Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
mein Ziel.“
„Er ist doch aber kein Feuerwehrmann, oder?“, fragt Dad mit drohendem Unterton.
„Nein, Dad“, entgegne ich übertrieben geduldig. „Kein Feuerwehrmann würde es je wagen, mit deinem kleinen Mädchen auszugehen, okay? Er ist Chirurg.“
„Wie schön für dich. Ein Arzt! Prima.“
Ich verdrehe die Augen.
„Du weißt, was ich meine.“ Dad steht ebenfalls auf und nimmt mich in den Arm. „Sieh mal an“, sagt er dann, „ein graues Haar!“ Er wühlt auf meinem Kopf, um das graue Haar von den schwarzen zu trennen und mir zu zeigen, wie ich annehme. „Oh, da sind ja ganz viele!“
Ich schlage seine Hand weg. „Herzlichen Dank, Dad! Sie kommen wahrscheinlich von dir und Mom und eurer ganzen Streiterei.“ Er grinst. „Ich muss los. Ich wünsch dir noch einen schönen Abend!“
„Pass auf deine Mutter auf, ja? Und erzähl mir was über diesen Harry.“
„Nein. Ich werde Mom nicht ausspionieren, das habe ich dir schon mal gesagt. Außerdem hast du selbst erkannt, dass sie dich nur quälen will. Und falls du mich zwingst, Partei zu ergreifen, werde ich Mom wählen. Siebzehn Stunden Wehen, weißt du noch?“
„Natürlich weiß ich das noch. Ich war ja dabei. Der schönste Tag meines Lebens.“
„Ich hab dich lieb, Dad.“ Ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange. „Und keinen Whiskey mehr, hast du gehört? Einer reicht.“
„Ja, ja. Ich hab dich auch lieb, mein Küken. Mach dir keine Sorgen um deine Mutter und mich. Wir kommen schon klar. Wir lieben uns. Und ich trinke wirklich nicht viel.“
„Gut zu wissen.“ Ich nehme meine Jacke und Buttercups Leine, die ich an ihr Halsband klicke, um sie von der Couch zu ziehen. Sie öffnet noch nicht einmal die Augen und tut so, als wäre ich gar nicht da.
„Ist dieser Hund überhaupt noch am Leben?“
„Ich glaube schon.“ Endlich rutscht Buttercup vom Sofa und blinzelt trübe. Da sie sich weigert aufzustehen, muss ich meine Arme um ihre Brust legen und sie hochziehen. Widerstrebend kommt sie auf die Beine.
Dad hält die Tür auf. „Pass auf dich auf. Soll ich dich nicht doch lieber nach Hause bringen? Oder frag Trevor. Der wohnt nur ein paar Häuser weiter.“
„Es geht schon, Daddy. Bis bald.“
Er winkt. „Halt mich mit diesem Arzt auf dem Laufenden. Viel Glück!“
Ich gehe die Treppen hinunter und überlege, was mich da gerade gestört hat. Er denkt noch in alten Mustern, sage ich mir, und früher war es eben etwas ganz Besonderes, einen Arzt zu heiraten – früher, als Ärzte noch mehr verdienten als Klempner und Frauen mit dem ersten Kind ihre Arbeit aufgaben. Trotzdem ärgert es mich ein bisschen. Schon zwei Mal bin ich heute dazu beglückwünscht worden, mit einem Arzt auszugehen. Toll. Vielleicht sollte er derjenige sein, den man beglückwünscht, weil er mit mir ausgeht? Hat schon mal jemand daran gedacht?
Ich gehe die Straße hinunter, an Trevors Haus vorbei, was noch nicht einmal ein Umweg ist. Da ist es doch nur normal, dass ich zu seiner Wohnung hochschaue, so wie ich das bei anderen auch tue, oder nicht? Und tatsächlich steht dort jemand im vierten Stock, direkt am Fenster. Jemand mit blonden Haaren. Vielleicht Angela? Vielleicht auch Super-Hayden. Es ist offensichtlich, dass Trevor blonde Frauen bevorzugt.
Ich wende den Blick ab, bevor ich anfange, allzu genau hinzusehen, bevor doch so etwas wie Spionieren daraus wird. Trotzdem ist mir schwer ums Herz.
16. KAPITEL
K omm sofort rein!“, bellt Penelope am nächsten Morgen mit untypischer Schärfe.
„Was ist los?“ Ich gehe in ihr Büro und werfe meinen Rucksack auf einen ihrer Stühle.
Sie dreht ihren Bildschirm zu mir herum. Mir bleibt vor Schreck der Mund offen stehen. „Ach, du Scheiße!“, krächze ich.
Auf dem Monitor ist eine comicartige Animation zu sehen. In Farbe. Mit Aragorn. Und Legolas. In eindeutig nicht jugendfreier Pose, wobei Legolas sich offenbar gut amüsiert.
„Was soll das denn, zum Teufel?“ Mein Herz beginnt zu rasen, meine Kehle wird trocken. „Jemand muss sich in unsere Homepage gehackt haben. Ich muss … das sofort entfernen!“
„Ja, tu das!“, sagt Penelope.
Ich haste zu meinem Schreibtisch und stelle den Computer an. Während er hochfährt, merke ich, dass alle im Büro sich bemühen, mich nicht anzusehen. Lucia sitzt am Telefon, wo sicher alle paar Minuten ein entsetzter Leser anruft. Carl spricht leise mit Danielle vom Layout und blickt ab und zu verstohlen zu mir herüber. Was soll das nur? Wer hat das bloß
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