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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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merkte mehr und mehr, daß Jennie ihm nun seine ganze Familie bedeutete und er sie nicht nur als einen guten hilfsbereiten Kameraden betrachtete, an den er sich stets vertrauensvoll um Rat wenden konnte, sondern daß er auch ihrer Zuneigung und sogar Zärtlichkeit bedurfte. Gewiß, sie redete gern ein bißchen viel und war durchaus nicht die schönste Katze auf der ganzen Welt, aber sie strahlte eine Wärme und eine Anmut aus, die sie ihm lieb und teuer machten und ihn sich so behaglich, dankbar und glücklich fühlen ließen, wenn sie sich zum Schlafen dicht nebeneinander zusammenrollten, oder manchmal auch, wenn er sie nur anschaute und ihre freundlichen Augen, den lausbübisch-gescheiten Ausdruck ihres Gesichts, das weiche weiße Fell an ihrem Hals und ihre graziösen Bewegungen sah.
    Es gab in der Welt alle möglichen Arten von Katzen, die so schön waren, daß sie sogar auf den internationalen Katzenausstellungen Preise dafür erhielten und die illustrierten Zeitschriften Bilder von ihnen veröffentlichten. Mit denen verglichen, war Jennie ziemlich häßlich, aber auf eine so anziehende Weise, daß Peter für ihre Häßlichkeit auch nicht die Schönheit der ganzen Welt hätte eintauschen mögen.
    Es war auch nicht sein erst jüngst erworbenes Selbstbewußtsein als Kater, das ihn dazu drängte, seinem Elternhaus in der Cavendish-Gasse einen Besuch abzustatten, obwohl gerade die Katzennatur in ihm voller Neugierde war, zu erfahren, wie das Leben dort ohne ihn weiterging. Doch wußte er ja nur zu gut, daß sein Vater und seine Mutter sich, wenn überhaupt, nur sehr wenig für die vierbeinigen Lebewesen interessierten, geschweige denn irgendein Bedürfnis nach der Gesellschaft eines Haustieres verspürten und folglich wohl kaum dazu bereit sein würden, zwei obdachlos herumstreunenden Katzen wie Jennie und ihm ein Heim zu bieten.
    Nein, Peters Vorschlag, Jennie möge ihn doch bei seinem Ausflug in die Cavendish-Gasse begleiten, entsprang vor allem der Erinnerung daran, daß es ihr damals, als er sich so unglücklich fühlte, weil sie dem armen Mr. Grims seine Gastfreundschaft so schlecht vergolten hatten gelungen war, ihn durch den Vorschlag einer Reise nach Schottland vor, seinem Kummer abzulenken. Als er nun sah, wie stark Jennie sich das Schicksal des liebenswerten alten Mannes zu Herzen nahm, so daß ihre Reue und ihr Schuldbewußtsein sie unausgesetzt quälten, hatte Peter eine Seite aus dem Buch ihrer Erfahrungen herausgerissen, weil er hoffte daß es ihre Gedanken von diesem tragischen Ereignis und insbesondere von ihrem Anteil daran ablenken würde. Instinktiv schien er gewußt zu haben, daß tatsächlich nichts anderes sie davon abbringen würde als seine Erklärung, daß er mehr denn je auf ihren Beistand angewiesen sei.
    Jedenfalls war es nicht zu leugnen, daß Jennie, als sie sich nun gemeinsam auf den Weg machten, sich in viel besserer Stimmung befand und eifrig bestrebt war, ihm bei der Durchführung seines Planes von Nutzen zu sein.
    Für eine Katze ist es nicht leicht, sich in einer Großstadt zu orientieren, besonders bei weiten Entfernungen, und Jennie konnte Peter gar nicht dabei helfen, wieder zur Cavendish-Gasse zurückzufinden, da sie niemals dort gelebt oder sich auch nur aufgehalten hatte und ihr angeborener Ortssinn ihr folglich gar nichts nützte, während dieser sie sonst dank der Feinfühligkeit ihrer Schnurrhaare unfehlbar wieder dorthin geleitete, wo sie schon einmal gewesen war.
    Peter hatte aber wenigstens vor allen anderen Katzen die Fähigkeit voraus, sowohl zu verstehen, was die Leute um ihn herum sagten, als auch zu lesen, was auf irgendwelchen Schildern stand, wie zum Beispiel denen, die vorn an den Omnibussen hingen und anzeigten, wohin ein Bus fuhr. So brauchten Jennie und er also nur in derselben Richtung weiterzulaufen, um schließlich an dem gleichen Bestimmungsort anzukommen wie der Bus und somit jedenfalls in die Nähe ihres Wanderziels zu gelangen. Als Peter von daheim fortgelaufen war, hatte er sich zwar nicht gemerkt, welchen Weg er eingeschlagen hatte, doch kannte er sich immerhin in der näheren Umgebung seines Elternhauses aus und wußte, daß er, hatte er erst einmal Oxford und Regent Street erreicht, wieder heimfinden konnte.
    Was aber die Kenntnis der einzelnen Stadtviertel anging und die Kunst, den Gefahren der Straße mit heiler Haut zu entrinnen, etwas zu essen und zu trinken und ein Nachtquartier aufzutreiben, darin erwies sich Jennie wieder als

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