mich auf dem Bürgersteig stehen ließ. Allein in dunkler Nacht und ohne Momente der Zärtlichkeit, die ganz und gar keinen Sinn ergaben. Mal ganz abgesehen von den knisternd heißen Momenten, die noch viel weniger Sinn ergaben.
    Wie auch immer, ich hatte jetzt andere Sorgen.
     
    Georgia meldete sich am Dienstag und begann das Gespräch mit der Mitteilung, sie sei in Naples, Florida.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte ich träge und lehnte mich in meinem Stuhl zurück, um die Decke zu betrachten. Im Museum herrschte gähnende Leere. Ich hatte den Vormittag damit verbracht, eine ganze Ladung neuer Bücher zu katalogisieren, die Minerva wer weiß wo aufgetrieben hatte und die sie umgehend in den Bestand aufnehmen wollte. Zweifellos wegen der Heerscharen von Besuchern, die uns tagtäglich die Tür einrannten. Ich ließ den Blick durch die verwaiste Eingangshalle schweifen und seufzte.
    »Von meinem derzeitigen Aufenthaltsort«, gab Georgia zurück. »Kennst du ›Wo ist Walter?‹? So ist mein

Weitere Kostenlose Bücher