Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
wir noch gar nicht gesprochen, Mom. Wir sind noch nicht in der akuten Planungsphase.“
„Wartet nicht zu lange“, rät sie. „Verheiratet zu sein ist wunderbar!“
„Da hast du aber schon anderes erzählt“, brumme ich vor mich hin.
„Das habe ich gehört, junge Dame!“
„Und?“
„Dann sag doch, was du sagen willst.“ Sie klingt gereizt.
„Bist du sicher, dass du jemanden heiraten willst, den du nicht so liebst wie Dad?“, frage ich ebenso gereizt.
„Und bist du sicher, dass du jemanden heiraten willst, den du nicht so liebst wie Trevor?“
Das ist wie ein Schlag in die Magengrube. „Mom!“
„Entschuldige, tut mir leid“, meint sie beschwichtigend. „Ich versuche nur, dir etwas klarzumachen. Der Mann, der das Zeug zum Ehemann hat, ist vielleicht nicht unbedingt derselbe, nach dem du dich sehnsüchtig verzehrst.“
Ich werde blass. „Lass uns das Thema wechseln.“
„Aber es gibt andere Qualitäten, die für eine lebenslange Partnerschaft wichtig sind. Ryan bringt sie mit. Und Harry auch. Warum lässt du mich also nicht einfach machen, hm?“
„Wow. Du bist … Du hast … Jetzt hast du es mir aber wirklich gegeben, Mom.“
„Ich hab dich lieb!“, sagt sie. „Und bitte trag nichts Blaues zur Hochzeit.“
„Ich dachte, es ist dir egal, was ich trage.“
„Das war gelogen. Mir schwebt Rosa vor. Tschüs!“
Die nächste Woche verläuft einigermaßen normal. Mrs. Darling – Libby – schreibt mir täglich E-Mails mit den neuesten Trends von irgendwelchen Hochzeitsmessen in New York City – ob sie wohl ein champagnerfarbenes Kleid tragen dürfe? –, fragt mich, wie viele Gäste meine Hälfte der Gästeliste ausmachen würden (ihre vorläufigen Berechnungen ergaben auf ihrer Seite etwa zweihundertdreiundsiebzig), und natürlich wäre Ryans Schwester (die berühmte Wendy Darling) gern Brautjungfer, ob das wohl in Ordnung wäre? Ich schreibe zurück, dass mir alles recht sei und dass Hochzeitsplanung nicht mein Ding wäre und ich ihr liebend gern alles überlassen würde.
Einmal gehen Ryan und ich abends mit zwei anderen Pärchen essen. Beide Ehemänner sind Chirurgen, ihre beiden Ehefrauen wirken sportlich, elegant und gebildet.
„Gibt es im Krankenhaus auch Chirurginnen?“, frage ich die Männer.
„Natürlich“, sagt Ryan. „Dr. Thrift, Dr. Escobar und Dr. Adams.“
Die anderen Männer nicken stumm, die Frauen lächeln. Oder sie haben noch gar nicht aufgehört zu lächeln, weil ihnen ein permanentes Botox-Lächeln gespritzt wurde.
„Die würde ich auch gern mal kennenlernen“, sage ich.
„Natürlich“, erwidert Ryan. „Alles zu seiner Zeit.“
„Arbeiten Sie, Susan?“, frage ich eine der Ehefrauen.
„Oh nein“, antwortet sie mit fast unbeweglichen Lippen. „Ich bin ganz HUM.“
„Ganz was?“
„HUM. Hausfrau und Mutter.“
„Wie schön“, sage ich. „Zwei meiner Schwägerinnen sind auch … äh … HUMs. Und Sie, Liza?“
„Ich auch! HUM!“, flötet sie. Sie zählen die Aktivitäten ihrer Kinder auf: Geige, Klavier, Gesang, Karate, Basketball, Baseball, Lacrosse, Fußball, Französisch, Schach, Theater. Ich schwöre mir, dass meine Kinder Zeit zum Spielen haben werden, so wie ich früher. Ich habe gespielt und gelesen und bin mit meinen Brüdern durch die Gegend gezogen. Und mit Trevor.
Apropos Trevor: Er hat mir vor vier Tagen eine E-Mail geschickt. Liebe Chastity, ich hoffe, es geht dir gut. Ich wollte dir nur noch einmal gratulieren. Ich hoffe, ich sehe dich bald einmal im Emo. – Trevor.
Ich habe nicht zurückgeschrieben, weil ich einfach nicht weiß, was ich sagen soll. Und ich habe ihn auch nicht im Emo gesehen, weil ich nicht im Emo war. Ich gehe ihm aus dem Weg.
34. KAPITEL
E inige Tage später soll ich über eine Haushaltsdebatte des Stadtrats schreiben. Falls jemand ein Heilmittel gegen Schlafstörungen sucht – ich habe es gefunden!
Um nicht einzunicken und mir dabei womöglich auf die Bluse zu sabbern, sitze ich in der ersten Reihe auf einem unbequemen Metallstuhl, mache mir Notizen und verfluche innerlich Suki, die normalerweise solche Sachen übernimmt, nehme mir aber gleichzeitig vor, ihr eine dicke Tafel Schokolade zu kaufen, weil sie normalerweise solche Sachen übernehmen muss. Das nicht enden wollende Bauprojekt an der Hauptstraße liegt weit über dem Budget. Schon wieder. Der Seniorenausschuss will … Überraschung … mehr Geld. Schon wieder. Die Stadtreinigung … mehr Geld. Ich muss mich kneifen, um wach zu
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