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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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dichteren Nebelschicht über ihm wieder unsichtbar wurden. Ein durchdringender Wind, der ihn heftig zerzauste, blies von allen Seiten auf ihn ein.
    Peter wußte wohl, daß er nicht die geringste Ahnung hatte, wo er sich eigentlich jetzt befand, ob noch auf der Erde oder bereits im Himmel oder vielleicht auch irgendwo dazwischen. Er preßte sich noch tiefer in diesen Winkel aus Stahl hinein und klammerte sich mit allen vier Pfoten an dem Gestänge fest.

In den Wolken verloren

    Wieviel Zeit inzwischen vergangen war, konnte Peter nicht sagen. In der Ferne hörte er eine Uhr schlagen und dann noch eine und noch eine. Es war fast so, als könne er aus irgendeinem Grunde plötzlich alle Uhren in der Welt die Zeit ansagen hören. Aber ob es nun sechs Uhr abends oder sechs Uhr morgens war, das vermochte er nicht zu erraten, denn bei dem jähen Überfall und seiner überstürzten Flucht hatte er einen so großen Schock erlitten, daß er seine fünf Sinne noch nicht wieder beisammen hatte.
    Nach und nach kam er jedoch wieder zu sich. Welche Tagesstunde es auch sein mochte — seine Augen konnten den dichten dunklen Schleier von Nebel und Regen noch immer nicht durchdringen, und er fand sich damit ab, daß ihm nichts anderes übrig blieb, als da oben hockenzubleiben, bis es ihm möglich sein würde, festzustellen, wohin er sich eigentlich in seiner panischen Angst verstiegen hatte.
    Auf einmal vernahm er einen leisen Ruf, eine wohlvertraute und geliebte Stimme, die aus der Dunkelheit unter ihm zu ihm heraufdrang. «Jennie, Jennie!» rief er. «Wo bist du denn? Und bist du unversehrt?»
    Sie antwortete sofort, und obwohl er sie nicht sehen konnte, vermochte er ihr doch anzuhören, wie sie vor Erleichterung aufatmete. «Peter! Oh, ich bin so froh, daß ich glatt heulen könnte. Ich hatte solch wahnsinnige Angst, diese Bestien könnten dich erwischt haben. Haben sie dir wirklich nichts getan?»
    «Nicht das geringste», erwiderte er. «Ich war bloß zu Tode erschrocken. Aber wo steckst du nur? Und kannst du mir nicht sagen, wo ich mich hier befinde? Ich möchte so gern zu dir kommen.»
    Diesmal antwortete sie nicht gleich, doch dann drang Jennies Stimme aus dem Nebel wieder zu ihm, und er hörte sie sehr eindringlich sagen: «Halt dich gut fest, Peter! Wir sitzen jeder oben in einem der Türme von der Kettenbrücke. Ganz hoch oben, scheint mir.»
    «Oben im Turm!» rief Peter erstaunt, «ich weiß nur noch, daß ich furchtbar schnell gelaufen bin, das heißt, einen Augenblick lang glaubte ich tatsächlich zu fliegen... herrje, wie aufregend...»
    «Peter», ließ sich Jennies Stimme jetzt etwas kläglich vernehmen, «kannst du mir verzeihen, daß ich dich so im Stich gelassen habe? Ich konnte es nicht ändern. In einer solchen Situation hört eine Katze einfach auf zu denken.» Und bevor er noch etwas entgegnen konnte, fuhr sie fort: «Es ist alles meine Schuld, weil diese dumme Malteserin mich so aufgebracht hat mit ihrem albernen Geschwätz über Türken, Ordensritter und Lord Nelson. Natürlich stammt die gar nicht aus Malta. Sie hat mir mit ihrem arroganten Getue bloß Sand in die Augen streuen wollen. Diese kurzhaarigen grauen Katzen werden nämlich bloß Malteser genannt! Und wie häßlich sie von dir gesprochen hat! Aber trotzdem hätte ich diese Bluthunde längst riechen sollen, bevor sie uns so nahe kamen, daß sie uns überfallen konnten. Dann hätten wir uns noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Aber ich war eben schon in den ganzen letzten Tagen nicht recht bei mir. Ach, Peter, es tut mir so leid, daß ich dir solche Sorgen und Schwierigkeiten gemacht hab...»
    «Schwierigkeiten?» wiederholte Peter verblüfft. «Aber Jennie, das hast du doch gar nicht!»
    «Peter!» rief sie jetzt ganz verzweifelt aus, «du weißt ja gar nicht, was ich angerichtet habe. Es ist alles bloß meine Schuld!»
    Peter wußte es wirklich nicht und konnte sich auch gar nicht denken, worauf Jennie da anspielte, er ahnte nur, daß irgend etwas sie bedrückte, wovon sie ihm noch nichts gesagt hatte. Da sie nicht weiter zu ihm sprach, hielt er es für das beste, auch zu schweigen, und so preßte er sich nieder an das schmale abschüssige Stück Stahl und klammerte sich daran fest, zitternd vor Kälte und schon ganz verkrampft von dieser unbequemen Stellung.
    Etwa eine Stunde später hörte es auf zu regnen, eine leichte Brise kam auf, und der Nebel ringsum begann sich zu lichten, wie eine Gardine, die zusehends fadenscheiniger wurde

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