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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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sein Leben, was eine triviale Sache ist, verglichen mit dem, was sein Tod diejenigen kostet, die er zurücklässt. Duellforderungen sollten nicht den Duellanten erwähnen; der riskiert nicht viel, und ihn trifft die eigentliche Rache nicht. Die Duellforderung sollte die alte grauhaarige Mutter des Beleidigers, seine junge Frau und seine kleinen Kinder herbeordern – sie und alle anderen, deren lieber und angebeteter Besitz er ist – und besagen: »Ihr habt mir zwar kein Leid getan, aber ich bin der Sklave einer Sitte, die von mir verlangt, das Glück aus euren Herzen zu reißen und euch zu Jahren der Pein und der Schmerzen zu verdammen, damit ich mit euren Tränen einen Makel abwaschen kann, den mir ein anderer auferlegt hat.«
    Die Logik ist bewundernswert: Jemand hat mir einen Penny gestohlen; ich muss zehn Unschuldige anbetteln, meinen Verlust wettzumachen. Das ist die »Ehre« keiner Person wert.
    Da die Familienangehörigen des Duellanten die eigentlichen Hauptakteure bei einem Duell sind, sollte der Staat sie dazu zwingen, diesem beizuwohnen. Auch der Kodex sollte dahin gehend abgewandelt werden; ohne ihre Anwesenheit sollte kein Duell mehr vonstattengehen dürfen. Wäre die Mutter jenes Studenten, dieniemanden beleidigt hat, dabei gewesen und hätte durch ihre Tränen zugesehen, wie der Offizier seine Pistole hob – nun, er hätte in die Luft gefeuert. Das wissen wir. Denn wir wissen, wie wir beschaffen sind. Gesetze sollten auf den erwiesenen Tatsachen unserer Natur beruhen. Es wäre eine einfache Sache, ein Gesetz zu erlassen, das das Duellieren beendet.
    So wie die Dinge liegen, wird die Mutter nie geladen. Dem unterwirft sie sich, und zwar ohne ein Wort der Klage; denn auch sie ist eine Vasallin der Sitte, und die Sitte verlangt von ihr, ihren Schmerz zu verbergen, wenn sie die verheerende Nachricht erhält, dass ihr Sohn auf den Duellplatz gehen muss; die starke Macht, die Sitte und Brauch innewohnt, befähigt die Mutter, das schwierige Gebot zu befolgen – ein Gebot, das ihr ein Wunder abverlangt und es auch bekommt. Letzten Januar wurde eine Nachbarin von uns, die einen jungen Sohn beim Heer hat, eines Morgens um drei Uhr von dem Jungen geweckt, sie setzte sich im Bett auf und hörte sich seine Mitteilung an:
    »Ich bin gekommen, um dir etwas zu sagen, Mutter, das dich peinigen wird, aber du musst brav und tapfer sein und es ertragen. Ich bin von einem Mitoffizier beleidigt worden, und heute Nachmittag um drei duellieren wir uns. Jetzt leg dich hin und schlaf und denk nicht mehr daran.«
    Sie gab ihm einen Gutenachtkuss und legte sich hin, gelähmt von Kummer und Furcht, sagte aber nichts. Doch schlafen konnte sie nicht; sie betete und wehklagte bis zum ersten Morgengrauen, dann floh sie in die nächste Kirche und flehte die Jungfrau um Beistand an; und von dieser Kirche ging sie zu einer anderen und noch einer und noch einer; Kirche um Kirche und wieder Kirche um Kirche, in Qualen und Tränen verbrachte sie so den ganzen Tag bis drei Uhr auf den Knien; dann schleppte sie sich nach Hause und setzte sich untröstlich und verzweifelt, um die Minuten zu zählen und, äußerlich gefasst, auf das zu warten, was ihr vorherbestimmt war – Glück oder unendliches Elend. Bald darauf hörte sie das Klirren eines Säbels – bis dahin hatte sie gar nicht gewusst, wie viel Musik in diesem Geräusch lag –, und ihr Sohn steckte den Kopf zur Tür herein und sagte:
    »X war im Unrecht und hat sich entschuldigt.«
    Damit war der Fall erledigt; und zweifellos wird die Mutter für den Rest ihres Lebens am Klirren eines Säbels immer etwas Angenehmes finden.
    In einem der aufgelisteten Duelle – aber lassen wir das, es ist nichts besondersAuffälliges daran, außer dass die Sekundanten einfielen. Und noch dazu verfrüht, denn keiner der beiden Kontrahenten war tot. Das war natürlich ordnungswidrig. Keinem der beiden Kontrahenten gefiel es. Es war ein Duell mit Kavalleriesäbeln zwischen einem Redakteur und einem Leutnant. Der Redakteur ging zu Fuß zum Krankenhaus, der Leutnant wurde hingetragen. Hierzulande ist ein Redakteur, der gut schreiben kann, nützlich, bleibt es aber nicht lange, wenn er nicht anmutig mit einem Säbel umzugehen weiß.
    Das folgende Telegramm aus jüngster Zeit beweist, dass auch in Frankreich Duelle menschenwürdig unterbunden werden, sobald sie sich dem (französischen) Gefahrenpunkt nähern:
    (REUTERS-TELEGRAMM)
    PARIS, 5. März
    Das Duell zwischen den Colonels Henry und Picquart fand

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