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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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Die
Diskussion war allerdings sehr kurz. Einwände wurden rasch aus dem Weg geräumt, und die Abstimmung
zu seinen Gunsten fiel einmütig aus.
    Vor drei Jahren verlor ich – aus guten Gründen – das Interesse an
dem Club, doch zu meiner großen Befriedigung ist es kürzlich wiedererwacht. Mr. Booths
Hinterlassenschaft war bedeutend und großzügig – doch hinterließ er deren zwei. Die andere war keine
große Wohltat. Es ging umMagonigle, einen närrischen alten Verwandten, der ein
Auskommen brauchte. Als Sekretär regierte er vom ersten Tag an wie ein Autokrat über den Club und
dessen Vorstand, bis er vor drei, vier Monaten von seinem Posten zurücktrat und in Pension ging.
Schon immer hatte ich es meinem Berater in Hartford, Mr. Whitmore, überlassen, meine Beiträge und
Ausgaben zu begleichen. Er kümmerte sich um alle meine Geschäfte. Ich interessierte mich für keins
davon. Als wir 91 nach Europa gingen, ließ ich im Sekretariat eine schriftliche Anordnung zurück,
die Whitmore in seiner Funktion als Zahlmeister meiner Mitgliedsbeiträge bestätigte. Ein Jahr lang
geschah nichts. Dann erreichte mich in Europa eine Beitragsrechnung. Ich schickte sie an Magonigle
zurück und erinnerte ihn an meine Weisungen, die sich nicht geändert hätten. Danach ging die
Rechnung ein paar Jahre lang an Whitmore, bis ich in Europa erneut eine erhielt. Auch diese schickte
ich zurück und wiederholte meine früheren Bemerkungen. Etwa alle zwei Jahre schickte man wieder die
Rechnungen an mich. Ich schickte sie mit den üblichen Bemerkungen zurück. Zweimal lagen beleidigende
Briefe des Sekretärs dabei. Diese beantwortete ich auf profanste Weise. 1901 schließlich kehrten wir
nach Hause zurück. Ein Jahr lang erhielt ich keine Rechnungen. Dann zogen wir nach
Riverdale-on-the-Hudson, und umgehend traf eine Beitragsrechnung des Players Club ein. Ich war die
Sache leid, ausgesprochen leid, und warf sie in den Papierkorb. Zehn Tage später kam die Rechnung
erneut, von einer finsteren Drohung begleitet. Sie wanderte in den Papierkorb. Nach zehn Tagen kam
die Rechnung abermals, und diesmal nahm die Drohung konkretere Gestalt an. Sie lautete
unmissverständlich, dass ich, sollte ich die Rechnung nicht binnen einer Woche begleichen, aus dem
Club ausgeschlossen und als Delinquent geführt würde. Sie wanderte wie ihre Vorgänger in den
Papierkorb. An dem genannten Tag wurde ich ausgeschlossen und seither als Delinquent geführt – und
war sehr befriedigt, denn ich hatte es satt, dauernd gemagoniglet zu werden.
    Robert Reid, David Munro und andere enge
Freunde im Club waren erstaunt und setzten sich mit mir in Verbindung, um herauszufinden, was es mit
dieser seltsamen Angelegenheit auf sich hatte. Ich erklärte es ihnen. Sie wollten, dass ich den Fall
der Clubleitung vortrüge und eine Überprüfungdes Ausschlussbescheids
verlangte, aber ich musste den Vorschlag ablehnen. So blieben die Dinge unverändert, bis sich
Magonigle vor ein paar Monaten von seiner Autokratie zurückzog. Die Jungs hielten meine Rückkehr in
den Club für eine ausgemachte Sache, doch ich sah das anders. Ich war kein Mitglied mehr. Und
Mitglied konnte ich nicht werden, ohne mich wie jeder andere Kandidat zur Abstimmung zu stellen, und
das hatte ich nicht vor. Die Clubleitung hatte mich ausgeschlossen, nur weil ein einfacher
Handlanger mir unterstellte, ein Delinquent zu sein. Weder sie noch der Handlanger konnten sicher
sein, ob ich die Rechnungen und Drohbriefe je erhalten hatte, da sie mit der Post versandt worden
waren. Sie forderten mich nicht auf, mich zu meiner Verteidigung zu äußern. Ihre Unterlagen würden
zeigen, dass ich jede Rechnung beglichen hatte, und zwar pünktlich. Daraus hätten sie schließen
können, dass ich mich nicht plötzlich in einen Gauner verwandelt hatte und die Situation auf Anfrage
hätte erklären können. Das Vorgehen des Vorstands war genau wie sein Vorgehen von
jeher

willkürlich, anmaßend, dumm. Der richtige Ort für diesen Vorstand war von Anfang an das Irrenhaus.
Ich konnte mich nicht noch einmal wählen lassen, da ich meiner Ansicht nach nie aufgehört hatte, ein
legitimes und satzungsgemäßes Mitglied zu sein. Als die Vorsehung Magonigle beiseitegeschafft hatte,
fand sich allerdings mühelos ein für alle Beteiligten gerechter und ehrenhafter Weg, die trennende
Kluft zu überbrücken. Ich wurde zum Ehrenmitglied ernannt und freute mich, meine Geschäfte beim
alten Stand wiederaufnehmen zu können.
    Donnerstag, 22.

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