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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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unterteilt ist, sowie einem Konferenzraum und einem engen Kabuff für unsere Chefin.
    „Ich hof fe wirk lich, dass es dir hier ge fällt“, sagt Alan (eins dreiundsiebzig, und das mit dick besohlten Doc Martens) und lächelt breit. Dabei entblößt er einen hässlichen grauen Zahn, der unheilvoll aus einer Reihe normaler Zähne hervorsticht. Ich versuche, ihn zu ignorieren, aber er zieht meine Blicke immer wieder magisch an. Alan hebt eine Braue. Was hat er gesagt?
    „Äh … sicher … ja, ich bin sicher, dass es mir gefallen wird. Danke.“
    „Vielleicht können wir ja später noch etwas trinken gehen, in der Kneipe um die Ecke – quasi die Stammkneipe unserer Redaktion.“
    „Ich … äh … kann nicht …“ Ich kann nicht mehr richtig denken. Der Zahn hat mich in seiner Gewalt.
    „Also, dann … abgemacht“, sagt Alan. „Super.“
    Himmel. Wie ist das Ding nur so grau geworden? Weiß Alan nicht, dass ihm mitten im Mund ein Zahn verfault? Sollte man den nicht ziehen? Ganz sicher sollte er überkront werden. Während Alan spricht, sendet sein grauer Zahn düstere Signale. Seine schmalen Lippen formen Worte, die ich nicht verstehe, weil ich von der dunklen Macht des grauen Zahns gebannt bin. Wie der Ring in Tolkiens Herr der Ringe besitzt er eine unleugbare, hypnotische Kraft. Ein Zahn, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.
    Ich erschauere und schiebe schnell ein paar Bücher auf meinem Schreibtisch zurecht. „Ich sollte jetzt meinen Schreibtisch einrichten“, erkläre ich und hoffe, dass mein Lächeln auch ein solches ist und keine hysterische Schreckensgrimasse.
    „Gut. Sechs Uhr dann?“, fragt Grauzahn nach.
    Ja, Meister. „Wie bitte?“ Ich komme mir wie eine Idiotin vor, aber irgendjemand sollte ihn wirklich mal darauf hinweisen. Entsetzt begreife ich, dass er mich gerade um eine Verabredung gebeten hat. „Nein! Äh … nein, danke. Ich kann nicht. Ich habe … schon etwas anders vor.“ Ich werde rot beim Lügen, aber Alan scheint es nicht zu merken.
    „Ist schon in Ordnung. Wie wäre es mit Freitag?“
    „Ach, weißt du …“, winde ich mich, „ich … äh … verabrede mich grundsätzlich nicht mit Kollegen. Tut mir leid.“ Bitte sehr. Tolle Ausrede. Keine verletzten Gefühle. Alan ist bestimmt ein netter Kerl. Nur äußerlich ziemlich abstoßend. Es ist nicht nur der Zahn – sein Bauch hängt ihm über den Gürtel, er müffelt nach ungelüftetem Großmutterschlafzimmer, und seine spärlichen Haare sind in Donald-Trump-Manier quer über den breiten Mittelscheitel gekämmt.
    „Nein, nein, das soll ja gar keine richtige Verabredung sein. Nur zwei Journalisten, die ein kollegiales Bier zusammen trinken.“ Und wieder nehme ich seine Worte kaum wahr, da ich auf den grauen Zahn starren muss. Vielleicht kann ich akute Übelkeit vorschützen? Wenn ich nicht bald wegsehe, wird mir das sogar sehr überzeugend gelingen.
    „Und? Wie sieht’s aus?“, fragt Grauzahn nach.
    „Weißt du, Alan, ich glaube, ich habe heute Morgen etwas Komisches gegessen“, beginne ich.
    „Oh, da habe ich was“, bietet er sofort an und greift in die Brusttasche seines Jacketts.
    Glücklicherweise (oder auch nicht) stürmt in diesem Moment Lucia durch die Tür, einen Karton Donuts in der einen, diverse Tageszeitungen und Kaffeebecher in der anderen Hand. „Guten Morgen!“, zwitschert sie und bleibt direkt vor meinem Schreibtisch stehen. „Ach, Chastity. Genau, heute ist ja dein erster Tag.“ Sie zieht die Nase kraus. „Wir haben jeden Montag und Mittwoch Meeting. In zehn Minuten. Hab deine Ideen parat.“
    „Guten Morgen, schön, dich zu sehen“, antworte ich und hebe eine Augenbraue. Lucia ist Redaktionsassistentin bei der Eaton Falls Gazette und arbeitet hier, seit sie achtzehn ist, also fast ihr halbes Leben. Wie mir Penelope, die Eigentümerin und Herausgeberin, bei meiner Einstellung anvertraute, hatte sich auch Lucia auf meine Stelle beworben und war tief verletzt, als sie sie nicht bekam.
    Und schon rauscht Penelope in die Redaktion. „Morgen“, grüßt sie mit einem schweren Seufzer. „Chastity, kann ich dich bitte gleich in meinem Büro sprechen?“
    „Natürlich.“ Ich stehe auf. Lucia mustert mich kritisch von Kopf bis Fuß und schnaubt leise. Ich versuche, sie nicht weiter zu beachten, und folge Penelope in ihr Büro.
    „Erst einmal herzlich willkommen, natürlich. Ich freue mich, dass du hier bist. Hör mal, Chastity, kennst du dich mit Hautkrebs

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