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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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ist.“ Er stutzt. „Jack hat einen Orden?“
    „Ja! Was ich dir bei unserer zweiten Verabredung erzählt habe! Wie kannst du so etwas vergessen?“ Ryan sieht mich immer noch begriffsstutzig an. „Die kampfunfähige Einheit? Jacks Hubschrauber? Der Kerl mit dem zerschossenen Bein? Feindlicher Beschuss? Afghanistan? Wo er den Marinesoldaten zwei Kilometer weit getragen hat? Kommt dir das bekannt vor?“
    „Ja, jetzt, wo du es sagst.“ Er trinkt genüsslich einen Schluck Wein und sieht mich wieder an. „Du denkst also,wenn du nur Sanitäterin wirst, hebt dich das auch in den Heldenstatus?“
    Mir bleibt der Mund offen stehen. „Ryan, das war gemein!“
    „Ich sage es dir wirklich nur ungern, aber in der großen medizinischen Welt ist ein Sanitäter nur ein kleines Licht.“ In seiner Stimme schwingt Verachtung.
    Kurz bevor ich ihm eine Ohrfeige verpassen will, begreife ich. „Versuchst du etwa, einen Streit vom Zaun zu brechen?“
    Er blinzelt. „Äh … na ja, ich … ja“, murmelt er.
    „Das war wirklich gemein, Ryan.“
    „Tut mir leid. Es ist nur so, dass … So ein Streit ist tatsächlich sehr … stimulierend.“ Er grinst.
    Ich seufze. „Ryan, vielleicht könnten wir … also, ich fände es schön, wenn es auch ohne Streit so … leidenschaftlich sein könnte.“
    Er schweigt eine Weile. „Okay.“
    Er klingt so niedergeschlagen, dass ich reumütig die Augen schließe. „Natürlich macht das mit dem Streiten auch Spaß.“
    „Ja, das ist toll“, stimmt er umgehend zu. „Und man kann sich mal so richtig abreagieren.“ Er streckt die Hand aus und streichelt mein Ohrläppchen. „Oh, tut mir leid, Chastity. Ich wollte dich nicht beleidigen.“
    Obwohl ich nicht weiß, wie man diesen Kommentar anders als beleidigend interpretieren könnte, tätschle ich sein Bein und vergebe ihm. Eine halbe Stunde später liegen wir nach zwanzig Minuten annehmbarem Sex zusammengekuschelt auf seinem Bett. Zurück zu den Fleischbällchen. Wie schade.
    „Ich liebe dich“, flüstert Ryan im Halbschlaf.
    Ich zögere. „Schlaf gut“, sage ich leise.
    Als ich sicher bin, dass Ryan tief und fest schläft, schlüpfe ich aus dem Bett, nehme seinen Morgenmantel und geheins Wohnzimmer. In meiner Handtasche habe ich immer ein Notfallpaket Doppelkekse dabei, die kleinen, wie manche Mütter sie ihren Kindern in die Pausenbrotbox legen. Ich setze mich auf das Ledersofa, lausche dem Regen, reiße das Kekspäckchen auf und inhaliere den Duft. Ich beiße ab, starre hinaus und denke nach.
    Ryan hat viele gute Eigenschaften. Aber, um ehrlich zu sein, ich hatte noch nie eine Beziehung wie diese – in der der Mann genau dann anruft, wann er es versprochen hat, in der wir ständig essen gehen und die Eltern besuchen, fast jeden Abend miteinander sprechen. Herr der Ringe: Die Gefährten ist einer seiner Lieblingsfilme. Wir gehen beide gern joggen. Wirklich, ich verstehe mich gut mit Ryan. Ich könnte ihn vielleicht sogar lieben.
    Aber nicht so, wie ich es will. Er ist nicht die Liebe meines Lebens.
    Erst ein einziges Mal hatte ich das sichere Gefühl, mit dem Richtigen zusammen zu sein. Ich habe mir lange nicht erlaubt, darüber nachzudenken, jedenfalls nicht ausgiebig, weil es ziemlich sinnlos ist, eine zweiundsiebzig Stunden dauernde Affäre immer wieder durchzukauen. Aber hier im Dunkeln, allein, mit dem monotonen Geräusch des Regens im Ohr, kann ich der Tatsache plötzlich nicht mehr ausweichen, dass ich nie jemanden so geliebt habe wie Trevor.
    Wenn Trevor und ich uns küssten, fühlte ich mich heiß und zittrig und schwach und stark, alles zur selben Zeit. Wenn er mich berührte, war es nicht nur ein lauwarmes Kribbeln, sondern ein Blitzschlag. Mit ihm gab es keine Fleischbällchen, oo nein! Es waren die tollsten Delikatessen.
    In dieser kurzen Zeit hatte ich das Gefühl, mein Herz hätte am richtigen Ort angedockt, dort, wo es hingehört. Es war wie ein einziger perfekter Pulsschlag, als hätten sich zwei passende Teile zusammengefügt und wären zu einem verschmolzen. Genau so ist es mit mir und Trevor gewesen.
    Ich denke an das Schlussmachen unter dem Kastanienbaum. Ich denke an den Sommer, in dem er Super-Hayden mit nach Hause brachte. An die Jahre, die danach verstrichen, ohne dass er etwas anderes als brüderliche Zuneigung für mich zeigte. So viel zu miteinander verschmolzenen Herzen!

28. KAPITEL
    Z wei Tage später bestehe ich den praktischen Teil meiner Prüfung und werde amtlich anerkannte Sanitätshelferin. Zu

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