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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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schon, was wir hier nicht viel besser haben?» sagte sie spitz.
    Daraufhin konnte Peter sich nicht enthalten, doch mitzureden: «Na, erstmal ist London viel größer, und...»
    «Größe macht nicht alles aus», entgegnete die Malteserin und fügte hinzu: «Ich gehe jede Wette ein, daß die Londoner Schiffswerften es nicht mit den unsrigen aufnehmen können. Wir haben es wahrhaftig nicht nötig, uns mit irgendwelchen Londoner Katzen abzugeben, die sich hier bloß dicke tun wollen...»
    «Aber das wollte ich gar nicht», protestierte Peter, doch Jennie unterbrach ihn und sagte: «Natürlich ist Glasgow eine wunderschöne Stadt, und ich bin stolz darauf, hier geboren zu sein. Wissen Sie vielleicht, wo sich noch irgendwelche Mitglieder der Familie befinden?»
    Die Malteserin blickte an ihrer Nase vorbei in die Luft. «Ich kann nur sagen, daß mir das ziemlich gleichgültig ist. Soviel ich weiß, sind sie über die ganze Stadt verstreut, und viele von ihnen sind nicht besser dran, als es ihnen zukommt. Ein Zweig von der Familie soll nach Edinburgh übergesiedelt sein, aber wir stehen natürlich mit diesen Provinzlern von der Ostküste nicht in Verbindung. Warum sind Sie eigentlich von hier fortgegangen? War Ihnen hier wohl nicht gut genug, wie?»
    «Aber nein», erwiderte Jennie. «Mich hat man einfach in einen Korb gesteckt, als ich noch ganz klein war, und wenn man in London aufwächst, gewöhnt man sich natürlich daran, daß — nun, daß da manches anders ist. Aber man freut sich doch, wieder herzukommen und...»
    «Und sich aufzuspielen», beendete die Malteserin unfreundlich Jennies Satz. «Da kann es einen freilich nicht wundern, wenn’s mit der Familie , wie es allgemein heißt, bergab geht. Unser Zweig war sich nie zu gut für Glasgow...»
    «Ja, ich denke, wir gehen jetzt besser», warf Jennie ein.
    «Von mir aus können Sie ruhig noch ‘ne Weile dableiben», sagte die Malteserin, aber in einem Ton, der durchaus nicht liebenswürdig klang. «Ich wollte gerade selber fortgehen. Immerhin haben Sie in London wenigstens nicht Ihre guten Manieren verlernt, was ich von Ihrem Freund nicht gerade behaupten kann. Also guten Tag.» Und damit erhob sie sich und ließ die beiden Eindringlinge allein.
    Es war auch die höchste Zeit, denn Jennie hatte bereits vor Wut mehrmals heftig mit ihrem Schwanz gewackelt.
    «Oh!» rief sie aus, «was für eine ekelhafte Person! Wenn alle meine Verwandten so sind, können sie mir wahrhaftig gestohlen bleiben. Und hast du gehört, wie sie sagte: Und so eine wagt es noch, andere Leute zu schimpfen. Natürlich ist sie gar keine echte Schottin, bei dem vielen italienischen Blut, das die hat. Die Schotten sind von Natur aus gutmütig, und wenn sie dich erstmal näher kennen, sind sie auch sehr gastfreundlich.»
     und — diese beiden Wörter stimmten Peter auf einmal sehr traurig, denn, um es geradeheraus zu sagen, er vermißte die sonderbare Mannschaft der Gräfin von Greenock, und obwohl er als Kater jetzt soviel selbständiger geworden war und er Jennie zur Gesellschaft immer an seiner Seite hatte, war er sich bewußt, daß da etwas fehlte und daß Katzen nicht so leben sollten, wie er und Jennie jetzt lebten.
    Außerdem war es kalt, naß und neblig, und obwohl sie sich doch unter dem Bogen der riesigen Brücke befanden, wo der Regen ihnen im Augenblick nichts anhaben konnte, froren sie, denn der Wind blies die feuchte Luft vom Wasser zu ihnen hinein, und überdies hatten sie Pech gehabt und seit zwölf Stunden nichts mehr in den Magen bekommen. Peter dachte jetzt merkwürdigerweise nicht an zu Hause und an seine Mutter, seinen Vater und Nanny, sondern daran, wie schön es wäre, wenn er jemandem gehörte, der einen behaglichen Platz vor dem Kamin für ihn hätte, ihm den Kopf reiben, den Rücken streicheln und ihn unter dem Kinn kraulen, ihn regelmäßig füttern und ihn auf einem weichen Kissen schlafen lassen würde — einem Menschen, der ihn liebte und den auch er lieben konnte.
    «Jennie, ich wünschte... Ach, ich wünschte, wir würden jemandem gehören...»
    Er platzte damit heraus, obwohl er es gar nicht hatte sagen wollen, weil er ja wußte, wie Jennie über die Menschen dachte und daß sie nichts mit ihnen zu tun haben mochte. Aber seltsamerweise wurde sie nicht böse auf ihn und sah ihn nur lange forschend an. Sie öffnete den Mund, als wollte sie etwas

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