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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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war ihm dieser Gedanke nur nicht gleich gekommen? Natürlich hatte Jennie das getan, nachdem er sie so treulos verlassen hatte!
    Neue Hoffnung erfüllte ihn, und im Geschwindmarsch lief er zur Cavendish-Gasse hinüber.

Die Suche

    Mit schwerem Herzen saß Peter die ganze lange Nacht auf seinem Beobachtungsposten vor Buffs Elternhaus in der Cavendish-Gasse, denn obwohl es nicht den Anschein hatte, daß Jennie dort war, konnte er doch erst am nächsten Morgen darüber Gewißheit haben.
    Anfangs brannte noch Licht im Haus, erst im Erdgeschoß und dann in den Zimmern der oberen Stockwerke, und einmal sah er im Fensterrahmen Buffs braunen Lockenkopf, der sich im hellen Lampenschein deutlich abhob — aber keine Jennie lag wie ein Pelzkragen auf ihren Schultern.
    Dann wurde ein Fenster nach dem anderen dunkel, nicht nur im Haus der Pennys, sondern in allen Häusern der kleinen Sackgasse, so daß es keine andere Beleuchtung mehr gab als den Lichtschein der Straßenlaterne an der Ecke und des Mondes über ihm. In seiner Herzensqual und seiner Kümmernis begann Peter Jennie zu rufen, zunächst nur leise, dann immer lauter, aber sie gab keine Antwort, und auch seine hochempfindlichen Bartschnurren und Härchen in seiner Nase nahmen keine Schwingungen auf, die auf ihre Anwesenheit hingedeutet hätten. Sein Gejammer hatte lediglich zur Folge, daß irgendwo ein Fenster aufgemacht wurde und jemand schrie: «Oh, hör doch endlich auf, Pussie! Sei still und troll dich!»
    Daraufhin wagte es Peter nicht mehr, noch weiterzurufen, zumal ihm jetzt einfiel, wie eindringlich Mr. Schwarzman Jennie und ihm, als er sie beide in diesem Stadtviertel willkommen hieß, eingeschärft hatte, nur ja keinen Lärm zu machen und die Einwohner nicht zu stören. Aber dableiben mußte er, und sei es auch nur für den Fall, daß Jennie ihm bloß deshalb nicht geantwortet hatte, weil sie ihm böse war, und so klammerte er sich an die Hoffnung, Jennie am nächsten Morgen zu Gesicht zu bekommen oder wenigstens etwas von ihr zu hören.
    Es war eine lange und einsame Nachtwache dort auf dem Straßenpflaster, aber auch sie nahm schließlich ein Ende, als der Milchmann kam und der Himmel sich im Osten allmählich aufhellte; erst schimmerte er nur blaßgrau, dann überzog ihn plötzlich eine sanfte Röte, und gleich darauf kam die Sonne zum Vorschein und brachte das Tageslicht mit sich.
    Trotzdem mußte Peter noch mehrere Stunden warten, bis die Bewohner der Gasse endlich auf wachten und der eine oder andere sein Haus verließ.
    Schließlich öffnete sich auch die Tür von Nr. 2, und ein Herr trat heraus, der einen sehr würdevoll aussehenden steifen Hut und eine schwarze Aktenmappe trug und mit großen Schritten auf den Platz zueilte. Peter nahm an, daß es Buffs Vater war, der vermutlich in sein Büro ging; doch hätte er von ihm wohl ohnehin kaum etwas erfahren können, aber wenige Minuten später wurde die Haustür wieder aufgemacht, und diesmal war es Buff, die mit ihrer Schultasche und einem Bücherpaket unter dem Arm in Begleitung ihrer Mutter auf die Straße hinaustrat.
    Peter wurde bei ihrem Anblick so aufgeregt, daß er völlig den Kopf verlor, auf das Mädchen zusprang und rief: «Buff! Buff! Bitte warte doch! Weißt du vielleicht, wo Jennie ist? Ich bin so häßlich zu ihr gewesen und muß ihr unbedingt sagen, wie leid es mir tut!»
    Aber natürlich konnte Buff kein Wort von dem verstehen, was er ihr da zurief. Sie sah ja nur einen großen weißen Kater mit einem ziemlich schmutzigen und zerzausten Fell vor sich, der über die Straße auf sie zulief und kläglich miaute. Einen Augenblick kam er ihr merkwürdig bekannt vor, als habe sie ihn irgendwo schon einmal gesehen, und als sie an Peter vorbeiging, sah sie ihn so nachdenklich an, als ob sie sich an etwas zu erinnern versuchte.
    Peter wollte schon wieder umkehren, da hörte er Buff zu ihrer Mutter sagen: «Mammie, warum, glaubst du, ist Jennie nur wieder weggelaufen, nachdem sie sich doch offenbar so gefreut hatte, mich wiedergefunden zu haben? Und glaubst du, daß sie noch einmal zurückkommen wird? Jetzt ist sie schon bald eine Woche fort, und trotzdem...»
    «Buff», antwortete ihre Mutter, «bist du dir denn wirklich sicher, daß es überhaupt Jennie war? Nach all diesen Jahren... Es kann doch auch eine andere Katze gewesen sein, die unserer Jennie nur sehr ähnlich sieht.»
    «Aber Mammie, wie kannst du nur so etwas sagen... Es gibt bestimmt auf der ganzen Welt keine andere Katze, die sich

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