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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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Greeley.Ich lasse diese
     Bemerkung in einem eigenen Absatz stehen; man kann sie nicht deutlich genug
     hervorheben. John Hay war der einzige Mann, der Horace Greeley bei der
Tribune
diente, von dem sich das behaupten lässt. In den vergangenen
     paar Jahren, seit Hay den Posten des Außenministers bekleidet und mit einer Reihe
     außenpolitischer Schwierigkeiten zu kämpfen hat, wie sie vielleicht keinem der
     früheren Amtsinhaber zugefallen sind, wenn wir das Ausmaß der betreffenden
     Angelegenheiten bedenken, haben wir gesehen, dass der Mut seiner Jugendjahre noch
     immer sein wertvollster Besitz ist und er sich von Königen und Kaisern und deren
     Flotten und Armeen ebenso wenig einschüchtern lässt wie von Horace Greeley.
    Jetzt komme ich zur
     Anwendung. An jenem Sonntag vor fünfundzwanzig Jahren hatten Hay und ich geplaudert
     und gelacht und herumgealbert, fast wie unsere früheren Ichs von 67, als die Tür
     aufging und Mrs. Hay im Rahmen stand, feierlich gekleidet, behandschuht und behaubt,
     zurück vom Kirchgang und nach dem Wohlgeruch presbyterianischer Frömmigkeit duftend.
     Natürlich erhoben wir uns sofort, erhoben uns in eine rasant sinkende Temperatur –
     eine Temperatur, die zu Beginn lind und sommerlich gewesen war, die jedoch, bis wir
     aufrecht standen, unseren Atem und alle anderen feuchten Dinge zu Eiskristallen
     gefror –, erhielten aber keine Gelegenheit, etwas Hübsches und Höfliches zu sagen
     und die gebührende Ehrerbietung zu erweisen, denn die wohlgestalte junge Matrone kam
     uns zuvor. Ohne ein Lächeln, mit dem deutlichen Ausdruck der Missbilligung trat sie
     auf uns zu, sagte kalt: »Guten Morgen, Mr. Clemens«, schritt an uns vorüber und
     hinaus.
    Es
     entstand eine verlegene Pause – ich könnte sagen: eine überaus verlegene Pause.
     Falls Hay darauf wartete, dass ich etwas sagte, so hatte er sich verschätzt; mir
     fiel nicht ein Wort ein. Bald war mir klar, dass auch aus seinem Vokabular der Boden
     herausgefallen war. Als ich meine Beine wieder bewegen konnte, strebte ich zur Tür,
     und Hay, der gewissermaßen über Nacht ergraut war, humpelte schwach an meiner Seite,
     ohne einen Ton von sich zu geben, ohne ein Wort zu sagen. An der Tür züngelte seine
     alte Höflichkeit empor und flackerte einen Moment lang tapfer, dann erlosch sie.
     Will sagen, er versuchte, mich zu einem neuerlichen Besuch aufzufordern, doch an
     diesem Punkt bäumte sich seine alte Ehrlichkeit gegen die Fiktionauf und zermalmte sie. Dann versuchte er es mit einer weiteren Bemerkung, und
     diesmal brachte er sie hervor. Kläglich und kleinlaut sagte er:
    »Mit den Sonntagen nimmt
     sie es sehr genau.«
     
    Mehr als einmal habe ich in diesen vergangenen paar Jahren Leute voller Bewunderung
     und Dankbarkeit sagen hören und habe es auch selbst gesagt:
    »Er fürchtet die gesamte
     Nation von achtzig Millionen nicht, wenn seine Pflicht es erfordert, etwas
     Unpopuläres zu tun.«
     
    Seitdem sind fünfundzwanzig Jahre vergangen, und
     mannigfaltige Erfahrung hat mich gelehrt, dass der Mut keines Menschen vollkommen
     ist, dass es stets jemanden gibt, von dem er sich den Schneid abkaufen lässt.
     
    Der andere Vorfall
     während meines Besuchs war dieser: Als wir Bemerkungen über unser Alter tauschten,
     bekannte ich, dass ich zweiundvierzig, und Hay, dass er vierzig sei. Daraufhin
     fragte er, ob ich angefangen hätte, meine Autobiographie zu schreiben, und ich
     verneinte. Er meinte, ich solle sofort damit beginnen, zwei Jahre hätte ich bereits
     verloren. Dann sagte er in etwa Folgendes:
    »Mit vierzig erreicht ein Mann den Gipfelpunkt
     seines Lebens und steuert von dort bergab dem Sonnenuntergang entgegen. In diesem
     Alter ist der gewöhnliche Mann, der durchschnittliche Mann, um nicht allzu genau zu
     sein und zu sagen: der gemeine Mann, entweder erfolgreich gewesen oder gescheitert;
     in beiden Fällen liegt alles in seinem Leben, was aufzeichnenswert sein dürfte,
     hinter ihm; und in beiden Fällen ist dieses gelebte Leben würdig, niedergeschrieben
     zu werden, und kann gar nicht anders als interessant sein, sofern er der Wahrheit
     über sich selbst so nahe kommt, wie er es vermag. Und gegen seinen Willen
wird
er die Wahrheit über sich erzählen, denn zum Schutze des Lesers
     werden seine Fakten und seine Fiktionen getreulich zusammenarbeiten; jeder Fakt und
     jede Fiktion wird ein Farbtupfer am rechten Ort sein, und gemeinsam werden sie sein
     Porträt malen; nicht das

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