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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Kopf in meinem Schoß. Bitte sehr, es geht wieder. Übelkeit einigermaßen unter Kontrolle.
    „Und hier sehen wir eine Hautablederung an sämtlichen Fingern einer Hand. Mein Gott, ist das fürchterlich!“
    Ich bin so geistesgegenwärtig, meine Augen zu schließen und dabei den Kopf zu senken, sodass Bev es nicht mitbekommt, doch ihrer Stimme kann ich nicht entrinnen. „Sie sehen, dass die Haut sauber von der Hand abgezogen ist, fast so, als wäre es ein Handschuh. Sehr schwer zu behandeln, oft muss von anderer Stelle neue Haut transplantiert werden. Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Chastity?“
    Beim Klang meines Namens öffne ich automatisch die Augen. Verdammt! Jetzt sehe ich die Hand. Ach, du liebe Zeit! Das ist das bisher schlimmste Bild. Als ich die blutroten Finger und die gelbliche, wachsartige Haut sehe, die aussieht, wie abgezogener Stoff … oh Gott, ja, sie hat recht, es ist eine abartig „saubere“ Verletzung, und ich kann Adern und Muskeln und Fingernägel erkennen … ja, die Fingernägel … sind noch dran …
    „Es geht mir gut“, presse ich hervor.
    Den Rest der Stunde singe ich in Gedanken Bruce Springsteens „Born to Run“, das letzte Lied, das ich vorhin zu Hause gehört habe, und studiere eingehend die Snickers-Verpackung, die auf dem Boden liegt. Es ist nicht einfach, und am Ende der Stunde bin ich schweißgebadet, da trotz aller Anstrengung immer wieder einzelne Worte von Bev in den Songtext sickern. Patellare Dislokation. At night, we ride … Arterielle Blutung. Through mansions of glory … SchwereKopfverletzung. In suicide machines. Noch nie hat mir ein Song mehr aus dem Herzen gesprochen. Born to run , jawohl!
    Ich verschwinde kurz auf der Toilette, um meine Gesichtsfarbe zu überprüfen. Sie ist grünlich. Vielleicht war das Ganze doch ein Fehler. Nachdem ich mir ein paar Handvoll Wasser ins Gesicht gespritzt habe, geht es mir besser. Ich werde durchhalten. Ich werde es versuchen. Ich habe sogar noch genug Energie, um zu überlegen, ob ich Mr. New York Times / Mr. Dressman wohl nächste Woche wiedersehen werde.
    Nächste Woche … Bah! Aber ich muss wiederkommen. Vielleicht wird es gar nicht so schlimm. Vielleicht gewöhne ich mich daran. Immerhin habe ich es heute gut überstanden. Na ja, so einigermaßen.

7. KAPITEL
    E inige Tage später stehe ich in meinem großen Badezimmer vor dem Spiegel – das Einzige, was dort funktioniert, da die Jungs sich immer noch nicht aufgerafft haben, mit dem Renovieren anzufangen. Ich bin heute Abend verabredet und sehe relativ weiblich aus. So weit, so gut.
    Ich gehöre eigentlich zu den Frauen, die sich nicht gern herausputzen. Meine Kleidung war schon immer bequem und praktisch und nicht notwendigerweise nach ihrer Signalwirkung für das andere Geschlecht ausgewählt. Bei der Arbeit trage ich eine Hose und eine schlichte Bluse, dazu vielleicht einen guten Wollpullover, alles in gedämpften Farben. Zu Hause bevorzuge ich Sweatshirts verschiedener Jahrgänge, normalerweise mit einem Logo der Yankees an irgendeiner Stelle. Außerdem habe ich eine Schwäche für T-Shirts mit Motiven von Herr der Ringe . Flanellhemden, Jeans und diese tollen, wetterfesten Halbstiefel von L. L. Bean kann man zehn Monate im Jahr gut tragen.
    Als ich allerdings neulich Abend mit Elaina essen war und jemand mich mit Lucky verwechselte, fühlte ich mich genötigt, meine Kleiderphilosophie neu zu überdenken. Ich ließ mich also von meiner besten Freundin, die eine Vorliebe für grellfarbige Oberteile mit weitem Ausschnitt hat, die ihr Dekolleté gut zur Geltung bringen, ins Einkaufszentrum schleifen. „Wirst du wohl aufhören zu maulen“, herrschte sie mich an. „ Madre de Dios , sei still! Ein oder zwei Mal im Jahr einen Rock zu tragen, wird dich nicht umbringen, querida , aber ich könnte das, verstanden?“
    In meinem Kleiderschrank befinden sich jetzt also nicht mehr nur Flanellhemden und Jeans, sondern auch ein paar bunt gemusterte Röcke, ein paar neue Pullover (einer ist rosa, aber bitte nicht weitersagen) und sogar ein Paar Sandalettenmit schmalen Riemchen, die nicht halb so bequem sind wie meine Lieblingsschuhe, ein abgetragenes Paar halbhohe, rote Sneakers. Ich sage mir, dass es nur zu meinem Besten ist.
    Und mein Bestes könnte heute Abend beim „Single-Shopping“ auf mich warten, so dubios es auch klingen mag. Ich unterdrücke die Versuchung, mein ausgeleiertes „I Love Yankees“-T-Shirt anzuziehen und laufen zu gehen, gebe mir selbst das

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