Meine geheime Autobiographie - Textedition
aufmerksam machte, dass die Gesandtschaft kein Konsulat sei und folglich nicht in seinen Zuständigkeitsbereich falle.
Es gab dort einen aus amerikanischen Damen und Herren bestehenden Geselligkeitsverein, der gelegentlich zu Debatten zusammenkam, und Newman wollte sich unbedingt eine Einladung verschaffen, um in dem Club auftreten zu können und einen Beitrag zu einer der Debatten zu liefern. Seine Winke in dieser Richtung wurden nicht eben wohlwollend aufgenommen. Daraufhin schuf er klare Tatsachen – und lud sich einfach selbst ein. Als der Vorsitzende ihn der anwesenden Gesellschaft vorstellte, entschuldigte er sich geradezu und sagte sinngemäß, Rev. Mr. Newman habe ihn um die Erlaubnis gebeten, das Wort an den Verein zu richten.
Diese frostige Einführung bekümmerte den Redner offenbar nicht im Geringsten. Er eröffnete seinen Vortrag mit einem eleganten Hinweis auf die Dringlichkeit, mit der man ihn gebeten habe, das Wort an den Verein zu richten, eine Bitte, die er, ohne unhöflich zu sein, nicht habe abschlagen können.
Der Gesandtschaftssekretär mag den Fall übertrieben haben, doch wie ich es sehe, ist Dr. Newman tatsächlich ein Mann von dieser Sorte.
[1890 – 1897]
Die Maschinenepisode
[Geschrieben in den letzten Tagen des Jahres 1890]
Inzwischen erstreckt sich diese Episode über mehr als ein Fünftel meines Lebens – eine beträchtliche Zeitspanne, da ich inzwischen fünfundfünfzig Jahre alt bin.
Vor zehn oder elf Jahren kam Dwight Buell, ein Juwelier, bei uns vorbei und wurde ins Billardzimmer geführt, das zugleich mein Arbeitszimmer war; das Billardspiel wurde dort allerdings emsiger bearbeitet als die anderen Wissenschaften. Er wollte mir Aktien an einer Setzmaschine verkaufen und sagte, die Maschine stehe in der Waffenfabrik Colt und sei so gut wie fertig. Ich kaufte Aktien für $ 2000. Kleine Risiken dieser Art war ich schon immer eingegangen und hatte dabei fast immer ein Verlustgeschäft getätigt – was mich nicht weiter kümmerte, da ich stets darauf bedacht war, nur solche Beträge zu riskieren, die zu verlieren ich mir mühelos leisten konnte. Einige Zeit später wurde ich gebeten, die Fabrik aufzusuchen und die Maschine zu besichtigen. Ich fuhr hin, ohne mir allzu viel davon zu versprechen, wusste ich doch aus praktischer Erfahrung einiges über Schriftsetzerei und war der felsenfesten Überzeugung, dass eine erfolgreiche Setzmaschine ein Ding der Unmöglichkeit sei, weil man eine Maschine nicht zum
Denken
bringen kann, und etwas, was bewegliche Lettern setzt, muss entweder
denken
oder sich geschlagen geben. Die Vorführung, der ich beiwohnte, verblüffte mich daher sehr. Hier war eine Maschine, die tatsächlich Lettern setzte, und zwar mit größter Schnelligkeit und Genauigkeit. Obendrein legte sie die benutzten Typen
sofort
wieder im Setzkasten ab. Die Ablage erfolgte automatisch: Die Maschine nährte sich aus einem Setzschiff voll totem Material, und dies ohne jeden menschlichen Beistand oder Eingriff; sobald die Typenkanäle gefüllt werden mussten, begann sie aus eigenem Antrieb ihre Arbeit, undsobald sie gefüllt waren, hielt sie aus eigenem Antrieb wieder an. Die Maschine war ein regelrechter Metteur; ihr fehlte nur eine Fähigkeit – sie konnte die Zeile nicht zum Blocksatz »ausrichten«; das besorgte der Gehilfe des Maschinisten.
Ich sah den Maschinisten 3000 Gevierte in der Stunde setzen, was, rechnete man die Ablage der Typen mit ein, der Arbeit von nahezu vier Setzern entsprach.
William Hamersley war anwesend. Ich kannte ihn seit langer Zeit und glaubte, ihn gut zu kennen. Ich hatte großen Respekt vor und volles Vertrauen zu ihm. Er sagte, er besitze bereits eine beträchtliche Anzahl Aktien und werde so viele dazukaufen, wie er es sich leisten könne. Woraufhin ich Aktien für zusätzliche $ 3000 zeichnete. Und hier beginnt die Musik.
Fußnote
. Inzwischen behauptet Hamersley, nichts Derartiges geäußert zu haben. Er wird diese Bemerkung bald revidieren.
Kurz danach suchte mich Hamersley auf und fragte mich, was ich dafür verlangen würde, $ 500 000 Kapital für die Fertigung der Maschinen zu beschaffen. Ich antwortete, für $ 100 000 wäre ich dabei. Er sagte: Beschaffen Sie $ 600 000 und behalten Sie die $ 100 000. Ich war einverstanden. Ich schickte nach meinem Partner Webster, der kam von New York und fuhr mit dem Projekt in der Tasche wieder zurück. Im Folgenden wurde korrespondiert. Hamersley schrieb Webster einen Brief, den ich
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