Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
Vom Netzwerk:
willkommen hießen. Aber so mir nichts, dir nichts durch eine Gegend zu rennen, die offensichtlich von einer großen Anzahl Katzen bewohnt war, konnte ihnen nur Ungelegenheiten machen, da man ihnen mit Recht nachsagen würde, daß sie keine panieren hätten.
    «Es wird nur ein bißchen länger dauern, Peter», sagte Jennie, «aber sie würden es uns bestimmt alle verübeln, wenn wir uns nicht die Zeit nähmen, uns vorzustellen. Also komm, gehen wir erstmal auf der rechten Seite vom Platz entlang, dann werden wir ja hören, was sie uns hier zu sagen haben. Wir werden uns schon auf sie abzustimmen wissen.»
    Peter verstand nicht ganz, was Jennie damit meinte, bis sie an dem Haus Nr. 2 a vorbeikamen, in dem der Hausmeister wohnte, der zugleich auch der Parkwächter war und den Schlüssel zu dem Eisentor verwahrte. Da erst sollte Peter begreifen, was für ein wunderbares Verständigungs-mittel die Katzen an ihren Schnurrhaar-Antennen hatten. Es ging dabei nicht viel anders zu als beim Rundfunk oder bei der drahtlosen Telegraphie. Kaum hatte eine Katze etwas gedacht, wußtest du auch schon, was sie sagen wollte, oder jedenfalls, welcher Gedanke ihr gerade durch den Kopf ging, weil dir dieser entweder durch deine Schnurrhaare oder auch die Härchen in der Nase und die Tasthaare, die über deinen Augen wuchsen, zugetragen wurde. Und was du darauf antwortetest, wurde dann von ihren Antennen aufgefangen. Freilich war das nur bei kurzen Entfernungen möglich, das heißt, die Katze, mit der man sich auf diese Weise verständigte, mußte sich ganz in der Nähe befinden, aber dann klappte es immer.
    Davon sollte Peter sich jetzt überzeugen, denn war auch der Parkwächter nicht daheim, seine Katze war es, und Peter erkannte erfreut den schwarzen Kater mit dem weißen Brustfleck und den riesengroßen grünen Augen wieder, den er so oft gesehen hatte, als er noch um die Ecke herum wohnte; da das Fenster geschlossen war, konnte er ihn zwar nicht sprechen hören, doch wußte er ganz genau, daß der Kater, der hinter der Scheibe auf der Fensterbank saß, Jennie und ihm soeben zugefunkt hatte: «Ich heiße Schwarzmann, kurz genannt, und ich bin hier sozusagen die oberste Instanz. Seid ihr obdachlos oder seid ihr Hauskatzen aus der Nachbarschaft, die uns nur mal einen Besuch abstatten wollen?»
    Peter spürte an seinen Schnurrhaaren, daß Jennie zurückfunkte: «Obdachlos, Herr Schwarzmann!»
    «Aha!» Die großen runden Augen starrten sie durch die Fensterscheibe unverwandt an, während Mr. Schwarzmann die nächste Frage stellte: «Nur auf der Durchreise, oder hattet ihr die Absicht, euch hier langer aufzuhalten?»
    Da konnte Peter sich nicht länger bremsen, er vergaß, was Jennie ihm so nachdrücklich eingeschärft hatte, und sendete auf seiner eigenen Wellenlänge: «Oh, aber ich wohne doch hier, ich meine, etwas weiter nördlich, in der Cavendish-Gasse. Kennen Sie mich denn nicht mehr? Ich bin doch Peter Brown von Nummer 1 a… Oberst Brown ist mein Vater und...»
    Herr Schwarzmann unterbrach ihn und warf ihm einen höchst mißtrauischen Blick zu. «So, Peter Brown? Ich kann mich aber gar nicht entsinnen, Sie in meinem Leben schon jemals gesehen zu haben, und ich kenne eigentlich jeden, der hier in diesem Viertel wohnt. Ich hab auch noch nie was davon gehört, daß die Browns eine Katze haben. Sie hatte« früher mal einen kleinen Jungen, aber der ist spurlos verschwunden. Also hören Sie mal, Sie Schlaumeier, wenn Sie versuchen sollten, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hier einzudringen, muß ich Ihnen sagen...»
    Zum Glück legte Jennie sich jetzt geistesgegenwärtig ins Mittel, indem sie einwarf: «Bitte, Herr Schwarzmann, das bildet mein Freund sich ja bloß ein. Das ist sein Phantasiespiel, und er hat das schon immer gespielt...»
    «Ach so», sagte Herr Schwarzmann, «wenn es weiter nichts ist, hab ich bestimmt nichts dagegen einzuwenden. Wir sind hier keine Snobs, aber zur Zeit haben wir etwas reichlich viel Obdachlose in unserem Stadtviertel.»
    «Wir sind gerade aus Glasgow zurückgekommen», erwiderte Jennie — völlig unmotiviert, wie Peter meinte, der noch immer nicht ganz begriffen hatte, daß Jennie stets genau wußte, woran sie war, und daß es bei Katzen vor allem darauf ankommt, ihr Interesse wachzuhalten.
    Herr Schwarzmann zeigte sich auch sofort interessiert. «Aus Glasgow», wiederholte er, «was Sie nicht sagen! Wie sind Sie denn von da oben hierhergefahren?»
    Diese Frage glaubte Peter, der

Weitere Kostenlose Bücher