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Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde

Titel: Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Crowley Knut Krueger
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Trucks so erschreckt haben, dass er sie überfahren hat.«
    »Gibt es noch irgendwelche Großeltern, da, wo du warst?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Weißt du noch etwas über deine indianische Herkunft? Zu welchem Stamm ihr gehört?«
    »Nein«, antwortete er. »Im Traum weiß ich manchmal, dass ich ein Indianer bin, doch wenn ich aufwache, habe ich fast alles wieder vergessen und fühle mich irgendwie so allein.«
    »Fühlst du dich auch bei uns allein?«
    »Nein, hier fühle ich mich zu Hause. Deshalb will ich auch nicht zu dem Reservat. Ich will meinen Granddaddy nicht sehen.«
    Ich ließ diese Worte ein wenig auf mich einwirken. »Aber
hast du mir nicht erzählt, dass du gar keine Verwandten hast, Biswick?«
    »Schau mal!«, sagte er, nachdem er seinen Löffel ein paar Mal durch die Brombeergrütze gezogen hatte. »Sieht aus wie ein Smiley.«
    »Yeah«, sagte ich. FF-Atemzug. »Warum hast du mir nichts von deinem Großvater erzählt?«
    »Ich weiß nicht mal, ob er noch am Leben ist. Er ist alt, uralt. Mommy June hat erzählt, dass er früher im Gefängnis saß. Sie nannte ihn nur den Komischen Alten oder einfach KA. Manchmal träume ich von ihm und in meinen Träumen ist er immer tot. Also ist er bestimmt auch wirklich gestorben. Wahrscheinlich.«
    Ich wusste nicht, was ich mit dieser Information anfangen sollte. Wenn er tatsächlich noch Verwandte in einem Reservat hatte, dann konnten sie Biswick vermutlich für sich beanspruchen. Aber sie hatten ihn nicht verdient. Er gehörte zu uns.
    »Weißt du, dass Indianer an Geister glauben?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Was meinst du, wo die Irrlichter herkommen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich.
    »Warum musste Weenie ausgerechnet den Cheeto fressen? Das ist so fies, so gemein! Ich hätte ins Guinnessbuch der Rekorde kommen können. Jetzt habe ich gar nichts mehr!« Er rannte die Treppe hinauf und legte sich ins Bett.
    Ich aß meine Brombeergrütze auf und legte mich auch wieder hin.
     
    Es gibt eine Zeitspanne zwischen Sonnenuntergang und Abenddämmerung, in der ein zauberhaftes Lichterspiel am Himmel die kommende Nacht ankündigt. Auch zwischen der Nacht und dem nächsten Morgen existiert solch ein Übergang, der wie ein hauchdünner Schleier ist, und es war in dieser Phase,
als ich plötzlich ein Kratzen an der Scheibe hörte. Ich setzte mich auf und schaute zu Biswick hinüber, der immer noch schlief.
    Ich trottete zum Fenster. Es war ein Elfenkauz. Ich hatte noch nie einen zu Gesicht bekommen, aber gelesen, dass sie manchmal hier in den Bergen überwintern. Während der Elfenkauz auf meinem Fensterbrett hin und her lief, hinterließ er winzige Fußspuren im Schnee. Ruhelos trippelte er immer wieder von einer auf die andere Seite. Dann stieß er sich plötzlich ab und flog durch die Morgendämmerung den Chitalpi Mountains entgegen.
    Ich ließ mir alles, was Biswick mir erzählt hatte, gründlich durch den Kopf gehen. Schließlich zog ich mich an, weil ich wusste, dass ich sowieso keinen Schlaf mehr finden würde. Ich trat an Biswicks Bett und beobachtete seinen stillen, ruhigen Atem. Wie klein und zerbrechlich er aussah. Dann ging ich nach unten. Daddy saß am Küchentisch, aß Haferflocken und las die Zeitung.
    »Was machst du denn so früh schon hier?«, fragte er über die Zeitung hinweg. »Alles in Ordnung mit Biswick?« Er signalisierte mit einer Geste, dass ich mich hinsetzen solle.
    »Denke schon«, antwortete ich und ließ mich neben ihn auf einen Stuhl fallen. »Daddy?«
    Er ließ die Zeitung sinken. Ich hatte noch nie Daddy zu ihm gesagt.
    »Ja?«
    »Was wird nun mit Biswick geschehen? Das macht mir Sorgen.«
    »Verstehe«, sagte er und holte tief Luft. »Wir müssen erst mal herausfinden, ob er noch irgendwelche Verwandten hat. Wenn das nicht der Fall ist, könnte Miss Veraleen ihn vielleicht zu sich nehmen.«
    »Das würde Biswick wahrscheinlich auch wollen, aber ich
glaube nicht, dass sie ihn nehmen wird.« Ich spürte wieder ein Ziehen im Bauch, als ich an Veraleen dachte.
    »Wir werden für Biswick alles tun, was wir nur können«, sagte Daddy.
    »Wirklich?«, fragte ich und blickte in seine meergrünen Augen. Mama hat recht. Seine Augen haben die Farbe des Ozeans.
    »Natürlich«, antwortete er.
    Ich stand auf und ging zur Haustür. Dann drehte ich mich um und fragte: »Daddy, kann ich mitkommen und mir die Tomaten ansehen?«
    »Okay«, sagte er mit unbestimmtem Lächeln, als wäre er sich nicht sicher, wer ich eigentlich bin.
    Mama

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