Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
nur ein Fiepen herauskommt. Ich stolpere zurück, halte mich an einem Waschbecken fest und krümme mich vor Lachen. Trevor legt seine freie Hand über die Augen und lacht ebenfalls, ein wohlklingendes, ungehemmtes Lachen aus voller Kehle, bei dem mir ganz warm ums Herz wird.
„Ach, Trevor!“, keuche ich. „Vielleicht sollte ich einfach durch den Hinterausgang verschwinden.“
„Nein, nein“, erwidert er halb erstickt und beruhigt sich wieder. Er wischt sich über die Augen und lächelt mich an. „Wir schaffen das schon. Du hast eine Verabredung mit einemnetten Kerl, und das wollen wir nicht kaputt machen. Keine Sorge, Chas. Wir kriegen das hin.“ Er schraubt die Düse von der Flasche, gießt ein bisschen Bleiche auf ein Papiertuch und beugt sich über den Fleck. „Ich wusste gar nicht, dass Fleckentfernen so viel Spaß macht“, murmelt er und unterdrückt ein Grinsen.
Ich lache nicht mehr. Ich will hören, wie er sagt: Komm, lass uns abhauen. Ich sage Angela einfach, ich müsste schnell weg, und dann können wir uns eine Pizza holen und zu mir gehen. Stattdessen will er, dass ich einen schönen Abend mit Ryan habe. Blödmann. Mistkerl. Retter. Prinz. Muss er denn so ein Wohltäter sein?
„Bitte sehr“, sagt Trevor. „Siehst du? Das Grüne ist fast weg. Es sieht doch ganz gut aus, oder? Jetzt muss es nur noch trocknen, und alles ist in Ordnung.“ Er richtet sich auf und lächelt. Ich kann tief in seine Augen sehen, in diese schönen, warmen, karamellbraunen Augen.
„Danke.“
„Gern geschehen“, erwidert er sanft. Drei Herzschläge lang sagt er nichts mehr. Dann tritt er einen Schritt zurück, und der Moment ist vorbei.
Ich räuspere mich. „Du bist der Beste, Trev. Wenn das mit der Feuerwehr nicht mehr klappt, kannst du ja eine Reinigung aufmachen oder so was.“
Es ist ein schwacher Witz, aber er lächelt. „Ach, Angela ist übrigens schwer in Ordnung. Sehr nett.“
„Oh ja, sehr, sehr nett.“
„Also dann … Einen schönen Abend noch.“ Er dreht sich um und verlässt die Damentoilette.
Ich kümmere mich um meine Bluse. Sie ist noch etwas feucht, aber der grüne Fleck ist verschwunden, und nach einer Minute Trockenreiben sieht sie wieder ganz normal aus. Ich wasche mein Hände und betrachte mein Spiegelbild. „Ryan Darling“, sage ich leise. „Ryan. Mein Freund ist Arzt.Hallo. Das ist mein Mann Ryan. Er ist wunderbar. So vernünftig. So klug. Und haben Sie jemals solche Wangenknochen gesehen? Kaum zu fassen, oder?“
Als ich wieder an meinen Platz zurückkehre, kann ich Trevor wunderbar ignorieren, und wenn ich aus dem Augenwinkel doch mal sehe, wie er zu mir herüberlächelt, dann nehme ich es kaum wahr.
15. KAPITEL
W as ist denn hier passiert?“, fragt Ernesto und sieht mich besorgt an.
„Ein Blitz hat mich getroffen“, stöhne ich. Durch meine blinzelnden Wimpern hindurch sehe ich, dass Ernesto Mühe hat, nicht zu lachen.
„Haben Sie Schmerzen?“, will er wissen.
„Ja, unglaubliche Schmerzen. Alles tut weh. Und ich glaube, meine Augen bluten. Bitte helfen Sie mir.“
Ernesto schnaubt kurz und pumpt die Blutdruckmanschette auf, sodass sie sich straff um meinen Oberarm spannt. Dann löst er den Druck und wartet. „Hundertzwei zu fünfzig? Ist das möglich?“, fragt er ungläubig nach.
„Ich rudere“, sage ich stolz.
„Wirklich? Bist du das etwa, die ich da jeden Morgen auf dem Hudson sehe? Gegen sechs Uhr?“
Ich nehme die Manschette ab und schiebe sie Ernesto um den Bizeps. „Ja, das bin ich. Probier’s doch auch mal aus. Es macht Spaß.“
„Das würde ich gern.“
„Ich kann es dir gern zeigen“, sage ich und drücke die kleine Pumpe. „Jetzt halt still, damit ich etwas höre.“ Ich stöpsele das Stethoskop in die Ohren und warte. „Hundertdreiunddreißig zu sechsundachtzig, mein Freund. Zeit, ein paar Pfunde zu verlieren und mit dem Training anzufangen. Ich erwarte dich morgen früh um halb sechs am kleinen Bootshaus am Ende der Uferstraße.“
„Ich sehe schon, du kommandierst gern herum“, meint Ernesto grinsend.
„Gefällt dir das etwa?“, frage ich zurück.
„Ich bin verheiratet, also muss es mir doch gefallen“, entgegnet er und tätschelt mir sanft den Arm. „Meinst du das ernst mit dem Rudern? Meine Frau drängt schon die ganzeZeit, dass ich was tun soll.“
„Klar! Das wird lustig.“ Ich reiße den Klettverschluss der Manschette auf.
„Okay, gute Arbeit, Leute!“, dröhnt Bev. „Packt zusammen, und dann raus mit euch.
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