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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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stumm da – mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Dann öffnete meine Frau die Lippen, und von ihnen strömte –
meine letzte Badezimmeräußerung.
Die Sprache war genau getroffen, aber der Ausdruck samten, unpraktisch, lehrlingshaft, unwissend, unerfahren, komisch unangemessen, unsinnig schwach und ungeeignet für die derbe Sprache. In meinem ganzen Leben hatte noch nie etwas so falsch in meinen Ohren geklungen, so unharmonisch, so unvereinbar, so unpassend wie diese kraftvollen Worte, die so schwach vertont worden waren. Ich versuchte, ein Lachen zu unterdrücken, denn der Schuldige, der auf Milde und Gnade angewiesen war, war ja ich. Ich suchte zu verhindern, dass ich vor Lachen platzte, und es gelang mir auch – bis sie feierlich sagte: »So, jetzt weißt du, wie sich das anhört.«
    Da explodierte ich; die Luft war voll von meinen Splittern, man konntesie umherschwirren hören. Ich sagte: »Oh, Livy, wenn sich das
so
anhört, Gott vergib mir, werde ich es nie wieder tun!«
    Da musste auch sie lachen. Beide brachen wir in Zuckungen aus und lachten so lange, bis wir körperlich erschöpft und geistig versöhnt waren.
    Beim Frühstück waren die Kinder anwesend – Clara sechs und Susy acht –, und die Mutter machte eine vorsichtige Bemerkung über drastische Ausdrucksweise; vorsichtig, weil sie nicht wollte, dass die Kinder irgendetwas argwöhnten – eine vorsichtige Kritik an Kraftausdrücken. Beide Kinder gaben wie aus einem Munde den Kommentar ab: »Aber Mama, Papa benutzt sie doch auch.«
    Ich war erstaunt. Ich hatte geglaubt, das Geheimnis sei sicher in meiner Brust verschlossen gewesen und sein Vorhandensein nie vermutet worden. Ich fragte:
    »Woher wisst ihr das, ihr kleinen Schlingel?«
    »Ach«, sagten sie, »wir lauschen oft am Treppengeländer, wenn du in der Diele bist und George etwas erklärst.«
     
    Aus Susys Biographie
     
    Eines von Papas letzten Büchern ist
Der Prinz und der Bettelknabe,
es ist zweifellos das beste Buch, das er je geschrieben hat, einige Leute wollen, dass er seinen alten Stiel beibehält, ein Gentleman schrieb ihm: »
Huckleberry Finn
hat mir ungeheuer gut gefallen, und ich bin froh, dass Sie zu Ihrem alten Stiel zurückgefunden haben.« Das hat mich geergert, das hat mich sehr geergert, weil es mich stöhrt (das Wort störte Susy, und sie war unsicher; sie strich das
h
durch, besann sich aber eines anderen und schrieb es wieder darüber), dass so wenige Leute Papa kennen, ich meine, richtig kennen, sie halten Mark Twain für einen Humoristen, der über alles Schertze macht; »Und mit einem Wuschel rötlich braunen Haars, dem die Barbierbürste nicht schaden würde einer römischen Nase, einem kurzen, dichten Schnurbart, einem traurigen verhärmten Gesicht mit vielen Krähenfüsen« usw. So stellen sich die Leute Papa vor, ich wollte, dass Papa ein Buch schreibt, das etwas von seiner gütigen, mitfühlenden Natur preisgibt, und das tut in Teilen
Der
Prinz und der Bettelknabe
. Das Buch ist reich an schönen, reizenden Ideen, undoh, die Sprache! Sie ist
vollendet.
Ich glaube, eine der anrührendsten Szenen ist die, in der der Bettelknabe mit seinen Edlen im »Festzug auf dem Fluss« einherreitet, und er sieht seine Mutter oh und was dann folgt! Wie sie an seine Seite eilt, als sie sieht, dass er die Hand mit der Handfläche nach ausen in die Höhe hält, und wie sie von einem der Beamten des Königs grob zurückgestoßen wird und wie den kleinen Bettelknaben sein Gewissen plagt, als er sich an die beschehmenden Worte erinnert, die von seinen Lippen fielen, als sie weggedrängt wurde: »Ich habe dein Gesicht noch niemals erblickt«, und wie seine Würde wertlos wurde und sein Stolz zu Asche zerfiel. Es ist eine wunderschöne und anrührende kleine Szene, und Papa hat sie so wundervoll geschildert. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der eine solche Vielfalt von Gefühlen hat wie Papa;
Der Prinz und der
Bettelknabe
ist zwar voll anrührender Stellen, aber fast immer gibt es darin auch einen Anflug von Humor. Etwa bei der Krönung – bei der ergreifenden Krönung, kurz nachdem der kleine König seine Krone zurückbekommen hat, bringt Papa die Sache mit dem Siegel, wo der Bettelknabe sagt, er hat das Siegel »zum Nüsseknacken« benutzt. Ach, das ist so lustig und hübsch! Papa schreibt kaum eine Passage ganz ohne Humor, und ich glaube nicht, dass er es jemals tun wird.
     
    Die Kinder pflegten ihrer Mutter beim Lektorieren meiner Manuskripte zu helfen. Auf der Farm setzte

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