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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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auf der Heizung.
    „Oh, du hast dich ja schön eingerichtet“, sage ich.
    „Werd nicht frech. Willst du was trinken?“ Dad trägt immer noch seine Arbeitsklamotten – dunkelblaue Hose und ein Polohemd mit dem Malteserkreuz rechts auf der Brust, das Zeichen der Feuerwehr. Sein dichtes, grau meliertes Haar sieht zerzaust aus.
    „Gern“, sage ich. „Hast du ein Bier?“
    „Kommt sofort.“
    Buttercup fläzt sich vor dem Sofa auf den Boden, und ich steige über sie hinweg, um mich hinzusetzen. Dad bringt mir ein Bier, für sich selbst einen Whiskey, setzt sich neben mich und legt mir den Arm um die Schultern.
    „Spielen eigentlich die Yankees heute Abend?“, frage ich ihn.
    „Nein, heute ist Spielpause.“ Er sieht mich an. „Was bringt dich zu mir, Küken?“
    „Ich war nur spazieren und dachte, ich schaue mal vorbei. Wie geht es dir, Daddy? Wirst du die Kisten irgendwann noch auspacken?“
    Er seufzt. „Tja, ich hätte nie gedacht, dass ich so lange hier wohnen würde.“ Er zieht seinen Arm wieder weg. Eine Weile sitzt er schweigend da, hält mit beiden Händen das Whiskeyglas und nippt daran. „Deine Mutter ist jetzt mit jemandem zusammen, wusstest du das?“
    Ich nicke.
    „Ist es ernst? Sie will mit mir nicht darüber reden.“
    „Ich … ich weiß es nicht, Dad. Ich finde aber wirklich, du solltest in den Ruhestand gehen.“
    „Ach ja?“, schnaubt er. „Damit ich blöde rumsitzen und mich am Arsch kratzen kann? Auf der Feuerwache herumhängen kann und mir wünschen, ich würde immer noch arbeiten?“
    Buttercup steht auf und schlägt mit der Rute. Fast hätte sie meine Bierflasche umgeworfen, doch ich kann sie noch rechtzeitig festhalten und kraule meinen Hund hinter dem linken Ohr. „Ruuhhh“, jault sie glücklich. Dad muss schmunzeln, und Buttercup nimmt das als Aufforderung, sich neben uns auf die Couch zu quetschen. Dann legt sie ihre Vorderpfoten und den großen Kopf auf meinen Beinen ab.
    „Du bist der hässlichste Hund, den ich je gesehen habe“, meint mein Vater und streichelt ihre langen Ohren. Dankbar wedelt sie mit dem Schwanz.
    „Zurück zum Thema, Dad. Es gibt so viele Dinge, die du tun könntest. Reisen, Golf spielen, hin und wieder nach New York City fahren … du weißt schon. Wie ein ganz normaler Rentner.“
    „Ich will nicht normal sein“, sagt er und klingt dabei wie eines seiner Enkelkinder, wenn es schmollt. „Ich bin Feuerwehrmann.“
    Ich überlege. „Wie ist das so, Dad? Jemanden zu retten, meine ich.“
    Erst sagt er eine Weile gar nichts. „Es ist wie ein Rausch“, gesteht er dann. „Wenn alles gut ineinandergreift und jeder seine Aufgabe erledigt und du tatsächlich jemanden rausholst, ist das wirklich erhebend.“
    Ich versuche, es mir vorzustellen. Jemandem das Leben zu retten, jemanden aus Gefahr retten, nur um zu helfen … derjenige zu sein, der alles richtig macht, anstatt durchzudrehen und den Koffer fallen zu lassen! „Ich wünschte, ich könnte so was auch“, erwidere ich beinahe flüsternd. „Jemanden retten.“ Ich sehe meinem Vater in die Augen. „Mehr so sein wie du und die Jungs.“
    Dad verdreht die Augen. „Ach, was soll’s? Zurück zu deiner Mutter.“
    Na, klar. „Zurück zu deinem Ruhestand, meinst du.“
    Dad verzieht das Gesicht und sieht dabei Dylan sehr ähnlich. „Ich will noch nicht in den Ruhestand. Mehr ist dazu nicht zu sagen.“
    „Du wolltest aber auch keine Scheidung. Und du willst nicht, dass deine Frau mit einem anderen zusammen ist.“
    „Sie wird das mit diesem Typen nicht wirklich durchziehen“, behauptet Dad voll überschäumendem männlichen Selbstbewusstsein. „Sie will mir nur einen Denkzettel verpassen. Um mich zu quälen. So ist das nun mal in einer Ehe.“ Er lehnt sich zurück und reibt über sein Gesicht. „Apropos Feuerwehrmänner und ihre missratenen Ehen … Hast du mal mit Mark gesprochen? Er ist in letzter Zeit furchtbar angespannt.“
    „Ich weiß. Er und Elaina durchleben offenbar gerade einen Höhepunkt ihrer Ehe. Von jeder Seite jede Menge Quälereien.“
    Dad stöhnt, und Buttercup fällt ein. „So ein Mist. Was gibt’s sonst Neues, Küken?“
    Meine Beine drohen unter Buttercups Gewicht einzuschlafen, also winde ich mich frei, stehe auf und fange an, die T-Shirts meines Vaters zusammenzulegen. „Na ja, ich habe da jemanden kennengelernt … Wir gehen jetzt zum zweiten Mal zusammen aus.“
    „Damit es dir bald auch so schlecht geht wie uns allen?“
    „Genau. Das war schon immer

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