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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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Leber allein machen auch nicht glücklich...»
    Sie setzten ihren Rundgang fort und machten noch Bekanntschaft mit einer rosenholzfarbenen Perserkatze, einer erstaunlichen Person, die nur von ihrem langen Stammbaum, von Ausstellungen und den vielen ersten Preisen sprach, die sie erhalten hatte; mit einem langhaarigen grauen Kater, der sich als Mr. Silber vorstellte und ihnen immer wieder versicherte, daß er es noch nie so gut gehabt habe wie bei dem Junggesellen, dem er jetzt gehöre; und schließlich mit drei ausgesucht hübschen Tigerkatzen, die mit zwei alten Jungfern zusammenlebten und erklärten, wenn es einem nicht zu viel ausmache, daß man sich nicht frei bewegen und nicht alles anfassen dürfe, sei man bei zwei alten Damen wirklich am besten aufgehoben, weil sich da nie etwas veränderte oder etwas ereignete, was einen erschrecken oder bekümmern konnte.
    So kam es, daß Peter in Jennies Begleitung um den ganzen Cavendish Square herumlief und dabei sämtliche Katzen kennenlernte, die dort wohnten und ihn nun als einen der Ihren willkommen hießen, wie Jennie es sich gewünscht hatte; und nachdem sie so ihre Antrittsbesuche erledigt hatten, gelangten sie endlich zu der Straße, die zu der Cavendish-Gasse führte.
    Merkwürdigerweise hatte Peter es jetzt aber nicht mehr so eilig, sondern blieb eine Minute lang am Eingang zu der kurzen engen Sackgasse stehen, um sich erst etwas zu sammeln. Denn obwohl er ja nun ein Kater war und Katzen jetzt viel besser verstand als je zuvor, machte ihn der Gedanke, vielleicht schon in wenigen Augenblicken Vater und Mutter wiederzusehen, sehr glücklich. Und so rief er seiner kleinen Freundin fröhlich zu: «Wir sind am Ziel, Jennie! Dies ist die Cavendish-Gasse, und da drüben liegt unser Haus...»
    Jennie aber war wieder ganz traurig zumute, weil ihr Peter so sehr ans Herz gewachsen war, und deshalb sagte sie nur leise: «Ja, Peter — und vielleicht werden wir uns jetzt da drüben für immer trennen...»
    «Aber Jennie», rief Peter, «liebste Jennie! Weißt du denn nicht, daß ich dich, was auch geschehen mag, nie verlassen werde? Niemals, hörst du, nie, nie, nie!»
    Doch Jennie war eine bessere Prophetin, als sie selber wußte. Nur daß sich das, was sie dort in der winzigen engen Sackgasse erwartete, nicht alles genauso zutragen sollte, wie sie es vorauszusehen glaubte.

Ein unerwartetes Wiedersehen

    Und jetzt, als sie endlich am Ziel ihrer Wanderung angelangt waren, stellte Peter fest, daß er eigentlich gar nicht recht wußte, was er nun tun sollte, und jedenfalls keinen festen Plan hatte.
    Denn dies war ja keiner der üblichen Besuche, wo man einfach an die Tür ging und auf den Klingelknopf drückte, und wenn dann jemand öffnete, seine Visitenkarte hineinschickte, auf die man schnell ein paar Worte kritzelte. Jedenfalls hätte er doch nicht einfach schreiben können: Und ebensowenig konnte er, vorausgesetzt, daß die für nicht verschlossen war, so ohne weiteres ins Haus rennen und schreien:
    Er konnte ja nicht einmal den Türgriff erreichen, geschweige denn den Kingelknopf. Er war ja jetzt ein Kater und als solcher zwar durchaus nicht klein, aber doch lange nicht so groß wie früher als Junge. Außerdem hatte er ja auch die Fähigkeit eingebüßt, mit den Menschen zu reden, obwohl er noch immer verstehen konnte, was sie sagten, und wenn es ihm auch möglich gewesen wäre, zu seiner Mutter, seinem Vater oder Nanny — die ja aber vor Katzen solche Angst hatte — zu sprechen, schien ihm doch der Gedanke an einen Versuch, ihnen klarzumachen, daß er tatsächlich ihr Peter sei, dem nur etwas höchst Seltsames zugestoßen war, nicht sehr vernünftig zu sein. Einem Jungen oder auch einem Mädel in seinem Alter hätte er das vielleicht ohne besondere Schwierigkeiten erklären können, aber ein Erwachsener würde wahrscheinlich nur erwidern: — und dabei hätte es dann sein Bewenden gehabt.
    Als nun aber der ersehnte Augenblick unmittelbar bevorstand, dachte er, es wäre doch nett, wenn Jennie und er einfach hingingen, sich ein Weilchen vors Haus setzten und hineinguckten. Vielleicht war sein Vater daheim, und er konnte ihn durch das Fenster im Erdgeschoß

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