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Meine Frau will einen Garten

Meine Frau will einen Garten

Titel: Meine Frau will einen Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Matzing
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einfach in die kleine vordere Hosentasche meiner Jeans. Pia findet beim Wäschewaschen oft blitzsaubere Zehner. Ich wasche Geld, nicht, weil ich kriminell, sondern weil ich Taschenhasser bin.
    Meine Mutter hat es in meiner Kindheit immer unterstützt, wenn ich im Fasching als Indianer aufgetreten bin. Auch wenn ich dann von Cowboys umzingelt wurde. Von ihr habe ich die Verehrung für ein Volk übernommen, das einmal bevorzugt in leichten mobilen
Zelten lebte. Sie sagt immer: »Man soll leben, ohne Spuren zu hinterlassen.« Meine Mutter ist selbst sehr nomadisch. Auch auf ihre alten Tage muss sie mindestens einmal pro Jahr umziehen. Vielleicht verdanke ich ihr mein indianisches Nomaden-Gen und meine Vorliebe für Mietzelte statt für Hauseigentum.
    Vermutlich sind Handtaschenliebhaber typische Eigenheimbesitzer und Brieftaschenverweigerer typische Indianer, denke ich. Pia sage ich nichts davon. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie auf der Cowboyseite steht. Pia hat kein Indianer - sondern ein Sieger-Gen.

    Ich vertrete die Ansicht: Ohne das große Durcheinander wäre diese Welt ärmer. Ohne imperfekte Kammern wäre das Leben unerträglich perfekt, unerträglich staubfrei, unerträglich aufgeräumt und unerträglich gerade. Perfekt ist gar nicht gut, finde ich. Pia findet das wiederum nicht.
    Sie sagt: »Blödsinn. Provisorien sind das Letzte. Die Vorhangstange, die neulich runter- und Max auf den Kopf gefallen ist? Tolles Provisorium! Du wolltest sie seit Jahren festdübeln. Seit Jahren. Seit wir eingezogen sind. Und das kleine Schlafzimmer nach hinten? Wenn man es nach vorne legt, was du seit Jahren planst, seit Jahren, können wir nicht schlafen, weil uns die Tram nachts dauernd wach macht. Und nach hinten können wir an den Wochenenden erst ab fünf Uhr früh schlafen, weil die Terrorburschenschaft dort an jedem verdammten Wochenende Terror macht. Von fünf bis sieben
Uhr können wir dann schlafen. Aber ab sieben füllt sich an schönen Tagen der Kinderspielplatz neben der Terrorburschenschaft. Dort quietscht die Rutsche wie eine Tram. Auch so ein Provisorium. Hält wahrscheinlich auch die Welt zusammen.«
    Pia hält inne. Dann sagt sie: »Ich habe sie einfach satt, diese Provisorien. Unsere ganze Wohnung ist ein Dauerprovisorium, das du bei nächster Gelegenheit und mit Hilfe der nächsten Wohnung gegen ein anderes Dauerprovisorium tauschen möchtest. Es reicht.«
    Pia ist laut. Hinten, bei den Kindern, knallt eine Tür. Gleich wird Julia ihre beste Freundin anrufen, um sie zu fragen, ob sich ihre Eltern auch scheiden lassen. Julia hat furchtbare Angst davor, ein Scheidungskind zu werden. Das ist Quatsch, ich lasse mich nicht scheiden. »Schon gar nicht wegen der Kammer.« Ich bin jetzt auch laut. Anton knallt deshalb auch mit der Tür. Nur Max freut sich über den Krawall. Max, der Hool, der findet Krawall immer gut. Er knallt die Tür am lautesten.
    Ich weiß, dass Pia ungerecht ist, und ich weiß, dass Pia Recht hat. Wir schweigen, dann sagt Pia: »Ich räume jetzt die Kammer auf, dann werden wir ja sehen, was passiert, und danach planen wir unser Haus. Die Gräuliche will, dass wir was skizzieren. Du kannst ja einen Haufen Kammern zeichnen.«
    Die Architektin und die neue Hausaufgabe, die habe ich ganz vergessen. Es dröhnt. Pia hat den Staubsauger angemacht und fuhrwerkt damit zwischen den
Schuhen herum. Unter den Staubmäusen richtet sie ein Massaker an.
    Danach sitzen wir wieder friedlich und verhandlungsbereit am Küchentisch. Pia hat extra eine dicke Rolle Transparentpapier gekauft. Ich spiele mit und spitze die Bleistifte. Waffenruhe.
    Pia zeichnet und sieht dabei zufrieden aus. Sie zeichnet etwas, was ich für den Entwurf einer Schuhschachtel halte. Ich zeichne auch. Mein Haus sieht aus wie das vom Sturm geknickte Haus der Roses. Das ist die Familie, die durch den Film »Der Rosenkrieg« bekannt wurde.
    In diesem Film geht alles gut und bergauf, ein Mann, eine Frau, zwei Kinder. Der Mann ist erfolgreich, die Frau sieht gut aus. Dann zieht die Familie in ein tolles Haus, und die Frau beginnt mit der jahrelangen Arbeit der Perfektion. Endlich ist das Haus perfekt, die Vorhänge, die Bilder, die Bücher, die Küche, das Bad, der Weinkeller, die Teppiche, die edlen Möbel, die herrlichen Porzellanfigürchen. Da geht die Frau noch einmal durchs Haus, sieht das Sofakissen … und zack!
    Mit einem Handkantenschlag von elementarer Gewalt vollendet sie ihr Werk. Ein Sonnenstrahl taucht die Szenerie der

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