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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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Haar!« 20
     
    Aus Susys
Biographie
     
    Schließlich erreichten wir
Vassar College, es sah sehr vornehm aus, Gebäude und Anlage waren wunderschön. Wir gingen zur
Eingangstür und läuteten. Das junge Mädchen, das zur Tür kam, fragte uns, wen wir sprechen wollten.
Offenbar erwartete mann uns nicht. Papa sagte ihr, wen wir zu sprechen wünschten, und sie führte uns
ins Empfangszimmer. Wir warteten, niemand kam; und warteten, niemand kam, es kam noch immer niemand.
Allmählich wurde es zimlich unangenehm. »Das ist wirklich ein hartes Stück Arbeit«, rief Papa aus.
Endlich hörten wir Schritte auf dem langen Gang, und Miss C. (die Dame, die Papa eingeladen hatte)
trat ins Zimmer. Sie begrüßte Papa sehr freundlich, und sie plauderten miteinander. Bald trat auch
die Rektorin ein und war sehr höflich und liebenswürdig. Sie zeigte uns unsere Zimmer und sagte, sie
würde nach uns schicken, wenn das Mittagessen angerichtet wäre. Wir blieben auf unseren Zimmern,
hatten aber eine halbe Stunde lang nichts anderes zu tun, als den Regentropfen zuzusehen, die gegen
die Fensterscheiben praselten. Schließlich wurden wir zum Essen gerufen, und ich ging ohne Papa nach
unten, weil er mitten am Tag nie etwas isst. Ich setzte mich mit der Rektorin zu Tisch und es gefiel
mir, all die jungen Mädchen in den Speisesaal marschiren zu sehen. Nach dem Essen ging ich mit den
jungen Damen im College umher, während Papa auf seinem Zimmer blieb und rauchte. Als es Zeit fürs
Abendessen war, kam Papa nach unten und aß mit uns, und wir hatten ein ganz reizendes Abendessen.
Danach gingen die jungen Damen auf ihre Zimmer, um sich für den Abend zurechtzumachen. Papa ging auf
sein Zimmer, und ich ging mit der Rektorin. Schließlich traffen die Gäste ein, aber Papa blieb auf
seinem Zimmer, bis er gerufen wurde. Papa las in der Kapelle. Es war das erste Mal in meinem Leben,
dass ich ihn lesen hörte – zumindest in der Öffentlichkeit. Ich weiß noch, wie die Leute, als er das
Podium betrat, ausriefen: »Was für ein seltsamer Vogel!Ist er nicht komisch?«
Ich fand Papa sehr komisch, aber seltsam fand ich ihn nicht. Er las »Schwierige Lage« und »Der
goldene Arm«, eine Gespenstergeschichte, die er als kleiner Junge unten in den Südstaaten gehört
hatte. Papa hatte mir den »Goldenen Arm« schon einmal erzählt, mich aber so damit erschreckt, dass
ich es nicht noch einmal hören wollte. Diesmal war ich entschlossen, aufs Ärgste gefasst zu sein und
mich nicht erschrecken zu lassen, trotzdem erschreckte mich Papa ganz, ganz doll; er erschreckte den
ganzen Saal, und die Menschen sprangen auf wie ein Mann. Die andere Geschichte war auch sehr komisch
und interessant und der Abend für mich ein unbeschreiblicher Genuss. Als Papa zu Ende gelesen hatte,
gingen wir für einen Imbiss alle nach unten in den Speisesaal; und danach wurde getanzt und
gesungen. Dann verabschiedeten sich die Gäste, und Papa und ich gingen zu Bett. Am nächsten Morgen
standen wir zeitig auf, nahmen einen frühen Zug nach Hartford und kamen um ½ drei in Hartford an.
Wir waren sehr froh, wieder zu Hause zu sein.
     
    Wie großzügig sie dieses grauenhafte Erlebnis abhandelt! Es ist
eine reizende und liebenswürdige und auch eine überaus wertvolle Veranlagung, die Demütigungen und
Unverschämtheiten wegzuwischen und sich auf die angenehmeren Aspekte eines Erlebnisses zu besinnen.
Susy hatte diese Veranlagung, und sie war eins der Juwele, die ihren Charakter ausmachten und die
sie eindeutig von ihrer Mutter geerbt hatte. Es ist eine Eigenschaft, die bei meiner Geburt
ausgelassen wurde. Und mit siebzig habe ich sie mir noch immer nicht angeeignet. Ich war nicht aus
beruflichem Interesse zum Vassar College gekommen, sondern als Gast – als Gast und gratis. Tante
Clara (inzwischen Mrs. John B. Stanchfield) war Absolventin des Vassar College, und ihr zu Gefallen
hatten Susy und ich die Reise auf uns genommen. Die Einladung hatten sowohl die von Susy erwähnte
Dame ausgesprochen als auch der Präsident des College – ein sauertöpfischer alter Heiliger, der
wahrscheinlich längst zu seinen Vätern gerufen wurde; hoffentlich haben sie ihre Freude an ihm;
hoffentlich wissen sie seine Gesellschaft zu schätzen. Ich glaube, ich kann ohne sie auskommen, an
welchem Ende der nächsten Welt auch immer.
    Wir trafen bei diesem strömenden Regen im College ein, und Susy hatnur mit einem Hauch von Unzufriedenheit den Empfang geschildert, der uns
bereitet wurde. Eine halbe Stunde,

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