Meine erste Luege
und wiederauferstehen kann, wenn es unbedingt nötig ist. Ich sage ihm, dass ich versuche, Mama einzufrieren, um sie so lange wie möglich zu erhalten und darauf zu warten, dass irgendjemand bunte Pillen erfindet, von denen man ganz viele nimmt und durch die man lebt und nicht stirbt. Der Tierarzt sagt, das ist eine gute Idee, er fängt an zu forschen, irgendwas wird sich schon finden.
Dann geht der Tierarzt mit mir Pizza essen. Er sieht mich aus groÃen Augen an, die durch die Brille noch gröÃer werden, und sagt mir, dass ich mir keine Sorgen machen soll, er wird sich um alles kümmern. Das Restaurant ist am Sonntag voller Leute, da sind Pärchen, Familien und wir. Es gefällt mir, dass man mich mit dem Doktor sieht, auch weil er ein Doktor ist. Das können die Leute nicht wissen, aber es ist leicht zu verstehen. Er ist sogar freundlich zu den Kellnern, obwohl die ziemlich durchgedreht sind, weil Sonntag ist und alle einen Hunger haben, als hätten sie seit einer Woche nichts gegessen. Ich versuche die Pizza mit Messer und Gabel zu zerschneiden, weil ich sie nicht aus der Hand essen mag, ich möchte so wohlerzogen wirken wie er. Wir sprechen viel, auch von Mama, aber es ist anders als mit den Ãrzten in der Schule, die etwas über dich erfahren wollen, um dich in der Hand zu haben. Er fragt mich so, dass ich glaube, es interessiert ihn wirklich, aber er spielt sich dann mit dem, was er weiÃ, nicht auf. Auch wenn wir Blu zu ihm bringen, macht er es so. Ich weiÃ, dass es nicht sein Kater ist, aber er behandelt ihn so, als wäre es seiner, deshalb gefällt er mir. Wir sprechen auch über Löwen. Der Tierarzt erklärt mir, dass es die Löwinnen sind, die auf die Jagd gehen und die Nahrung für ihre Kleinen besorgen, er sagt mir auch, dass nur eine Jagd von sieben erfolgreich ist, dass es auch für sie manchmal hart ist, auch wenn sie so starke Tiere sind. Er erzählt mir auch, dass einmal ein Gruppe Löwinnen eine Gazelle adoptiert hat, statt sie aufzufressen, und das war etwas AuÃergewöhnliches, weil man nie so etwas zwischen derart verschiedenen Arten beobachtet hatte, auch die Zeitungen haben darüber berichtet. Er sagt mir, bis man eine Medizin gefunden hat, um Mama aufzuwecken, könnte er mich â wenn ich will â auch adoptieren, obwohl wir zu so verschiedenen Arten gehören. Ich bin glücklich, weil ich dann nicht im Heim lande und Blu seinen ganz persönlichen Tierarzt bekommt. Ich stelle mir mein neues Leben mit dem Tierarzt vor, der alles über Tiere weiÃ, und es scheint mir so schön, dass es mir fast nicht mehr leidtut, dass Mama eingefroren ist; Vollwaisen kommen mir jetzt wie welche vor, die ganz arm dran sind, eine andere Kategorie. Ich trage ein weiÃes Hemd und stehe neben ihm, die Ãrmel habe ich hochgekrempelt, weil, es ist sein Hemd. Ich helfe ihm, Hunde und Katzen zu behandeln.
»Also, halt ihn gut fest, ganz sanft, und streichle ihn leicht, sag ihm, wie tapfer er ist, du wirst sehen, dann beruhigt er sich.«
Und so ist es, wenn der Tierarzt mit den Katzen redet, werden sie ruhiger, und auch die Hunde fügen sich, haben weniger Schiss.
Wenn die Sprechzeit zu Ende ist, gehen die Patienten wedelnd, dankbar und zufrieden, wir waschen uns die Hände und klauen uns gegenseitig die Seife und begeben uns ins Labor, um zu forschen, und die Zeit vergeht, und wir bemerken es nicht einmal. Wir tauschen Meinungen aus wie Wissenschaftler und klopfen uns gegenseitig auf die Schulter, wenn uns eine gute Idee kommt. Wir sind die Tüchtigsten, die Tüchtigsten von allen, wir werden es mit Sicherheit schaffen. Wenn es Zeit ist, verabschieden wir uns von Mama, die in einer silbernen Spezialkapsel hinter einer Geheimtür des Labors eingefroren ist, und fahren mit dem Jeep von Muddy Waters, ganz schmutzig vom Schlamm der Savanne, nach Hause. Wenn wir die Tür aufmachen, kommt Blu uns entgegen und begrüÃt uns.
»Hallo, Jungs, wie gehtâs?«
Denn der Tierarzt ist so tüchtig, dass es ihm auch gelungen ist, Blu unsere Sprache beizubringen.
»He, was hältst du davon, Blu? Wäre das nicht schön?«
Blu schweigt.
Ich schaue ihm direkt in die Augen, und er schaut mich an, seine Augen sind unendlich tief, wie der Marianengraben, niemand weiÃ, was auf dem Grund ist.
Vielleicht würde es Blu nicht gefallen, beim Tierarzt zu leben. Vielleicht hasst er ihn, weil der Tierarzt ihm
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