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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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dann mit Peter in Trab, doch als sie nicht mehr gesehen werden konnten, fügte sie hinzu: «Diese albernen Snobs!» Woraufhin aus Nr. 5 noch ein dumpfes zorniges Knurren zu ihnen drang.
    «Und sowas protzt noch mit seinem Stammbaum!» ereiferte sich Jennie. «Ich möchte wirklich wissen, wie weit der zurückreicht und wie deren Vorfahren ausgesehen haben, als meine in Ägypten wie Götter verehrt wurden. Und wo liegt denn diese Ukraine überhaupt?»
    «Ich glaube, in Rußland», erwiderte Peter, der sich dessen nicht ganz sicher war, «oder in der Türkei.»
    «Russinnen!» rief Jennie empört aus. «Und dann wagen sie noch zu behaupten, die Gegend hier komme auf den Hund...»
    «Wir wünschen Ihnen ein behagliches Leben und eine gute Gesundheit», begrüßte Peter, wie Jennie es ihn gelehrt hatte, die ingwerfarbene Katze mit den hellgrünen Augen, die mit zierlich umgerolltem Schwanz hinter dem eisernen Gartenzaun von Nr. 11 saß. Er wußte, das war die Katze von Mrs. Bobbit, der Hausmeisterin, denn er hatte sie schon oft dort sitzen sehen und sie sogar schon ein paarmal gestreichelt. Jetzt aber lief er auf sie zu und rieb seine Nase an der ihren.
    «So ist’s recht, mein Junge», sagte die Ingwerfarbene. «Es tut einem ordentlich wohl, jemandem zu begegnen, der sich noch zu benehmen weiß. Das ist heutzutage leider eine große Seltenheit. Aber glaub mir, nur gute Manieren bringen dich in der Welt voran. Ich war heute morgen sehr schlechter Laune und hätte gewiß kurzen Prozeß mit dir gemacht, wenn du mich nicht so liebenswürdig angeredet hättest. Ich heiße übrigens Wuschi. Mit Herrn Schwarzmann werdet ihr ja wohl schon gesprochen haben, nehme ich an.»
    Jennie bejahte das und stellte sich und Peter vor. Sie platzte beinah vor Stolz über das Lob, das die Ingwerfarbene Peter gespendet hatte.
    «Baldrin?» sagte Wuschi zu Jennie, «das ist doch ein schottischer Name, nicht wahr? Aber nach Ihrem Aussehen zu schließen, sind Sie keine reinblütige Schottin. Jedenfalls aber von guter Rasse. Wahrscheinlich stammen Sie direkt von den ägyptischen Katzen ab, das sieht man schon an Ihren kleinen Ohren. Ich selber bin eine solche Mischung, daß niemand sagen kann, wo ich eigentlich her bin. Besuchen Sie mich doch mal, wenn Sie sich erst etwas eingelebt haben werden, und erzählen Sie mir mehr von sich...»
    «Also das ist wahrhaftig die reizendste Katze, der ich je begegnet bin», sagte Jennie mit großer Bestimmtheit. «Mit der muß ich mich wirklich einmal ausführlicher unterhalten.» Dabei machte sie ein so vergnügtes und zufriedenes Gesicht, daß Peter ehrlich froh war, ihre Gedanken wenigstens für ein Weilchen von dem armen Mr. Grims abgelenkt zu haben.
    Als sie ein Stückchen weitergelaufen waren, vernahmen sie irgendwo über sich eine zarte Stimme, die sie freundlich begrüßte, indem sie ihnen ein langes Leben und zu jeder Mahlzeit eine Schale Milch wünschte. Sie blickten auf und sahen im Erkerfenster von Nr. 18 eine Katze sitzen, deren Fell die gleiche Farbe hatte wie ein heller Schildpattkamm.
    «Ach, bleibt doch einen Augenblick stehen», bat sie. «Ich langweile mich so schrecklich, und ihr zwei seht ganz so aus, als ob ihr viel herumgekommen wäret. (, dachte Peter bei sich.) Ich heiße Hedwig. Ich habe alles, was ich mir nur wünschen kann, aber ich bin so unglücklich. Ich gehöre nämlich einem kinderlosen Ehepaar.»
    «Ach, Sie Arme», sagte Jennie mitleidig, «das kann ich mir gut vorstellen, daß das nicht immer eine reine Freude ist.»
    «Es ist einfach gräßlich», sagte Hedwig, «glauben Sie mir! Den ganzen Tag tragen sie mich in ihren Armen herum, und noch dazu verkehrt rum, wie ein Baby! Und glucken und gurren und geben alle möglichen Geräusche von sich, aus denen ich beim besten Willen nicht klug werden kann. Ich hab ein Körbchen mit einer blauen Seidenschleife und Kissen und extra Polster zum Kratzen und einen Haufen Spielzeug, ganze Schubladen voll Sachen! Aber ich hab das alles so satt! Bevor diese Leute mich zu sich genommen haben, war ich immer munter und guter Dinge und hab mich draußen so geschickt durchgeschlagen, daß ich nie zu kurz gekommen bin. Wenn ich mich nachher für ein paar Minuten davonstehlen kann, komme ich schnell mal rüber zu dem ausgebombten Haus. Ich sterbe fast vor Neugier, zu hören, was es auf der Straße Neues gibt.»
    «Siehst du», bemerkte Jennie zu Peter, als sie auf die Schmalseite des Platzes zugingen, «Sahne und gehackte

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