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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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aus?“ Sie zieht den Ausschnitt ihres Pullovers nach unten. „Sieh dir mal diesen Leberfleck an. Verändert der seine Farbe? Ich finde, das sieht nach Hautkrebs aus.“
    „Na ja, ich weiß nicht recht …“
    „Was meinst du? Sieht das bösartig aus?“
    Ich betrachte ihren Hals. „Ich weiß ja nicht, wie das vorher ausgesehen hat, also …“
    „Sieht das nicht trotzdem wie Hautkrebs aus?“
    „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht wäre es besser, wenn ein Arzt sich das anguckt“, schlage ich vor.
    Penelope lässt sich lautstark auf ihren Bürosessel plumpsen. „Du hast recht, absolut recht. Entschuldige. Ich war die ganze Nacht wach und habe mir Fotos im Internet angesehen“, erzählt sie. „Melanom.net, dermis.net, die ganze Palette. Furchterregend.“
    „Tut mir leid.“
    „Ist schon gut. Herzlich willkommen! Willkommen bei der Eaton Falls Gazette. Hat Lucia dich schon geärgert?“ Sie lächelt und setzt sich gerade hin.
    „Eigentlich nicht.“ Ich lächle zurück.
    „Bist du bereit für das Meeting?“
    „Natürlich. Und ich freue mich wirklich sehr, hier zu sein.“
    Ich bin tatsächlich erleichtert, der täglichen städtischen Hektik in Newark entkommen zu sein. Hier bin ich für Unterhaltung und Lifestyle zuständig: Geschäftseröffnungen, die Pensionierung eines Rektors, das Erblühen der Narzissen im Memorial Park. Alan dagegen kümmert sich um die „harten Fakten“ wie Lokalpolitik, Wirtschaft und Sport.
    Zehn Minuten später sitzen wir alle im kleinen Konferenzraum. Die gesamte Belegschaft besteht aus Penelope, Alan, Lucia, Carl, unserem Stammfotografen, und Angela Davies, Redakteurin für den Bereich Essen und Trinken. Suki, eine Journalistin in Teilzeit, wird die Artikel übernehmen, die Alan und ich nicht schaffen. Pete ist für die Werbung zuständig und Danielle fürs Layout. Das sind alle, und im Gegensatz zu unserer riesigen Redaktion in Newark ist es richtig gemütlich.
    „Also“, beginnt Penelope und betastet ihren Leberfleck. „Was habt ihr für mich?“
    Alan gibt einen Abriss der Storys, die er diese Woche fürrelevant hält. Es sind überregionale Ereignisse, denen er ein wenig Lokalkolorit beimischen will: Ein ehemaliger Stadtbewohner scheint Verbindungen zum Mob in Florida zu unterhalten. Hat der derzeitige Benzinpreis Einfluss auf den Tourismus in den Adirondacks? Er berichtet von der Dauerbaustelle entlang der Hauptstraße, wo alle Wasserleitungen ersetzt werden müssen. Außerdem läuft noch immer die Untersuchung, ob der Abgeordnete unseres Bundesstaates – oh Schreck! – illegale Spenden zur Wahlkampffinanzierung entgegengenommen hat. Abgesehen von seinem Zahn und der Unfähigkeit, eine Abfuhr zu erkennen, scheint Alan recht kompetent zu sein.
    Dann bin ich an der Reihe. „Ja, hallo“, beginne ich, „ich möchte noch einmal sagen, wie sehr ich mich freue, hier zu …“
    „Ich habe eine super Idee für eine Story“, unterbricht Lucia. „Eine Frau in Pottersville hat den viertlängsten Schal der Welt gestrickt. Ich dachte, das ist eine schöne Geschichte … Welche Wolle hat sie verwendet, welches Muster, woher hatte sie die Idee, was hat sie inspiriert …? Unsere Leser werden das lieben!“ Sie sieht mich herausfordernd an, da sie wohl hofft, dass ich dagegen bin.
    „Ich bin dagegen“, sage ich. Penelope unterdrückt ein Schmunzeln. „Ich finde, die Gazette sollte sich auf Storys mit mehr Substanz konzentrieren.“
    Mein Widerspruch wird natürlich nicht gut aufgenommen.
    „Tja, vielleicht solltest du erst einmal lernen, was unsere Leser wollen, Chastity“, gibt Lucia zurück. „Du bist gerade erst angekommen …“
    „Ich bin hier aufgewachsen“, werfe ich dazwischen.
    „… und du wirst dich wundern, wie häuslich die Menschen hier sind. Ist es nicht so, Penelope?“
    Penelope reibt ihren Leberfleck. „Hm … ja, du hast natürlichrecht, Lu, aber ich finde, wir sollten erst einmal sehen, was Chastity so vorhat. Deshalb haben wir sie ja eingestellt. Sie bringt viel Erfahrung mit.“
    „Aber nicht im Unterhaltungssektor“, protestiert Lucia. „Unterhaltung ist …“
    „Sie hat einen Master in Journalismus von der Columbia. Sehr beeindruckend.“ Penelope lächelt. Ich nicke freundlich beim Hinweis auf meine gute Ausbildung. Doch ganz gleich, wo ich studiert habe – Lucia wird mich trotzdem hassen. Penelope hat mich schon bei meinem Einstellungsgespräch vor ihr gewarnt. Sie sagte, ich sei bei Weitem die beste Bewerberin für den Job und dass

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