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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
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keinen Wind,
     man kann nicht atmen! Doch ich lerne außergewöhnliche Menschen kennen, und diese Begegnungen sind immer sehr schön. Aber ich
     bin halt schon recht alt und werde beim Reisen leicht müde. Wenn ich lange sitzen muss, bin ich hinterher erschöpft und meine
     Knie werden steif. Daher muss ich immer öfter Nein sagen. Das fällt mir nicht leicht, aber ich muss mein Zuhause und mein
     Leben schützen, sonst habe ich keine Zeit mehr für meine Kartoffeln und die Schwestern putzen mich herunter, weil wir sie
     kaufen müssen.
    Am Sonntag nehme ich sie mit zum Semaphor. So können wir ein bisschen spazieren gehen.
    Seit ich so viele Besucher habe, habe ich das Gefühl,zweigeteilt zu sein. Meine Nachbarn raten mir, Besuchszeiten einzuführen, aber dann bin ich nicht mehr Herr im eigenen Haus
     und ich bin gerne unabhängig. Ich werde demnächst ein Schild an das Gatter hängen: »Gestorben! Paul Bedel ist zu Staub geworden,
     vor einer Minute!« Damit ich diesen Herbst ein wenig mehr Ruhe habe, habe ich ein Schild gemalt, auf dem steht: »Grippe«.
    Dabei bekomme ich gerne Besuch, und die Schwestern auch. Nur manchmal halten die Leute sich zu lange bei uns auf. Die Leute
     gehen und gehen nicht, und der Tag ist hinüber. Die Besucher wissen ja nicht, dass ich ein vollbeschäftigter Rentner bin!
     Ich habe schließlich immer noch zwei Felder und den Garten.
    Andere meinen, ich solle meine Besucher doch zur Arbeit einspannen. Aber das ist unmöglich. Ich wäre viel zu anspruchsvoll
     als Chef. Ich habe da so meine Eigenheiten.
    Zum Beispiel säe ich mit dem Mond. Ich warte bis zum Abend, bis die Besucher weg sind, und gehe erst dann in den Garten. Wenn
     der Mond schön hell scheint, bin ich schon mal bis Mitternacht draußen. Die Schwestern mögen es zwar nicht, wenn ich nachts
     draußen bin, vor allem seit unserem »außerirdischen Abenteuer«. Da haben Françoise und ich etwas äußerst Merkwürdiges am Himmel
     gesehen, das den Verstand übersteigt. Ich denke fast jeden Tag daran. Hoffentlich finde ich mal jemanden, der mir das erklärt,
     bevor ich abtrete: diese große, orangefarbene Kugel, deren mir völlig unbekanntes Licht mich so beeindruckt hat.
    Ich mag diese Zeiten, in denen ich nachts arbeite, auch mal bei Niedrigwasser an den Strand gehe, wenn der Mond scheint. Nachts
     sind die Dinge irgendwie anders. Dann ist man mit seinen Gedanken, Geschichten undFragen allein. Die Erde ist für mich mittlerweile recht schwer geworden. Ich bin alt, und so erinnere ich mich oft an meine
     Jugend, als ich die Erde gleichsam »aus dem Handgelenk« heraus umgrub. Dann wird man alt, und plötzlich fällt es einem schwer,
     sie umzustechen.
    Die Erde ruft dich, wenn du Bauer bist. Sie klebt dir ja auch ständig an den Sohlen. Im Mondlicht aber wird man wieder jung.
     Niemand sieht dich. Du kannst dir dein Grab schon im Voraus schaufeln, schnell und in aller Stille, damit du niemandem zur
     Last fällst.
    Aber wahrscheinlich kann man auf dem Friedhof nicht so in Ruhe vor sich hin buddeln wie auf dem Feld. Zumindest stelle ich
     mir das so vor!
    Wenn ich nachts auf meinen Feldern eine gute Zeit habe, dann liegt das auch an meinen Besuchern. Sie haben mein Leben verändert.
     Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so ruhig werden könnte wie in diesen Momenten.

Meine Hefte
    Mein Haus ist ein einziger Speicher. Ich hebe alles auf. Wenn man nichts wegwirft, sammelt sich so einiges an. Aber natürlich
     darf niemand meine heilige Unordnung stören. Dann finde ich nämlich nichts mehr.
    Und meine Hefte sind sowieso für fremde Augen tabu.
    Ich schreibe die Hefte nicht etwa voll, um mich an die verschiedenen Geburtstage zu erinnern. Geburtstag feiern wir ohnehin
     nicht. Das war früher schon so. Da hat man auch nur einen Geburtstag gefeiert, und das war der Jesu zu Weihnachten. Gratuliert
     wird zum Namenstag, dem Tag, an dem unser Namenspatron im Kalender steht. Und Geschenke brauchen wir auch nicht. Man weiß
     ja schließlich, dass man sich schätzt.
    Wir leben zusammen, das sagt doch alles.
    Die Hefte habe ich aus anderen Gründen. Zum einen gehe ich gern noch einmal durch, was ich am Vortag gemacht habe, auch die
     eine oder andere Telefonnummer beziehungsweise Adresse halte ich darin fest. Außerdem zähle ich nach der Ernte die Kartoffeln,
     natürlich nur die Säcke, nicht jede einzeln. Ich schreibe auf, wie viele
pouques
(Jutesäcke) wir gefüllt haben. Porree- und Spargelstangen aber führe ich einzeln

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