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Meine erste Luege

Meine erste Luege

Titel: Meine erste Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Mander
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scheint ihr aus dem Kopf zu kommen, weil ihre Gedanken verbrennen.
    Mamas Zigaretten liegen hier, auf dem Tischchen, daneben das Feuerzeug mit der Aufschrift »Love«, eine Einladung, sofort groß zu werden.
    Ich frage mich, ob Singles gerne Singles sind.
    Ob ihnen nicht der Gutenachtkuss fehlt und dieser Duft der Gesichtscreme, der dir eine Weile auf der Wange und auch auf dem Kopfkissen bleibt, die schützende Creme von Mama, die vor Falten und vor bösen Träumen schützt.
    Gut ist, dass ich heute Abend nicht unbedingt essen muss oder mich unbedingt waschen oder unbedingt fröhlich sein muss.
    Morgen ist Sonntag, alle haben frei.
    Ich lese noch mal die Comics, die ich fast alle schon gelesen habe, und knabbere Kekse. In dem Päckchen ist eine Überraschung, ein Art kleiner Clown, der ganz schief auf einem einzigen Rad läuft.
    Mit den Krümeln der Kekse auf dem Federbett, auf der Couch, zwischen den Zähnen, versuche ich zu schlafen. Ich träume, dass ich alle Zähne verliere, einen nach dem anderen. Die Zähne beginnen zu wackeln, dann fallen sie aus, leicht, ohne Schmerz, ohne Geschrei. Das rosa Zahnfleisch bleibt leer, wie wenn du die Blütenblätter der Margeriten auszupfst, um »Sie liebt mich, sie liebt mich nicht« zu machen. Dann weiß ich nicht, wie ich ohne Zähne zur Schule gehen soll. Dann weiß ich nicht, wie ich es schaffen soll, wenn ich nicht mehr lächeln kann.

6
    Heute, Sonntag, keine Schule.
    Es kommt mir ziemlich ähnlich wie gestern vor, doch es ist, mal abgesehen von der Schule, heute. Aber es gibt eine blasse Sonne am Himmel, ich sehe sie durch einen Spalt der Balkontür, werfe einen Blick darauf, zusammengerollt in meine blauen Wolken, mit Blu neben mir und einem Finger, der über die Schneideflächen der Zähne fährt, die mir wie Gebirgskämme in meinem Mund vorkommen.
    Singles stehen am Sonntag spät auf, weil sie nichts vorhaben. Deshalb drehe ich mich noch einmal um und schlafe weiter.
    Manchmal träume ich von meinem Freund Andrea. Wir fahren mit dem Fahrrad auf einer Strandpromenade, dann kommt ein Mann, der sagt, es ist verboten, auf der Strandpromenade zu radeln. Also treten wir noch fester in die Pedale, in der Hoffnung, abzuheben. Andrea löst sich als Erster vom Boden und beginnt zu flattern wie ein Schmetterling, seine Mama sieht uns von Weitem und fuchtelt mit den Armen, als wollte sie Fliegen verscheuchen.
    Â»Komm zurück, komm zurück, du tust dir weh, du verbrennst dich, wenn du zu viel in der Sonne bist.«
    Ich strampele mit aller Kraft, bleibe aber weiter unten. In dem Traum träume ich dann, mich zu erheben und mit gespreizten Flügeln Kreise zu ziehen wie ein Vogel über Feldern und Wäldern, ich träume, das Meer klein zu sehen, wie ein glänzendes Spiegelstück im Teich der Weihnachtskrippe. Ich radle wie ein Wahnsinniger und scheine doch nur eine Biene zu sein, die sich rasend schnell bewegt, um regungslos in der Luft zu stehen, dann schaffen meine Beine es nicht mehr, ich spüre einen Krampf in der Wade, ich drohe zu fallen, vielleicht falle ich, falle, berühre aber den Boden nicht, wache vorher auf.
    Ich werde wieder wach, mit Blu, der auf meinem rechten eingeschlafenen Bein eingeschlafen ist, wenn ich es berühre, scheint das Bein jemand anderem zu gehören, sie haben es mir ins Bett gelegt, um mir den nächsten bösen Streich zu spielen.
    Ich möchte noch schlafen, aber ich bin nicht mehr müde.
    Ich schleppe mich ins Bad und setze mich hin, um Pipi wie die Mädchen zu machen. Mama sagt, es ist besser, dann tröpfelt es nicht auf die Klobrille, und eigentlich ist es auch bequem. Ich kann auf dem Klo bleiben, solange ich will, auch ohne auf Kommando zu kacken.
    Heute, wo Sonntag ist, möchte ich, um das zu feiern, nicht kacken und irgendwas Neues erfinden. Aber auch wenn alles neu ist, fällt mir nichts Originelles ein. Mir fallen nur alte Wünsche ein, eine Million Mal gebraucht, verblasst in der Waschtrommel all der Ereignisse.
    Ich hätte solche Lust, Fahrrad zu fahren, wie früher, wenn wir Oma besucht haben, bevor sie einen Dachschaden hatte und man sie in die Villa Serena brachte.
    Â»Mama, warum fahren wir nie mehr zu Oma?«
    Â»Weil es ihr nicht so gut geht.«
    Oma hat einen Dachschaden, der Wind ist ihr durchs Oberstübchen gefegt und hat alle ihre Gedanken in alle Winde zerstreut.
    Â»Das tut der Wind?«
    Â»Ja, manchmal

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