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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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hinaussteckten, rief Buff zum ersten Stock hinauf: «Mutti, Mutti! Jennie ist wieder da! Sie hat mich gefunden! Komm doch schnell mal runter und schau sie dir an! Ich bin ganz sicher, daß es Jennie ist!»
    Kurz darauf kam denn auch Buffs Mutter angelaufen, eine schlanke hübsche Frau, die Buff und, dachte Peter, dem es richtig einen Stich ins Herz gab, auch seiner Mutter sehr ähnlich sah, so daß er sich eine Sekunde lang fragte, ob, sie es nicht auch wäre, aber sie würdigte ihn keines Blicks, ebensowenig wie Buff; hingegen konnten Mutter und Tochter sich nun beide nicht genug tun, Jennie immer wieder zu streicheln und zu liebkosen und bald zu ihr, bald miteinander und zwischendurch auch zu den Leuten zu sprechen, die aus den nächstliegenden Fenstern auf die Straße hinabschauten, und ihnen allen stets von neuem zu erklären, was für ein Wunder da soeben geschehen sei, und insbesondere, wie es überhaupt dazu gekommen war, daß sie Jennie vor drei Jahren verloren hatten.
    Peter aber, der genau zuhörte, damit ihm nur ja kein Wort entging, warf sich vor Stolz förmlich in die Brust, als er vernahm, daß sie Jennie keineswegs absichtlich sich selbst überlassen hatten.
    Soweit er sich nach allem, was Mutter und Tochter da den Nachbarn erzählten, ein Bild machen konnte, hatten sie damals, als sie aus ihrer alten Wohnung auszogen, ein paar Nächte im Hotel schlafen müssen, weil die frisch gestrichenen Wände in ihrem neuen Heim noch nicht ganz trocken waren. An dem Morgen, an dem dann der Einzug stattfinden sollte und sie Jennie hatten holen wollen, war Buff plötzlich schwer erkrankt und mußte sofort in ein Krankenhaus überführt werden, wo sie drei Tage lang zwischen Tod und Leben schwebte. Buffs Mutter und Buffs Vater hatten mit den Schwestern und den Ärzten ständig an ihrem Bett gewacht, und über dieser Angst und Sorge war Jennie vorübergehend vergessen worden.
    Als die Ärzte endlich erklärten, daß Buff die Krise überwunden habe und genesen werde, hatte Mrs. Penny gleich wieder an Jennie gedacht, doch als sie zu ihrer alten Wohnung zurückging, war keine Spur von Jennie mehr zu finden gewesen.
    Peter hielt es für sehr wichtig, daß Jennie das alles sofort erfuhr, und da die Menschen um ihn herum noch immer durcheinanderredeten und lachten und schluchzten, benutzte er die allgemeine Aufregung, um Jennie, die da hoch oben zufrieden auf Buffs Schultern lag, zuzurufen: «Jennie! Ich kann dir etwas Wunderschönes sagen! Die Pennys haben dich damals gar nicht grausam im Stich gelassen. Ich habe alles gehört, was sie eben sagten. Buff wurde damals sehr krank und mußte ins Krankenhaus...», und so schnell er konnte, erzählte er ihr die ganze Geschichte und schloß mit den Worten: «Ich wußte ja, daß Menschen, die Katzen wirklich lieben, und besonders eine wie dich, nicht so herzlos sein können. Bist du nicht froh darüber...?»
    Obwohl sie ihn glücklich und verträumt anlächelte, schien Jennie — wenn es sie auch zweifellos freute, daß sich nun alles so zufriedenstellend aufklärte — von diesem Bericht nicht sehr beeindruckt oder darüber merklich entzückt zu sein, denn sie erwiderte nur: «Jetzt, wo ich meine Buff wiederhabe und weiß, daß sie mich noch liebt, macht es mir wirklich nichts mehr aus, Peter, was damals geschehen ist oder wie es dazu kam. Verstehst du, ich könnte ihr noch viel Ärgeres, ja, alles verzeihen...»
    Dies war ein so ausgesprochen weiblicher Standpunkt, daß Peter völlig verdutzt war und einen Moment lang einen dumpfen Schmerz und den bitteren Vorgeschmack völliger Verlassenheit empfand, ein Gefühl, das er jedoch rasch wieder unterdrückte, denn er wollte sich uneingeschränkt darüber freuen dürfen, daß sich für Jennie zu guter Letzt doch alles zum Besten gewandt hatte. Und was Jennie dann sagte, war nicht nur sehr charakteristisch für sie, sondern klang auch sehr beruhigend. In diesem zärtlich gurrenden Ton, in dem sie nur zu ihm sprach, wenn sie einander ihre geheimsten Gedanken anvertrauten, rief sie zu ihm hinunter: «Oh, Peter, wie gut werden wir es jetzt alle beide haben, denn ich weiß, sie werden dich ebenso liebgewinnen wie mich.»
    Aber dieser Traum wurde bald zerstört, da Buff und ihre Mutter von Peter überhaupt keine Notiz nahmen. Als die Erregung über das unerwartete Wiedersehen sich allmählich legte und die Leute, die aus den Fenstern guckten, ihre Köpfe wieder zurückzogen, ging auch Buff wieder ins Haus; und als sie mit Jennie, die noch

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