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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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von schmutzigen weißen Streifen durchzogenen Fell.
    «Entschuldigen Sie bitte», sagte Peter. «Ich wollte gar nicht bei Ihnen eindringen. Ich suche nur eine Freundin von mir, mit der ich vor drei Tagen noch hier zusammengewohnt habe, und...»
    «Nun, jetzt wohne ich aber hier», entgegnete der kirschfarbene Kater unliebenswürdig. «Und wenn Sie sich unbedingt beschweren wollen, müssen Sie schon den alten Schwarzmann aufsuchen, der hat mir das Quartier hier selber zugewiesen.»
    «Ja», sagte Peter geduldig, «ich weiß. Aber ich suche wirklich nur eine gute Freundin von mir. Haben Sie zufällig eine Ahnung, wo sie sein könnte? Sie heißt Jennie Baldrin.»
    «Noch nie von ihr gehört», erwiderte der Kirschfarbene barsch. «Allerdings bin ich auch erst seit gestern hier. Aber ich weiß genau, daß keine Katze mit diesem Namen hier war, als ich ankam.»
    Peter spürte, wie die Übelkeit, die in ihm rumorte, immer stärker wurde und sein Herz sich noch mehr zusammenkrampfte. Behutsam schlängelte er sich an den anderen Katzen vorbei und durchsuchte die ganze Herberge, vom Keller bis zum Treppenabsatz; doch Jennie war nirgends zu erblicken, und es gab niemanden, der sie kannte oder auch nur mal gesehen hatte. Eine buntgescheckte kleine Katze entsann sich zwar, ihren Namen gehört zu haben, aber anscheinend war das schon vor zwei Tagen gewesen. Plötzlich hatte Peter das schauderhafte Gefühl, daß er irgendwie verzaubert worden sei, daß nicht drei Tage, sondern drei Jahre oder vielleicht auch drei Jahrhunderte vergangen waren und er inzwischen auf irgendeine geheimnisvolle Weise diesen Planeten verlassen hatte, um sonstwohin zu wandern, und er jetzt, als er zurückkam, deshalb alles so verändert fand. Aber das Schrecklichste war doch, daß Jennie so spurlos verschwunden war und niemand wußte, wohin sie gegangen oder was aus ihr geworden sein mochte.
    In diesem Augenblick hörte er an der Tür ein leises Scharren, und gleich darauf sah er, wie zwei Katzen von draußen unter der losen Planke hereinschlüpften — zwei ganz gewöhnliche Tigerkatzen, die sich zum Verwechseln ähnlich sahen, nur, daß die eine ein etwas schmäleres Gesicht hatte. So dunkel es auch schon war, Peter erkannte sie, und mit einem Freudenschrei lief er auf sie zu. «Putzi! Mutzi!» rief er. «Oh, wie ich mich freue, euch beide zu sehen I Ich bin es, Peter I Ihr erinnert euch meiner doch noch, nicht wahr?»
    Die Schwestern blieben stehen, starrten ihn an wie ein Gespenst und warfen sich dann gegenseitig einen Blick zu. Sie schienen seine Begeisterung über dieses Wiedersehen durchaus nicht zu teilen, und einen Moment lang sah es fast so aus, als wollten sie ihm den Rücken kehren, ohne mit ihm zu sprechen, aber dann entgegnete Putzi kühl: «Ach, du bist also doch zurückgekommen, wie ich sehe.»
    Peter war jedoch viel zu froh, jemanden gefunden zu haben, der ihn kannte und ihm vermutlich sagen konnte, wo Jennie sich aufhielt, als daß er irgend etwas merkte, und so sagte er nur eifrig:
    «Ja, und ich suche Jennie Baldrin, kann sie aber nirgends finden. Könnt ihr mir nicht sagen, wo sie steckt?»
    Putzi und Mutzi tauschten wieder einen Blick, und jetzt ergriff Mutzi das Wort und sagte in einem ebenso verächtlichen wie scharfen Ton: «Nein, das können wir nicht. Und könnten wir’s auch, würden wir es dir doch nicht sagen.»
    Und wiederum überkam Peter dieses sonderbare Unbehagen und ein Gefühl der Angst, und außerdem war er ganz bestürzt über die Abfuhr, die Mutzi ihm soeben erteilt hatte. «Aber warum?» fragte er. «Ich versteh euch nicht. Wo ist sie denn hingegangen? Und warum wollt ihr es mir nicht sagen?»
    «Weil —», erwiderten Putzi und Mutzi wie aus einem Mund, «— weil wir dich gesehen haben!»
    Die schlimmsten Möglichkeiten kamen Peter in den Sinn, doch brachte er es immerhin fertig, zu stammeln: «Wieso? Ihr habt mich gesehen? Was habt ihr...»
    «Jawohl, dich und diese Ausländerin aus Siam», erwiderte Putzi, wobei sie ihre kleine Nase vor lauter Verachtung hoch in die Luft steckte; und Mutzi folgte ihrem Beispiel, was Peter etwas seltsam von den beiden Schwestern fand, da sie ja selber Ausländerinnen waren. Putzi schien das jedoch ganz vergessen zu haben, denn sich ereifernd fuhr sie fort: «Wir haben genau gesehen, wie du mitten auf der Straße mit ihr getanzt und sie dabei angeglotzt hast, als ob sie Gott weiß was für ein Wundertier wäre. O ja, dieses würdelose Schauspiel ist uns nicht entgangen!»
    «Und

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