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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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ihren Pflichten immerhin soweit zu genügen, daß sie den alten Frachter längs der Küste von einem Hafen zum anderen bugsierte, ohne Bruch zu machen oder ihn in den Grund zu rennen oder auch nur zu oft aus dem Kurs zu kommen. Jennie sagte, auf all den Schiffen, auf denen sie schon zur See gefahren war, habe sie noch nie eine so unfähige und saumselige Bande von Matrosen gesehen, und da jeder Mann an Bord noch andere Interessen und irgendeine Nebenbeschäftigung hatte, verspürte natürlich auch niemand die Neigung dazu, die Gräfin sauber und fit zu halten. Da es aber Kapitän Sourlies ganz gleichgültig zu sein schien, ob sein Schiff wie ein Schweinestall aussah, kümmerte sich auch sonst niemand darum, und so lebten sie alle recht vergnügt und zufrieden mitten im Dreck. Jennie fand das ziemlich ekelhaft, doch Peter, der ja zum Teil immer noch ein Junge war, hatte einen Heidenspaß daran, an einem Ort zu leben, wo man nichts schmutzig machen konnte, weil alles schon schmutzig war, und er unterzog sich der Mühe, sich täglich zu waschen, nur deshalb, weil er Jennie nicht enttäuschen wollte.
    Doch davon abgesehen, hatte Jennie nur sehr wenig und Peter überhaupt nichts zu beanstanden. Sie hatte ganz recht gehabt mit dem, was sie über den Tageslauf an Bord gesagt hatte. Jeder war entweder mit seiner Arbeit beschäftigt oder ging seinen Privatangelegenheiten nach, je nachdem, was ihn gerade am meisten interessierte, und jedenfalls hatte niemand Zeit oder Lust dazu, den beiden Katzen durch Zärtlichkeiten oder Sentimentalitäten lästig zu fallen. Mr. Carluke kraulte zwar Peter manchmal etwas unbeholfen den Kopf, aber sonst blieben die beiden Freunde sich selbst überlassen.
    Sie hatten es auch nicht nötig, ihre Jagdbeute zu verspeisen, denn zweimal am Tag, morgens und abends, stellte ihnen Mealie, der schwarze Koch, eine Schüssel mit köstlichem Futter hin: Haferflocken mit Büchsenmilch oder gehacktes Pökelfleisch oder auch Gefrierfleisch, zum Beispiel ein Stück Hammelkeule mit etwas Gemüse als Beilage. Sie bewahrten ja auch Vorräte davor, von den gefräßigen Mäusen und Ratten geplündert zu werden, und er war dankbar und behandelte Jennie und Peter mit jenem Respekt, der allen Angehörigen einer Schiffsbesatzung zukommt, die ihre Pflicht tun. Wenn er morgens die Kombüse betrat, um das Feuer anzumachen, rief er über die Eisenstiege zu Peter hinunter: «Heh, Weißfell! Wieviel Maus du hast gefangt diese Nacht?» Dann trat er einen Schritt näher und blickte zum Fuß der Treppe hinab, wo Peter immer seine nächtliche Jagdbeute fein säuberlich niederzulegen pflegte.
    Mealie lachte schallend und rief Peter zu: «Hoho, du Weißfell! Du tun gutte Arbeit. Dafür ich geben dich und deine Pussie heute serr guttes Frühstück. Du mögen gern ein Stück gebruzzelte Speck?»
    Da die wachsamen Nagetiere darauf bedacht waren, sich tagsüber nicht blicken zu lassen, besonders seit sich unter ihnen wie ein Lauffeuer die Nachricht verbreitet hatte, daß nicht nur eine, sondern zwei Katzen an Bord waren, gingen Peter und Jennie nur nachts auf die Jagd. Wenn sie dann gefrühstückt hatten, schliefen sie oft bis in den Mittag hinein und trafen sich dann nachmittags mittschiffs in einem der Laderäume oder, wenn die Sonne schien und ruhige See war, auf dem Achterdeck, wo sie sich die erfrischende, salzhaltige Meeresluft um die Ohren wehen ließen, während die Gräfin von Greenock schwarze rußige Rauchwolken aus ihrem Schornstein ausstieß und nahe genug an den smaragdgrünen Weiden und dunklen Felsen der englischen Küste entlangschipperte, daß Peter und Jennie den violetten Dunst über den mit Glockenblumen übersäten Wiesen und, weiter südlich, die mit gelben Primeln gesprenkelten Klippen sehen konnten.
    Dabei vergaßen sie keineswegs ihr Training und Peters Nachhilfestunden, und bei schlechtem Wetter, wenn es stürmte und regnete oder die Gräfin vom Nebel aufgehalten wurde, zogen sie sich auf einen freien Platz im zweiten Laderaum zurück, wo Jennie ihren Liebesdienst fortsetzte, Peter in all den Dingen zu unterweisen, die er wissen mußte, um sich als Kater ganz ohne fremde Hilfe durchs Leben schlagen zu können.

Über Bord!

    Indem er die glatten Wände einer riesigen Transportkiste als Übungsgelände benutzte, versuchte Peter nun hinter das Geheimnis des doppelten Aufschwungs oder nochmaligen Hochsprungs zu kommen, und nach qualvollen Stunden, in denen Jennie als gestrenge Lehrmeisterin fungierte,

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