Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
noch zuwinkt, während sie in den Rettungswagen geschoben wird. Paul steigt zu und schließt die Türen von innen, Jake setzt sich ans Steuer, und eine Sekunde später fahren sie mit Blaulicht und Sirene davon.
Trevor kommt zu mir und kniet sich vor mich hin. „Ist alles in Ordnung, Chastity?“, fragt er, nimmt meine Hand und fühlt meinen Puls.
„Es geht mir gut“, sage ich, ohne ihn anzusehen. Ich zittere noch immer. Trevor sieht mich besorgt an. „Ich werde nicht umkippen“, versichere ich ihm und tauche für den kürzesten Moment in seine karamellbraunen Augen ein. Er drückt meine Hand.
„Du hast es geschafft, Chas.“ Er lächelt. „Du warst eine echte O’Neill da eben.“
„Danke.“ Ich kann nur flüstern.
„Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“, fragt er nach und lässt meine Hand los.
„Ja“, sage ich mit etwas festerer Stimme. „Es war nur ein bisschen … überwältigend.“
Er nickt, dann sieht er zum Einsatzwagen. Santo spricht mit einem Kind, das den typischen, bewundernden „Ich liebe Feuerwehrmänner“-Ausdruck im Gesicht trägt. Helen steigt ins Fahrzeug. Trevor sieht wieder zu mir. „Das ist ein sehr schöner Ring, den du da hast“, sagt er leise.
Trotz meines inneren Aufruhrs versuche ich, locker zu klingen. „Danke. Ryan hat einen guten Geschmack.“
„Nicht nur bei Ringen.“ Er blickt zu Boden. „Ich sollte gehen.“
„Okay.“ Ich fühle mich benommen. „Danke, Trevor.“
Als er weggeht, blitzen die reflektierenden Buchstaben auf dem Rücken seiner Jacke auf. Der Wind spielt mit seinem Haar, ansonsten wirkt er müde und gebeugt. Santo setzt sich hinters Lenkrad, hupt einmal und winkt mir zu. Ich winke zurück und sehe ihnen nach.
Die Polizei spricht mit dem Fahrer des zweiten Wagens und stellt auch mir ein paar Fragen. Ein Abschleppwagen kommt. Als ich endlich gehen darf, rufe ich im Büro an und sage Penelope, dass ich mir für den Rest des Tages freinehme. Dann gehe ich nach Hause, ziehe mir Shorts und ein Trägershirt zum Rudern an. Und wo ich schon dabei bin, ziehe ich den Verlobungsring vom Finger und lege ihn vorsichtig in mein Schmuckkästchen.
35. KAPITEL
R udern ist eine hervorragende Methode, den Kopf frei zu bekommen. Es gibt nichts weiter als das Zischen der Skulls beim Vorfahren in die Auslage und das leise Plätschern beim Einsetzen ins Wasser. Auslage, Rücklage, Setzen und Ziehen. Die leichte Brise trocknet den Schweiß auf meinem Rücken, die Sonne scheint heiß auf meine Beine. Aus dem Park höre ich Kinderlachen. Ein Golden Retriever schnappt einen Frisbee. Dann bin ich am Park vorbeigerudert und sehe keine Menschen mehr, nur Bäume und die Adirondack Mountains, grün, majestätisch und solide wie eine Festung.
Trevors Worte klingen mir noch im Ohr. Du hast es geschafft, Chas. Du warst eine echte O’Neill da eben.
Er hat recht. Ich habe geholfen. Ich habe niemandem das Leben gerettet, habe niemanden aus einer Gefahrenzone befreit oder bin in ein brennendes Gebäude gelaufen, aber ich habe jemandem in der Not geholfen. Doch nach all den Jahren, in denen ich mir so sehnlich wünschte dazuzugehören, in denen ich mich fragte, wie es wohl wäre, das Wissen oder die Fähigkeiten oder den Mut dafür zu haben, fühlt es sich seltsam schal an. Sicher, ich konnte Mary helfen, aber das heldenmäßige Hochgefühl bleibt aus.
Als ich nach Hause komme, liegt Buttercup auf dem Rasen wie tot.
„Komm her, mein Mädchen“, rufe ich. Sie hebt ihren großen Kopf und gehorcht, trottet zu mir herüber, wedelt mit dem Schwanz und lässt sich wieder zu Boden fallen. Ich streichle ihre Ohren und gebe ihr einen Kuss auf die kantige Stirn. „Dir gefällt das, wenn wir zwei Mädels allein sind, hm?“ Sie wedelt wieder mit dem Schwanz. „Mir auch.“
Am Abend liegen Matt und Angela zusammengekuschelt auf dem Sofa und sehen Die Gefährten. Ich komme frisch geduschtdie Treppe herunter und sehe, wie Arwen mithilfe ihres Elbenzaubers eine Flut hervorbringt, um die Ringgeister zu vertreiben und Frodo das Leben zu retten.
„Sie ist toll“, sage ich.
„Genau“, stimmt Angela zu.
„Gehst du aus, Chas?“ Matt dreht sich zu mir um.
„Ja. Ich fahre zu Ryan.“ Ich warte bewusst einen Moment ab, dann frage ich: „Hey, weißt du zufällig, ob Trevor heute Abend arbeitet?“
„Ich glaube nicht. Er hatte tagsüber Dienst“, antwortet Matt, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen.
„Ja, ich weiß. Ich wusste nur nicht, ob er vielleicht
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