Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
klingt ja, als hättet ihr gutes Potenzial.“
Meine Kehle wird eng. „Oh ja! Definitiv. Hör zu, ich geh ins Bett. Brauchst du noch was? Kissen, Decke, sonst was?“
„Ich habe alles, danke. Gute Nacht, Chastity.“
„Gute Nacht, Trev.“
Oben in meinem Zimmer liegt Buttercup schon auf ihrem üblichen Platz, was bedeutet, dass sie drei Viertel meines breiten Bettes in Beschlag nimmt. Ich ziehe mich aus. Dann fällt mir ein, dass ich mir noch gar nicht die Zähne geputzt habe. Da ich hier oben immer noch kein eigenes Badezimmer habe, müsste ich nach unten gehen und riskieren, Trevor nochmals über den Weg zu laufen.
Was soll’s? Ich lege mich auf den schmalen Streifen in meinem Bett, der mir bleibt, schiebe Buttercup mit den Füßen noch etwas zur Seite und seufze.
Mit Sicherheit habe ich in den letzten Jahrzehnten viel zuviel Zeit damit verbracht, über Trevor nachzudenken. Und anstatt über Trevor nachzudenken, befehle ich mir nun, über den erreichbaren, an einer festen Beziehung interessierten Ryan Darling nachzudenken.
Ich glaube, ich könnte Ryan womöglich lieben. Wie ich Trevor schon sagte, scheint er ein netter, ehrlicher und fleißiger Typ zu sein. Er ist nicht auf die Weise lustig, wie ich es gewohnt bin, aber er ist auch nicht unlustig. Und da ist eine gewisse Chemie zwischen uns, so viel steht fest. Es war zwar kein berauschendes Feuerwerk mit ihm, aber immerhin so was wie ein Funkeln, und es war ja auch erst das erste Mal. Er sieht sehr gut aus. Unsere Kinder würden sicher hübsch, stark und groß werden. Und klug. Nobel-Uni-Möbelpacker.
Ja, wir haben es getan. Haben unsere Beziehung auf die nächste Stufe gehoben, und falls das ein bisschen schnell ging, wie Trevor so beunruhigend erwähnte … na und? Ryan und ich sind beide erwachsen und sogar schon über dreißig. Keine große Sache also. Bei diesem Gedanken zucke ich innerlich zusammen. Keine große Sache.
Es ist nicht so, dass der Sex mit ihm nicht schön war. Das war er. Sehr schön sogar. Wir haben uns Zeit gelassen, er ist auf mich eingegangen, hat sich um den Schutz gekümmert und alles. Es war sehr schön. Wenn ich es benoten sollte, würde ich eine 2+ geben. Guter, handfester, achtsamer Sex. Wie eine herzhafte Hackfleischmahlzeit. Und wenn „schön“ nicht unbedingt das ist, was eine Frau sich erträumt … wenn sie statt Fleischbällchen lieber Filet mignon möchte, Erdbeben anstelle von Sicherheit, etwas eher Wildes, etwas weniger Sanftes … tja, dann sollte sie sich das vielleicht endlich aus dem Kopf schlagen.
18. KAPITEL
A lles Gute zum Muttertag“, sage ich und überreiche Tulpen, Pralinen und Glückwunschkarte. „Ach, Schätzchen! Wie lieb von dir!“, ruft meine Mutter und reißt die Pralinenpackung auf. „Sehr, sehr lieb! Möchtest du auch eine?“
„Nein, nein, die sind alle für dich.“
Mom liest die Karte, bekommt feuchte Augen und umarmt mich. „Ich hab dich auch lieb, meine Süße. Sag es nicht den Jungs, aber dich hab ich am liebsten.“
„Von wegen ‚Sag es nicht den Jungs‘“, knurrt Jack dazwischen. „Das reibt sie uns bei jeder Gelegenheit unter die Nase!“
Ich gebe meinem ältesten Bruder einen Kuss. „Du armes, vernachlässigtes Baby! Hat deine Mommy dich nich’ mehr lieb?“
„Ich werde immer der Erstgeborene sein“, erwiderte er und knufft mich in den Arm. „Du warst nur ein Unfall.“
„Was?“ Ich spiele die Schockierte. „Wolltest du etwa keine zwei Kinder innerhalb von elf Monaten, Mom?“
„Ach, ihr zwei!“, schilt sie liebevoll. „Alle Kinder sind doch ein Segen – oder so ähnlich …“
Jack und ich müssen lachen. „Von wem sind die denn?“, will ich wissen und deute auf einen riesigen Strauß Rosen und Lilien auf dem Esstisch.
„Ach, die sind von Harry“, zwitschert sie, während Jack mir einen fragenden Blick zuwirft. „Übrigens, Jack, ich glaube, Graham steckt da oben im Baum fest“, fügt Mom hinzu, und die beiden gehen in den Garten, um diverse Kinder zu retten und Streitereien zu schlichten.
Ich trete ins Esszimmer und betrachte das Bouquet genauer. Es sieht teuer aus. Die Rosen sind von allen Dornen befreit und die Lilien so rosa, üppig und sinnlich wie auf denGemälden von Georgia O’Keefe. Ich werfe einen Blick auf die Karte: Für eine erstaunliche Frau, die es verdient hat, an diesem besonderen Tag gefeiert zu werden. Ich küsse dich, Harry
„Autsch.“ Ich frage mich, was Dad wohl davon halten würde, und schneide eine Grimasse. Dann
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