Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
schulische Ausbildung. Beeindruckende Karriere. Und hey, seien wir doch mal ehrlich: Er sieht einfach wahnsinnig gut aus. Während ich seiner wohlklingenden Stimme lausche, verstärkt sich das kribbelige Gefühl in meinem Bauch und breitet sich bis in Arme und Beine aus. Kaum zu fassen, dass ich diesem Mann gegenübersitze!
Ryan erkundigt sich nach meinen Nichten und Neffen, und nachdem ich alle Namen aufgezählt habe, frage ich nach Kindern in seiner Verwandtschaft.
„Da sind leider keine. Meine Schwester und ihr Mann haben sich gegen Kinder entschieden“, antwortet er. „Aber ich hätte gern eine Familie. Was ist mit Ihnen? Wollen Sie irgendwann Kinder?“
Ich bin überrascht. Das ist nicht das übliche Erste-Vera-bredungs-Geplauder. Gerade wollte ich die Yankees-Mets-Frage klären. „Na ja, wissen Sie … Ich stamme aus einer großen Familie, da möchte ich selbst natürlich auch irgendwann Kinder haben.“
„Gut.“ Er setzt ein strahlendes Lächeln auf und entblößt seine perfekten weißen Zähne. „Ich halte es für gut, wenn wir am Anfang gleich klären, ob wir beide dasselbe wollen, bevor es ernst wird, finden Sie nicht, Chastity? Ich würde nicht gern drei Monate lang eine Beziehung mit Ihnen haben, nur um dann zu erfahren, dass Sie niemals heiraten und auch keine Kinder wollen.“
„Äh … ja … sicher“, stammele ich. Dann bekomme ich mich wieder in den Griff. „Genau. Sehr vernünftig.“
„Ich weiß, dass das hier offiziell ein Interview ist“, fährt er fort, „aber ich muss gestehen, dass ich Sie sehr gern wiedersehenwürde. Zu einer richtigen Verabredung. Ich finde, das mit uns hat Potenzial.“
Daddy und ich haben uns kennengelernt, als ich ihm zwischen die Beine getreten habe, meine Süßen … „Sie sind … na ja … ziemlich direkt.“ Ich lache leicht verlegen, und er lächelt zurück. Er hat ein wunderschönes Lächeln. Was kümmert es schon, dass er mit der Tür ins Haus fällt? Er hat doch recht. Warum nicht gleich zum Punkt kommen? „Danke, Ryan. Das klingt wunderbar.“
„Hallo, Chastity“, höre ich eine vertraute helle Stimme. Ich drehe mich um und sehe Angela, den Oberkellner und –Trevor. Mein Magen zieht sich vor Schreck zusammen. Angela und Trevor.
„Oh, hallo! Hallo, Angie! Hallo, Trevor! Äh … Das hier ist Ryan Darling. Ryan, ich glaube, Angela kennen Sie schon aus dem Kurs, und … ach ja, Trevor haben Sie letzte Woche im Emo getroffen.“
„Nett, Sie wiederzusehen“, murmelt Ryan zu Angela und schüttelt beiden die Hand.
„Ich wusste ja gar nicht, dass ihr auch hierherkommen wolltet“, sage ich. Das klingt ein wenig unhöflich. „Ich meine, es ist eine tolle Empfehlung.“ Beruhige dich, Chastity. Dein guter alter Freund Trevor hat eine Verabredung –na und? Immerhin ist er nicht mit Super-Hayden zusammen.
„Tja, als Trevor hörte, dass ich dir dieses Lokal empfohlen habe, wollte er es auch ausprobieren“, meint Angela. „Wie ist euer Essen denn so?“ Sie ist rot geworden.
„Wir haben noch nicht gegessen. Möchten Sie sich zu uns setzen?“, bietet Ryan höflich an.
Nein! Mein Herz klopft mir plötzlich bis zum Hals.
„Oh, nein, das ist sehr nett, aber …“ – Trevor sieht mich an – „wir wollten eigentlich nur Hallo sagen.“ Wir. „Genießen Sie Ihr Essen. Bis demnächst, Chastity.“
„Ja. Natürlich. Tschüs. Guten Appetit.“ Ich schüttle den Kopf über mich selbst und atme tief durch.
„Ist das einer Ihrer Brüder?“, erkundigt sich Ryan, als die beiden verschwunden sind.
„Nein, nicht richtig“, sage ich und zwinge mich bewusst, den Mann mir gegenüber anzulächeln. „Trevor ist ein alter Freund. Ein Freund der Familie. Auch meiner. Also auch ein Freund von mir, meine ich, seit Kindertagen.“ Hör auf zu schwafeln. Hör. Auf. Zu. Schwafeln.
„Aha, ich verstehe“, sagt Ryan. Dann legt er den Kopf zur Seite. „Und? Lesen Sie viel, Chastity?“
„Ja, das tue ich“, antworte ich und nenne das letzte Buch, das ich gelesen habe und das glücklicherweise etwas Anspruchsvolles war und keines meiner Herr der Ringe -Comic-Hefte. Trevor und Angela sitzen drei Tische weiter, gerade nahe genug, dass ich hin und wieder einen Satz aufschnappen kann.
Ein herausragendes Talent aller O’Neills ist Lauschen, fast so eine Art Überlebenstechnik, da alle wichtigen und faszinierenden Themen des Lebens – Sex, Geld, Verbrechen – nur im Flüsterton und in gehöriger Entfernung von uns Kindern besprochen wurden. Wenn
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