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Meine Freundin, der Guru und ich

Meine Freundin, der Guru und ich

Titel: Meine Freundin, der Guru und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Sutcliffe
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angekommen.«
    »Was heißt das?«
    »Du weißt nicht, was tantrisch ist?«
    »Nein.«
    »Tantrisches Meditieren?«
    »Nein.«
    »Na gut – es gibt sechzehn Hauptarten von meditativen Zuständen, und jede von den fünf vorherrschenden Denkrichtungen unterteilt die sechzehn wiederum in drei große Kategorien. Die tibetischen Schulen …«
    »Bitte, vergiß die anderen fünfzehn. Sag mir einfach, was tantrisch bedeutet.«
    »Das ist keine von den sechzehn, du Dummkopf. Das ist eine ganze Schule. Eine von den fünf.«
    »Schön. Sagst du mir jetzt, was es ist?«
    »Es läßt sich schwer in einem Satz ausdrücken, aber im Prinzip bedeutet es soviel wie das Streben nach dem Nirwana durch die vollkommene Zentrierung des sexuellen Selbst.«
    »Was für'n Ding?«
    »Also, im Prinzip meditierst du, indem du Sex hast.«
    »Was du damit sagen willst, ist also, daß Liz und Ping gefickt haben?«
    »So kann man's auch ausdrücken.«
    »Das muß man sich mal einbauen! Ihr nehmt sie dorthin mit, und innerhalb von einer Woche fickt sie den Yogalehrer.«
    »Mußt du so grob sein? Der Punkt ist nämlich, daß Caz selbst in ihren besten Zeiten ein bißchen übernervös ist. Die ganze Sache hat sie einfach völlig aus der Bahn geworfen.«
    »Wie ›aus der Bahn‹?«
    »Sie ist zusammengebrochen. Einfach so – furchtbar war das. Als sie das mit dem Tantrischen gesehen hat, hat sie wie wild angefangen zu schreien und alle möglichen Sachen kaputtzuhauen. Dann hat sie sich komplett ausgezogen, ist über das ganze Gelände gelaufen und hat eklige Sachen über den Sinn und Unsinn von Meditation verbreitet. Schließlich mußte einer von den spirituellen Helfern sie in die Zwangsjacke stecken.«
    »In die Zwangsjacke?«
    »Jetzt geht's wieder. Ich meine, es geht ihr nicht gut. Schließlich hat sie immer noch kein Wort gesprochen. Aber sie ist nicht gefährlich oder so was.«
    »Das ist ja grauenhaft. Wieso haben die da Zwangsjacken?«
    »Ach, anscheinend kommt das öfters vor. Manche Leute halten den Druck bei so einem Yoga-Kurs einfach nicht aus. Ich meine, mit Caz ist alles in Ordnung. Sie braucht einfach nur ein bißchen Ruhe. Deshalb sind wir, nachdem sie uns rausgeschmissen haben …«
    »Sie haben euch rausgeschmissen?«
    »Na klar. Ich meine, man kann keine Leute brauchen, die wie verrückt durch die Gegend laufen, wenn man meditieren will. Das ist nur zum Wohle aller. Na ja, egal – ich hab jedenfalls beschlossen, erst mal mit ihr hier runterzufliegen, damit sie ein bißchen am Strand ausspannen kann, weit weg von der Masse. Und wenn sie dann wieder sprechen kann, bringe ich sie nach Hause. Ich glaube, wenn wir so nach Hause kämen, würde das ihre Eltern ziemlich durcheinanderbringen.«
    »Das glaube ich auch. Das ist ja … das ist furchtbar.«
    »Ich weiß.«
    »Ich meine, sie sieht aus wie 'n Zombie.«
    »Ja, und wir fangen beide ungefähr in … in einem Monat zu studieren an.«
    »Scheiße.«
    »Bißchen mehr als ein Monat. Ich meine, es wird schon für mich schwer genug werden, mich wieder an die westliche Kultur zu gewöhnen. Allein wenn ich daran denke, wieder Westklamotten anziehen zu müssen, juckt's mich schon überall – weißt du, die schränken einen so ein – aber für Caz … also ich weiß nicht.«
    »Was wollte sie denn studieren?«
    »Französisch und Spanisch in Bristol.«
    »Wie will sie das machen, wenn sie nicht mal sprechen kann?«
    »Es wird 'ne Weile dauern, aber das wird wieder. Wenn man mit Leprakranken gelebt hat, dann kommt einem so was wie gar nichts vor. Ich meine, man muß die Dinge ins richtige Verhältnis setzen. Sie hat's immer noch besser als jeder Inder.«
    »Das ist doch Blödsinn.«
    »Du kennst die Schattenseiten noch nicht. Du begreifst nicht, was für ein großes Privileg es allein schon ist, aus dem Westen zu sein. Finanziell gesehen, meine ich. Spirituell sind wir natürlich total verarmt. Deshalb sind wir ja auch für solche Art Zusammenbrüche anfällig.«
    »Aber … sie … wie lange geht das jetzt schon so?«
    »Ach na ja, ein paar Wochen.«
    »Und alles bloß, weil Liz diesen Ping gebumst hat?«
    »Das war nur der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen gebracht hat. Aber im Prinzip hast du recht.«
    »Meine Fresse!«
    »Ich meine, eigentlich ist es idiotisch, weil Ping mit allen geschlafen hat.«
    »Was?«
    »Das war Teil des Unterrichts, nehm ich mal an. Wenn er das Gefühl hatte, daß du auf dem richtigen Weg bist, hat er dir geholfen, tantrisch weiterzukommen.«
    »Was – dir

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