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Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde

Titel: Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Crowley Knut Krueger
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glaubt, dass die Tiere in dieser Gegend über wundersame Kräfte verfügen. So wie Shakespeare in seinen Stücken bestimmte Bilder und Metaphern verwendet, so habe Gott sie als Ausdruck einer höheren Wahrheit an diese Stelle gesetzt. Ich dachte an Weißfeder, der so schwer zu fassen war, an den zwinkernden Drachen, die fast ausgestorbene Krötenechse, den ruhelosen Elfenkauz und den Rennkuckuck, die wie Fabelwesen in dieser Gegend lebten, als wollten sie einem sagen: Folge mir und ich zeige dir den Weg. Doch als ich ein paar Tage später mit dem zerknitterte Zettel in Dr. Wilsons Sprechzimmer saß, dachte ich vor allem an die drei Coyoten, die vor seinem Schlafzimmer geheult hatten, als er noch ein Baby war.
    »Warum habe ich früher so viel geschrien?« Es war das erste Mal, dass ich Dr. Wilson allein aufsuchte.
    »Bist du deswegen zu mir gekommen, Merilee?«, fragte er.
    »Ja, genau.«

    Er schaute mich nachdenklich an und legte dann meine Patientenakte vor sich hin. »Du warst eben noch ein Baby. Ein ganz besonderes Baby.«
    »Ich bin ein Problemfall«, sagte ich. »Ich bin mit einer Krankheit geschlagen.«
    »Du bist kein Problemfall, Merilee. Du hast die besten Zukunftsaussichten. Weißt du schon, was du mal werden willst?«
    Ich schlug die Augen nieder. Ich dachte an all die Geschichten, die sich in meinem Kopf drehten. Und all die Dinge, die in meinem Notizbuch standen. Meine Anfänge. »Ich weiß nicht. Vielleicht Schriftstellerin«, antwortete ich und rechnete damit, dass er in lautes Gelächter ausbrechen würde.
    Stattdessen lächelte er. »Du kannst alles werden, was du willst, Merilee.« Für eine ganze Weile sagten wir beide kein Wort. »Ich habe ein bisschen gehofft, dass du später mal Ärztin wirst. Du hättest die Fähigkeiten dazu.«
    »Ich glaube nicht, dass ich so gut mit Kranken umgehen könnte«, entgegnete ich.
    Er lächelte. »Viele Ärzte können das auch nicht so gut. Na ja, wie dem auch sei... Hast du noch was auf dem Herzen?«
    »Biswick …«, sagte ich. »Seine Mutter hat während der Schwangerschaft zu viel getrunken. Ist er deshalb so, wie er ist?«
    »Ja, vermutlich«, antwortete Dr. Wilson. »In der Fachsprache nennt man das ›Embryofetales Alkoholsyndrom‹. Seine Gesichtszüge sprechen dafür. Weißt du, wo seine Mutter ist?«
    »Die lebt nicht mehr.« Ich kaute für einen Moment auf meinen Lippen.
    »Noch was, Merilee?«, fragte er.
    »Haben die Coyoten wirklich vor Ihrem Fenster geheult, als Sie noch ein Baby waren?«
    »Klar«, antwortete er und streckte die Hand aus, um mir von der Patientenliege zu helfen. »Das hat mir meine Mutter
jedenfalls erzählt. Es waren räudige wilde Tiere mit scharfen Zähnen. Doch sie hat sich keine Sorgen um mich gemacht. Sie waren zu dritt, was ein gutes Omen ist.«
    »Was hatte ihr Heulen zu bedeuten?«, fragte ich, während ich aus der Tür ging, doch Dr. Wilson hatte sich bereits in die Laufkarte des nächsten Patienten vertieft.
     
    Später am Vormittag ging ich zu Veraleen. Ich stattete zuerst der Katzenmama mit ihren Jungen einen Besuch im Schuppen ab, wobei ich die ganze Zeit dieses flaue Gefühl im Magen hatte. Ein paar Minuten später klopfte ich an ihre Tür und wartete. Ich klopfte erneut. Nichts rührte sich. Ich stieß die Tür auf. Ich bewegte mich so langsam vorwärts, als würde ich durch Gelee waten. Mein Herz hämmerte in meiner Brust.
    Veraleen saß in einem Stuhl und starrte mit verklärtem Blick aus ihrem Wohnzimmerfenster. Ihr Lächeln glich dem von Jack O’Connor, als ich ihn das letzte Mal auf der Müllhalde gesehen hatte. Ein seliges, einfältiges Lächeln. Sie trug eine alte Jeans und eine große, dekorative türkisfarbene Gürtelschnalle, die ich nie zuvor gesehen hatte. Sie hatte sogar Stiefel an. Sie hatte ihren Pferdeschwanz gelöst, während kleine Zweige diagonal in ihren Haaren steckten.
    Ich folgte ihrem Blick, der in den Garten hinausging.
    Der Schnee war geschmolzen und hatte nur noch kleine weiße Flecken an den Ecken des Grundstücks zurückgelassen. Und in der Mitte waren zarte grüne Blüten zu erkennen.
    »Willst du weggehen, Veraleen?«, fragte ich, ohne meinen Blick vom Garten abzuwenden.
    »Ist das nicht herrlich, Merilee? Ich hab dir doch gesagt, dass manchmal noch Wunder geschehen.«
    Tun sie das, Veraleen? Tun sie das wirklich?
    »Überzeug dich selbst. Eines liegt direkt vor deinen Augen.«

    »Wo willst du hin, Veraleen?« Meine Augen suchten fieberhaft nach einem Koffer. Dann sah ich ihn, auf

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