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Meine geheime Autobiographie - Textedition

Meine geheime Autobiographie - Textedition

Titel: Meine geheime Autobiographie - Textedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Twain
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vortreffliche, wenn auch nur oberflächlich gebildete Bürger. Denn nicht das Wort selbst ist Sünde, es ist der Geist hinter dem Wort. Wenn eine verärgerte Dame ›Oh!‹ sagt, sagt der Geist dahinter ›Verdammt!‹, und so wird es beanstandet werden. Es betrübt mich immer sehr, wenn ich eine Dame so fluchen höre. Aber wenn sie ›Verdammt ! ‹sagt, und das auf liebenswürdige, hübsche Art, wird es überhaupt nicht beanstandet werden.
    Die Vorstellung, dass ein Gentleman niemals flucht und schwört, ist völlig verkehrt; er kann fluchen und schwören und immer noch Gentleman sein, wenn er es auf charmante, wohlwollende und warmherzige Art tut. Der Historiker John Fiske, denn ich gut kannte und sehr gernhatte, war ein unbescholtener, höchst vornehmer und ehrenwerter christlicher Gentleman, und doch hat er einmal geflucht. Vielleicht nicht richtig geflucht, aber doch – aber ich will Ihnen davon erzählen.
    Eines Tages, als er tief in seine Arbeit versunken war, kam seine Frau zu ihm herein und sagte zutiefst erschüttert und verzweifelt: ›Es tut mir leid, dass ich dich störe, John, aber ich muss, denn es handelt sich um eine ernste Angelegenheit, um die wir uns sofort kümmern müssen.‹ Dann brachte sie jammernd eine schwere Anschuldigung gegen ihren kleinen Sohn vor. Sie berichtete: ›Er hat gesagt, seine Tante Mary sei eine blöde Kuh und seine Tante Martha eine verdammt blöde Kuh.‹ Mr. Fiske dachte einen Augenblick über die Angelegenheit nach, dann erwiderte er: ›Nun ja, das entspricht in etwa dem Unterschied, den ich selbst zwischen den beiden machen würde.‹
    Mr. Washington, ich bitte Sie, diese Lehren Ihrer großen, erfolgreichen und höchst segensreichen Lehranstalt zu übermitteln und sie den verschwenderischen geistigen und moralischen Reichtümern hinzuzufügen, mit denen Sie Ihre glücklichen Schützlinge für den Lebenskampf ausstatten.«
    Robert C. Ogden sagte, nachdem er durch Mr. Choate vorgestellt worden war und bevor er mit seiner formellen Rede begann, die aus gegebenem Anlass der »Beschaffung von Geldmitteln« galt, er wolle auf Mark Twains Bemerkungen zu Kraftausdrücken eingehen.
    »Ich möchte sagen«, begann Mr. Ogden, »dass die Anspielungen meines Freundes auf die Ethik der Kraftausdrücke alles andere als originell sind. Schon vor Jahren wusste ich alles darüber, und er würde nicht so viel wissen, wie er weiß, hätte er nie in Hartford gelebt. Ich erinnere mich, wie ein dortiger angesehener Puritaner einmal sagte, als er während einer Debatte mit der Faust auf den Schreibtisch schlug, er wolle verdammt sein, wenn er einen solchen Antrag durchgehen lasse. Daraufhin sagte Henry Clay Trumbull, es sei schön, einen Mann vor sich zu sehen, der mit so tiefer Ehrerbietung ›verdammt‹ sagen könne.«
    Dann fuhr Mr. Ogden fort, über den Finanzbedarf von Tuskegee zu sprechen. Er sagte, die klügsten Köpfe des Landes, Nord und Süd, räumten ein, dass man den Negern, die Teil der Bevölkerung der Nation geworden seien, besondere erzieherische Pflichten schulde.
     
    Applaus für Washington
     
    Mr. Ogden sagte, es gebe drei verschiedene Spendenaufrufe. Eine zusätzliche Einnahme in Höhe von $ 90   000 pro Jahr sei erforderlich, ein zusätzliches Stiftungsvermögen in Höhe von $ 1   800   000 sei unerlässlich, und eine Heizungsanlage, die $ 34   000 koste, sei notwendig.
    Kurz bevor Booker T. Washington den Saal betrat, reichte ihm ein Botenjunge einen Zettel von Thomas Dixon jr., auf dem der Schriftsteller zusagte, Tuskegee $ 10   000 zu spenden, sofern Mr. Washington auf der Versammlung erkläre, nicht die soziale Gleichstellung der Neger zu verlangen, und Tuskegee die Verschmelzung der Rassen ablehne. Als Mr. Washington gefragt wurde, was er zu dem Thema zu sagen habe, antwortete er:
    »Ich werde darauf nicht eingehen. Ich habe dazu nichts zu sagen.«
    Als Mr. Washington vortrat, um zu sprechen, wurde ihm ein warmer Empfang zuteil, und es gab starken Applaus, als er im Laufe seiner Rede sagte:
    »Eine Sache können wir als erledigt betrachten. Wir brauchen nicht länger zu experimentieren und zu spekulieren, wo die zehn Millionen Schwarzen leben sollen. Wir haben den unumstößlichen Entschluss gefasst, hier in Amerika zu bleiben, und der Großteil von uns wird für alle Zeiten in den Südstaaten bleiben. In diesem Zusammenhang zögere ich nicht zu sagen, dass aus meiner Sicht der Großteil unseres Volkes im Süden günstigere Möglichkeiten findet als

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