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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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bemerkte ich erst, als er sich beim Reden umdrehte und etwas zu mir sagte. Dass er Mulatte war und blaue Augen hatte, war eine große Überraschung für mich. Wie unaufmerksam ein einfacher Mensch doch sein kann. Bis dahin war er für mich immer ein Schwarzer gewesen, und ich hatte nicht einmal registriert, ob er überhaupt Augen hatte. In diesem Vierteljahrhundert hat er Wunderbares bewirkt. Als er vor fünfundzwanzig Jahren seine Ausbildung an der Hampton Colored School abschloss, war er unbekannt und besaß weder einen Penny noch einen Freund außerhalb seines unmittelbaren Bekanntenkreises. Doch durch die Überzeugungskraft seiner Erscheinung und seines Vortrags, die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, die aus seinen Augen sprechen, war er imstande, hier im Norden Hüte voll Geld zu sammeln, mit dem er im Süden seine große Schule für Farbige beiderlei Geschlechts aufgebaut und fest etabliert hat. In dieser Schule wird den Zöglingen nicht nur eine Bücherbildung zuteil, vielmehr werden sie in siebenunddreißig nützlichen Handwerken unterwiesen. In diesen fünfundzwanzig Jahren hat Booker Washington viele Hunderttausende Dollar zusammengekratzt und mit dem Geld sechstausend farbige Männer und Frauen unterrichtet und sie hinausgeschickt zu den Farbigen auf den Feldern der Südstaaten; inzwischen umfasst das Schulregister fünfzehnhundertNamen. Die Liegenschaften des Instituts sind anderthalb Millionen wert, und die Anstalt befindet sich in einem blühenden Zustand. Booker Washington ist ein höchst bemerkenswerter Mann. Dazu ein leidenschaftlicher und wirkungsvoller Redner auf der Tribüne.
     
    CHOATE UND TWAIN SETZEN SICH FÜR TUSKEGEE EIN

    Begeistertes Publikum bejubelt die beiden und Booker Washington

    HUMORIST KRITISIERT STEUERHINTERZIEHER

    Sagt, jeder schwört, jeder schwört vor allem ab –
    Freunde der Negeranstalt wollen $ 1   800   000 einwerben

    Um Booker T. Washington zu einem guten Start für das Einsammeln der $ 1   800   000 zu verhelfen, die er aus dem Norden für das Tuskegee Institute zurückbringen will, sprachen gestern Abend in der Carnegie Hall Mark Twain, Joseph H. Choate, Robert C. Ogden und Dr. Washington selbst. Übrigens war es die Feier eines »silbernen Jubiläums«, da das Tuskegee Institute 1881 gegründet wurde.
    Der große Saal war bis auf den letzten Sitz gefüllt, und davor standen noch einmal so viele, die hineingegangen wären, wenn der Platz ausgereicht hätte. Das Spektakel erinnerte an die Wahlkampftage im vergangenen November, als Bezirksstaatsanwalt Jerome und seine faszinierenden Begleiter die Carnegie Hall füllten.
    Aber gestern Abend war es keineswegs eine Zusammenkunft nur des »Volkes«. Juwelengeschmückte Frauen in prächtigen Kleidern und Männer in Gesellschaftsanzügen füllten die Logen. Trotz des erklärten Ziels der Versammlung – vom Publikum und von anderen Geld einzutreiben – herrschte eine fröhliche, unbeschwerte Stimmung. Mark Twains »Lehren« wurden mit solchen Lachsalven bedacht, dass der Mann, der nie altert, kaum Lücken finden konnte, um seine Grundsätze darzulegen. Der Teil von Mr. Clemens’ Ansprache, in dem er auf wohlhabende Männer Bezug nahm, die ihren Steuerveranlagungen mit Eid widersprechen, wurde mit besonders heftigem Beifall aufgenommen.
    Zu den Besuchern der Logen zählten Mrs. John D. Rockefeller, Mrs. Henry H. Rogers, Mrs. Clarence H. Mackay, Mrs. Morris K. Jesup, J. G. Phelps Stokes, Isaac N. Seligman, George Foster Peabody, John Crosby Brown, Carl Schurz, Mrs. W. H. Schieffelin, Mrs. William Jay Schieffelin, Mrs. Joseph H. Choate, Mrs. Henry Villard, Nicholas Murray Butler, Mrs. Robert C. Ogden, Mrs. Cleveland H. Dodge, Mrs. Alfred Shaw, Mrs. Felix M. Warburg, Mrs. R. Fulton Cutting, Mrs. Collis P. Huntington, Mrs. Robert B. Minturn, Mrs. Jacob H. Schiff, Mrs. Paul M. Warburg und Mrs. Arthur Curtis James.
    Zwischen den Reden sang ein Negeroktett. Ihre Lieder waren altmodische Weisen und Revival-Songs, und ihre tiefen, vollen Stimmen füllten den ganzen Saal.
    William Jay Schieffelin eröffnete die Versammlung, indem er ihren Zweck bekanntgab und darauf drängte, Dr. Washington jede erdenkliche Hilfe angedeihen zu lassen. Er verkündete, dass es im April einen Sonderzug von New York nach Tuskegee geben und Hin- und Rückfahrt einschließlich aller Nebenkosten $ 50 kosten würde. Bei dieser Gelegenheit wird der fünfundzwanzigste Gründungstag von Tuskegee in der Schule selbst mit Reden von Kriegsminister Taft,

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