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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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unschätzbar.
    Unterwegs lehrte sie Peter auch all die wichtigen Dinge, die man von Hunden wissen mußte, um sie richtig zu behandeln; daß man zum Beispiel um jede Art Terrier besser einen großen Bogen machte, jedwede Promenadenmischung aber einfach als Luft betrachten durfte. Hunde an Leinen brauchte man auch nicht zu beachten, obwohl sie schrecklich angaben, laut bellten und knurrten, drohend die Zähne fletschten und so taten, als wollten sie einen im nächsten Augenblick anspringen. Das taten sie aber alles nur, weil sie eben an der Leine waren, was natürlich ihren Stolz verletzte, und um zu zeigen, was sie tun würden, wenn sie frei wären, machten sie nun einmal immer dieses Theater. Wenn sie einen anderen Hund sahen, benahmen sie sich genauso, und in Jennies Augen war das Ganze nur ein großer Bluff, und sie schenkte dem jedenfalls nicht die geringste Aufmerksamkeit.
    «Wenn du es irgend vermeiden kannst, lauf nie vor einem Hund davon», ermahnte sie Peter, «denn die meisten Hunde sind ohnehin halb blind und ein bißchen hysterisch und machen daher auf alles Jagd, was sich bewegt. Wenn du aber nicht wegrennst und standhaft bleibst, wird so ein Köter sehr wahrscheinlich einfach an dir vorbeilaufen und so tun, als ob er dich weder sehen noch riechen könne, besonders, wenn er sich schon mal mit einem von uns in die Haare gekriegt hat. Hunde haben nämlich ein gutes Gedächtnis.
    Kleine Hunde kannst du ohne weiteres in Schach halten, indem du ihnen eins versetzt, so wie wir’s tun, wenn wir uns zum Scherz balgen, nur daß du deine Krallen ausstreckst und fest und hart zuschlägst, weil fast alle diese Schoßhunde eine Riesenangst davor haben, daß man ihnen die Augen verletzt, und sie haben es auch gar nicht gern, wenn ihre Nasen einen Kratzer abbekommen, weil sie so empfindlich sind. Hier kommt zum Beispiel einer an, dem schon das Fell juckt, da werde ich dir gleich zeigen, wie ich das meine.»
    Sie liefen gerade durch die Settle Street bei Whitechapel und hielten nach einer Mahlzeit Ausschau, als ein dicker überfütterter Scotch aus einem Torweg auf die Straße rannte und laut bellend auf sie zustürzte. Drohend fletschte er die Zähne und nahm mit seinen kurzen Beinen immer wieder einen neuen Anlauf, um die beiden Katzen durch diese von wütendem Gekläff begleiteten Scheinattacken einzuschüchtern.
    Jennie aber ließ sich völlig unbeirrt gemächlich auf dem Pflaster nieder und blickte dem Feind mit einer geradezu demütigenden Interesselosigkeit entgegen, die er jedoch für ein Zeichen von Furcht und verächtlicher Kriecherei hielt, was ihn dazu ermutigte, bis in Jennies Reichweite vorzudringen und ernstlich nach ihrer Flanke zu schnappen. Mit blitzartiger Geschwindigkeit hieb sie daraufhin dreimal mit ihrer linken Pfote nach ihm, während sie gerade nur so weit zurückwich, daß der Angreifer sein Ziel verfehlte. Im nächsten Augenblick zog sich der Scotch mit einem tiefen Riß an der Nasenspitze und einem zweiten direkt unter dem rechten Auge in den Schutz des Torwegs zurück, wobei er gellend «Hilfe! Mord! Achtung!» schrie.
    «Komm», sagte Jennie zu Peter, «jetzt ist es an uns, schleunigst abzuhauen. Du wirst gleich sehen, warum.» Da Peter es sich schon längst abgewöhnt hatte, die Richtigkeit von Jennies Entschlüssen anzuzweifeln, rannte er sofort hinter ihr her — kurz bevor eine schlampig angezogene Frau, offensichtlich die Besitzerin des Hundes und auch die Inhaberin des schmutzigen kleinen Grünkramladens neben dem Torweg, mit ei nein Eimer Wasser auf die Straße hinaustrat und die beiden Flüchtenden damit zu übergießen versuchte, sie aber dank Jennies weiser Voraussicht und schnellem Handeln nicht mehr traf.
    «Ich bin außer Übung», erklärte Jennie. Wie früher, als sie sich manchmal vor Peter etwas gebrüstet hatte, schwang in ihrer Stimme ein ganz leiser Unterton von Selbstgefälligkeit mit, auch als sie nun hinzufügte: «Mit meinem dritten Hieb hab ich ihn leider nicht getroffen. Trotzdem... Verstehst du, zum Schluß laufen diese kleinen Köter immer weg und schreien um Hilfe, und wenn du dann dableibst, kannst du, wie du ja eben gesehen hast, leicht was abkriegen, wenn auch nicht von den Hunden selber... Alle Hunde meinen es übrigens gar nicht so böse. Es gibt eine ganze Menge, die mit Katzen zusammen aufgewachsen oder doch an uns gewöhnt sind; die sind bloß neugierig oder wollen gern mit einem spielen und kommen deshalb schnuppernd und schnüffelnd angelaufen und

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