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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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großartiger Klimmzug, Bill! Hurra!»
    «Wir sind gerettet!» rief Peter freudestrahlend Jennie zu. «Diesmal schaffen sie’s bestimmt!»
    «Ach du liebes bißchen», jammerte Jennie. «Ich weiß schon jetzt, daß ich ihn kratzen und beißen werde, wenn er ankommt, und dabei will ich das gar nicht. Das sind solche Anwandlungen, deretwegen wir Katzen verrufen sind, aber wir können einfach nichts dagegen tun. Wie du mich, hier siehst, bin ich bloß noch ein schwaches, hysterisches Nervenbündel. Und das komische kleine Flugzeug wird wahrscheinlich genau in dem Augenblick wieder vorbeisausen, wenn ich diesem Tarn mit meinen Krallen das Haar zerraufe... Nein, nein, nein! Laß mich los! Ich will hier nicht weg! Ummmmpf!»
    Das Letzte war nur noch ein halberstickter Schrei und dumpfer Protest, als Tam neben ihr auftauchte, seinen Sicherheitsgürtel an dem Gestänge festhakte, um die Hände freizubekommen, die fauchende, knurrende und um sich schlagende Jennie ergriff und in den Sack stopfte.
    Peter wollte ihr noch zurufen: , doch da packte Bill ihn selber am Genick, und ehe er sich’s versah, saß auch er in einem Sack, und es ging abwärts.
    Es war ein grauenhaftes Gefühl, in dem dunklen Sack zu stecken, in dem man kaum Luft bekam, und dazu noch die gräßliche Bewegung des Abstiegs... aber Peter war weit mehr darüber bekümmert, wie Jennie sich wohl damit abfand, als über sein eigenes Ungemach. Wenigstens dauerte es nicht lange, denn die zunehmende Lautstärke der Beifallsrufe besagte deutlich, daß sie sich der Erde näherten, und dann wurde er, unter begeisterten Jubelrufen, aus seinem Gefängnis befreit und sah, wie Jennie in Tams Armen zappelte, während Bill ihn selber festhielt. Polizisten, Feuerwehrleute und Zuschauer standen um sie herum; die Männer grinsten und die Frauen gurrten: «Ach, die reizenden Tierchen! Ist die kleine Pussie nicht einfach süß? Und die ganze Nacht haben sie da oben gehockt, die armen Dinger! Ich möchte bloß wissen, wem die gehören, und wie die da hinauf gekommen sind!»
    Peter hätte durchaus Spaß daran gehabt, den Mittelpunkt eines so lebhaften Interesses zu bilden, wäre er nicht so besorgt um Jennie gewesen, die selbst jetzt, wo sie doch unversehrt wieder auf der Erde gelandet war, höchst unglücklich dreinschaute, auch, als sich ein paar Photographen einfanden, die noch weitere Aufnahmen machten. Ein Reporter interviewte inzwischen Tarn und Bill und fragte sie, was das für ein Gefühl sei, einen so hohen Brückenturm zu erklimmen und für zwei verirrte Katzen das Leben zu riskieren. «Oh, ich hab nichts weiter gespürt als ihre Krallen in meiner Haut», sagte Tam, während Bill bescheiden erklärte: «Ach, das war doch gar nicht der Rede wert.»
    Doch das Abenteuer neigte sich bereits seinem Ende zu, denn die Feuerwehrleute packten nun ihre Leitern zusammen und holten den Spritzturm nieder, die Wagen mit den Gerätschaften für die Instandhaltung der Brücke schwenkten ihre Plattformen ein, und mit weithin vernehmbarem Motorengeknatter, Glockengeklingel und Sirenengeheul schickten die Autos mit den verschiedenen Apparaturen und die Mannschaftswag6n sich an, den Schauplatz zu verlassen, wobei die Umstehenden beim Rückwärtsfahren, Wenden und Herummanövrieren es an guten Ratschlägen nicht fehlen ließen.
    Nachdem die Zeitungsleute ihre Aufnahmen gemacht hatten, ließen Tam und Bill die beiden Katzen los, bestiegen ihren Lastwagen und fuhren wieder davon, während Peter und Jennie, um nicht zertrampelt zu werden, dicht an den Steinsockel der Brückenpfeiler herankrochen. Und ebenso schnell, wie die Menschenmenge sich versammelt hatte, löste sie sich wieder auf. Nach dem glücklichen Ausgang des Intermezzos kehrten die Leute wieder zu ihrer Arbeit zurück. Der eine oder andere blieb zwar noch ein Weilchen stehen, gab Peter einen Klaps auf den Kopf oder kraulte Jennie das Kinn und sagte: «Fühlst du dich jetzt besser, Pussie?» oder: «Da hast du aber Glück gehabt, daß sie dich von da oben runtergeholt haben, alter Knabe» — aber dann gingen sie heim. Jetzt, wo die Spannung vorbei war und sie wieder festen Boden unter ihren Pfoten hatten, dachte niemand daran, ihnen etwas zu essen und zu trinken oder ein Obdach anzubieten, und in wenigen Minuten waren die Hunderte von Menschen, die die Neugier herbeigelockt hatte, verschwunden. Nur dann und wann kamen ein paar Passanten vorbei, die auf die Brücke zusteuerten, weil sie aber zu spät dran waren

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