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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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erwidern, doch da sie sich dann offensichtlich eines Besseren besann, schloß sie ihn wieder, ohne einen Laut von sich geben.
    Dadurch ermutigt, wollte Peter gerade sagen: , als plötzlich ohne jede Warnung, aus der Dunkelheit zwischen den Steinsockeln der stählernen Stützpfeiler der Hängebrücke, bellend, knurrend und geifernd drei Hunde auf sie zusprangen und ihnen schon ganz dicht auf den Pelz rückten, bevor er und Jennie sich auch nur zu rühren vermochten.
    Er hörte das Schnappen von Zähnen und gleich darauf einen schrillen Aufschrei von Jennie: «Peter! Lauf sofort weg! Das sind Bluthunde!» Und dann sah er, wie sie durch die Luft wirbelte und eine riesige Dogge nach ihr schnappte; und im nächsten Augenblick sah er, völlig gelähmt vor Entsetzen und panischer Angst, wie die beiden anderen auf ihn zustürzten. Lange Zeit später konnte er sich nur noch entsinnen, wie unheimlich stark diese Bestien ihm erschienen waren mit ihren mächtigen Brustkästen und den kleinen schmalen, schlangenartigen Köpfen, den gestutzten Ohren und den etwas schräg stehenden Augen, die nun beim Anblick ihrer Beute mordlustig funkelten. Sie hatten die Mäuler weit aufgerissen, die Zungen herausgestreckt und fletschten die scharfen Zähne, und das Scharren und Stampfen ihrer Pfoten auf dem Steinboden klang so grausig, daß es Peter einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. Und dann raste er davon und rannte um sein Leben bis hinter das Steinfundament, in dem der stählerne hohe Südturm der Kettenbrücke verankert war.
    Wohin Jennie sich geflüchtet hatte, wußte er nicht, und in seiner panischen Angst vermochte er nicht einmal daran zu denken, doch war er sich darüber klar, daß sie ihren Warnruf in dem kritischen Augenblick mit größter Anstrengung ausgestoßen haben mußte, um ihn zu retten. Denn sobald die Bluthunde sie zu packen bekamen, würden sie Jennie und ihm ebenso schnell und sauber den Garaus machen, wie sie beide ihre Ratten und Mäuse umgebracht hatten. Ein Schnappen, ein heftiger Ruck, ein Stoß — und es würde für immer mit ihnen vorbei sein.
    Noch nie hatte Peter ein so schauriges Geräusch gehört wie dieses wütende heisere Knurren — ein dumpfes mörderisches Geheul, wie man sich’s auch in der kühnsten Phantasie nicht vorzustellen vermochte — und mit jedem Schritt dieser gewaltigen langbeinigen Bestien kam es näher und näher. Jetzt spürte er einen leichten Schlag, und jemand berührte eine seiner Hinterpfoten, brachte es aber doch nicht fertig, ihn festzuhalten. Peter spürte nur auf seinem Nacken den widerlich heißen Atem seiner Verfolger, als sie ihn nun umzingelten.
    Und danach konnte er sich auf nichts anderes mehr besinnen, als daß er immer höher in die Luft hinaufgestiegen war. Unter seinen Pfoten, die, von der Angst angetrieben, schneller und schneller nach dem nächsten Halt griffen, spürte er erst den rauhen Stein und dann, glitschig und zugleich knorrig wie ein Baumast, das vielfach vernietete, kreuzweis abgeschrägte Eisengestänge des Brückenpfeilers, der bis in die Wolken hineinragte, und seine Pfoten griffen so flink aus, daß er jedesmal, wenn sie das Gestänge berührten, neuen Aufschwung bekam und gar nicht mehr zu klettern, sondern hinaufzufliegen schien, immer weiter hinauf zu den Wolken.
    Nebel und Regen hüllten ihn so dicht ein, daß er zuletzt weder sehen konnte, von wo er herkam, noch auch nur wenige Meter über sich hinaus; trotzdem stieg er noch höher, da er es in seiner Angst nicht wagte, eher anzuhalten, bis er sich allmählich bewußt wurde, daß dieses schreckliche Knurren und Bellen ihm nicht mehr in den Ohren dröhnte und auch das Scharren und Stampfen seiner Verfolger nicht mehr zu hören war, ja, eigentlich überhaupt nichts mehr, außer irgendwo das Tuten der Schiffe und weit, weit weg und nur ganz gedämpft der Lärm des Straßenverkehrs.
    Da erst getraute er sich, sein Tempo zu verlangsamen, um sich umzuhorchen. Vorsichtshalber machte er noch ein paar krampfige Klimmzüge, und danach rastete er endlich, aber noch immer zitterte er von Kopf bis Fuß. Doch nun war er vor jeder Verfolgung sicher, denn hier oben gab es keine Bluthunde, hier gab es überhaupt nichts mehr.
    Er schien in einen Winkel eingeklemmt zu sein, der von mehreren kurzen zusammengenieteten Stahlstangen gebildet wurde, die im Zickzack aus den umherwirbelnden Nebelschwaden auftauchten und in der noch

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