Meine Freundin Jennie
trotzdem erklären. Sag mir mal etwas Liebes, Peter!»
Peter wußte darauf nur zu erwidern: «Ach, Jennie, ich wünschte, ich wäre nichts anderes als eine Katze, damit ich mehr so sein könnte wie du...»
Ein Lächeln des Entzückens huschte über Jennies Gesicht, sie schnurrte so heftig, daß ihre Kehle sichtlich zitterte, und langsam schob sie ihre weißen Pfoten vor und zurück, wobei sie ihre Krallen immer von neuem ausstreckte und wieder einzog, als knete sie einen Kuchenteig.
«Siehst du?» sagte sie zu Peter. «Das ist ein Ausdruck unseres Wohlbehagens und geht noch auf die Zeit zurück, wo wir noch ganz klein waren und von unseren Müttern genährt wurden. Wir können ja nicht gleich sehen, sondern nur fühlen, weil wir doch blind auf die Welt kommen und unsere Augen sich erst nach ein paar Wochen öffnen. Aber wir können uns an die Brust der Mutter herantasten und uns in ihrem weichen, so gut riechenden Fell vergraben, und dann streichen wir mit den Pfoten ganz sanft daran auf und nieder, damit die Milch, nach der wir verlangen, reichlicher fließt. Und tut sie das dann, spüren wir sie in unserer Kehle, so wunderbar warm und sättigend! Sie stillt unseren Hunger und unseren Durst, beschwichtigt unsere Ängste und unsere Begierden und, oh, Peter, wir sind so froh und zufrieden in diesem Augenblick, fühlen uns so geborgen und friedlich und — nun, einfach glücklich. Diese Augenblicke so nahe am Herzen der Mutter bleiben uns unvergeßlich, und wir denken unser Leben lang daran zurück. Und wenn uns später, wenn wir längst erwachsen sind, etwas sehr glücklich macht, strecken wir unsere Pfoten und spreizen wir unsere Krallen genau so wie damals, in der Erinnerung an jenes ungetrübte Glück unserer frühesten Kindheit. Und das ist alles, was ich dir dazu sagen kann.»
Nach diesem Herzenserguß empfand Peter das lebhafte Bedürfnis, sich schnell etwas zu putzen, und dann ging er zu Jennie hinüber und wusch auch ihr das Gesicht, indem er ihr mit der Zunge zärtlich erst über das weiche Kinn strich und ihr dann das Fell links und rechts bis zu den Ohren leckte, was ihr mehr verriet, als Worte sagen konnten. Sie schnurrte wieder, aber so leise, daß es wie ein Summen klang, während ihre Krallen, die sie immer von neuem ausstreckte und einzog, noch schneller als bisher das Segeltuch über der Luke bearbeiteten.
In den vielen Mußestunden während dieser gemächlichen Seereise und vor allem an den beiden Tagen, die sie im Hafen von Dartmouth in einem Nebel festsaßen, der so dick wie Erbsensuppe war, faulenzten sie aber nicht nur, sondern kämpften auch miteinander, freilich nur zum Spaß, damit Peter lernte, sich seiner Haut zu wehren, wenn er einmal im Ernst angegriffen werden sollte. Auch brachte Jennie ihm alle bei Katzen besonders beliebten sportlichen Spiele bei, die sie kannte, ob sie nun allein oder zu zweit gespielt wurden, und so wälzten sie sich in vorgetäuschter Wut eng umschlungen, knurrend und fauchend oft stundenlang über das Deck, legten sich in den Hinterhalt, um sich gegenseitig zu überfallen, spielten Verstecken und oder jagten einander wie von der Tarantel gestochen in den Gängen unter Deck, wobei sich das Tap-Tap ihrer gepolsterten Pfötchen auf den eisernen Planken des alten Frachters wie der Hufschlag winziger galoppierender Pferde anhörte.
Und Peter lernte wieder einiges dazu — daß man sich zum Beispiel sowohl bei den verschiedenen Spielen als auch bei einem ernstlichen Zusammenstoß zwischen zwei Katzen genau an die Regeln zu halten hatte, und er sich diese nicht nur merken, sondern auch lernen mußte, sie in der Praxis zu befolgen, damit er sich durch wiederholtes Üben den Rhythmus dieser Spiele und Kampfmethoden zu eigen machte.
«Wenn ich eine Bewegung mache, um dich anzugreifen», belehrte ihn Jennie, «indem ich vielleicht nach deinem Schwanz greife oder so tue, als hätte ich’s auf eines deiner Beine abgesehen, dann hebe die linke Pfote hoch, um jederzeit damit zuschlagen zu können. Ja, so ist’s richtig! Da werde ich mir’s noch sehr genau überlegen, ob ich mich wirklich mit dir einlassen soll. Nein, nein, Peter, du darfst mich nicht aus den Augen lassen, nur weil ich mich nicht mehr rühre. Halte dich parat, solange ich angespannt dasitze. Du kannst deine linke Pfote zwar wieder sinken lassen, aber paß gut auf! So! Jetzt habe ich für eine Sekunde weggeguckt — also fang schnell an, dich zu waschen. Dann herrscht sofort
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