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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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dann
zurückziehen, wenn ich tot bin und die Höflichkeit mir gebietet, zu schweigen und andere nicht zu
stören.
    Worüber soll ich reden? Meine
Vorstellung wäre: das Publikum über Robert Fulton zu unterrichten und … Sagen Sie – war das sein
richtiger Name oder ein Pseudonym? Wie dem auch sei, es ist nicht wichtig – ich kann’s überspringen,
und alle werden denken, ich wüsste bestens Bescheid und hätte es nur vergessen. Könnten Sie für mich
herausfinden, ob er zu den Unterzeichnern der Deklaration gehörte, und zwar welcher? Sollte es Ihnen
jedoch Schwierigkeiten bereiten, lassen Sie’s bleiben, ich kann es überspringen. War er mit Paul
Jones auf See? Würden Sie Horace Porter dazu befragen? Und fragen Sie ihn, ob er beide nach Hause
brachte. Das wären äußerst interessante Fakten, falls sie sich abklären ließen. Aber vergessen
Sie’s, bemühen Sie Porter nicht, ich kann es auch so herausfinden. Für mich sind das historische
Juwelen – Juwelen erster Güte.
    Also, das wäre
wie gesagt meine Vorstellung: das Publikum zuerst mit einemLöffel voll
Informationen über Fulton zu begeistern und es dann mit einem Fass voller Veranschaulichungen, die
ich auswendig aus meinen Büchern zitiere, wieder zu beruhigen – und wenn Sie nichts verraten, wird
das Publikum glauben, alles zum ersten Mal zu hören, denn die Leute lesen unsere Bücher nicht
wirklich, sie behaupten es nur, damit unsereins sich nicht schlecht fühlt. Als Nächstes die Zuhörer
mit einem weiteren Löffel voll Fakten über Fulton zu begeistern, nur um sie mit einem weiteren Fass
voller Veranschaulichungen wieder ruhigzustellen. Und so weiter und so fort, den ganzen Abend lang;
solange Sie diskret sind und niemandem verraten, dass die Veranschaulichungen gar nichts
veranschaulichen, wird es auch niemand merken, und wenn ich sie nach Hause schicke, werden sie über
Robert Fulton genauso gut informiert sein wie ich selbst. Haben Sie keine Angst; mit Zuhörern kenne
ich mich bestens aus, sie glauben alles, was man sagt, nur nicht, wenn man die Wahrheit sagt.
    Hochachtungsvoll
    S. L. Clemens
     
    PS
Kennzeichnen Sie alle Anzeigen als
»Privat und vertraulich«,
sonst lesen die Leute sie
nicht. M. T.
     
    Sehr geehrter Mr. Clemens,
    wie lange gedenken Sie zu reden? Ich frage nur,
damit wir abschätzen können, wann die Kutschen gerufen werden sollen.
    Mit vorzüglicher Hochachtung
    Hugh Gordon Miller
    Sekretär
     
    Sehr geehrter Mr. Miller,
    das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Gewöhnlich
rede ich so lange, bis ich das Publikum eingeschüchtert habe. Manchmal braucht es dazu eine Stunde
und fünfzehn Minuten, manchmal schaffe ich es auch in einer Stunde.
    Hochachtungsvoll
    S. L.
Clemens
     
    Nicht vergessen
. Als Vergütung
zwei kostenlose Logen
. Nicht die
besten –
verkaufen
Sie die Karten für die besten und geben Sie mir zwei beliebige Logen mit
sechs Plätzen.
    SLC
     
    Ich möchte Fred Grant (in Uniform) auf der Bühne haben; außerdem die
restlichen Vertreter der Association sowie andere bedeutende Persönlichkeiten – alle Attraktionen,
deren wir habhaft werden. Außerdem einen Sitzplatz für Mr. Albert Bigelow Paine, der mir nützlich
sein könnte, wenn er vorn in meiner Nähe sitzt.
    SLC
     
    Privat und
vertraulich

    Mittwoch, 21. März
1906
    Mentale Telegraphie – Brief von Mr. Jock
Brown – Vergebliche Suche nach
Dr. John Browns Briefen – Mr. Twichell und seine Frau Harmony erleben
ein Abenteuer in Schottland – Mr. Twichells Bild von einer militärischen
Exekution – Brief bezüglich der Gründung des Players Club –
Die Misswirtschaft, die zu Mr. Clemens’ Ausschluss aus dem Club führte –
Er ist inzwischen Ehrenmitglied
    Zweifellos ist die
mentale Telegraphie ein Treiben, das stets im Stillen wirkt – in der Mehrzahl der Fälle ahnen wir
vielleicht nicht einmal, dass sie unsere Gedanken beeinflusst. Vor einigen Wochen, als ich etwas
über Dr. John Brown aus Edinburgh diktierte, über den angenehmen Umgang, den wir mit ihm während
unseres sechswöchigen Aufenthalts dort pflegten, und über seinen angenehmen Umgang mit unserer
kleinen Tochter Susy, hatte ich längere Zeit – vielleicht ein Jahr – nicht an ihn gedacht, aber
seither denke ich oft an ihn, und sein Name kam häufig über meine Lippen und floss ebenso häufig aus
der Feder meines Füllhalters. Vor etwa vierzehn Tagen nahm ich mir vor, einen Artikel über ihn und
Marjorie Fleming, deren erster Biograph er war, zu schreiben, und gestern machte

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