Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
bin, ins Paradies eingehen. Mein Körper ist nichts, nur das Haus der Seele. Und die
kann man nicht definieren, nicht durch den Geist und nicht durch das Mysterium. Der Glaube lebt in uns, und er muss unser
Glaube sein, nicht der der anderen.
Meiner Ansicht nach ist der Tod nicht das Ende. Das Ende ist das Leben in Gott. Manchmal stirbt jemand, der so alt ist wie
ich, und ich denke: »Ich bin noch da.« Aber das Verfallsdatum rückt näher. Man hat immer mehr Erinnerungen, die Zukunft verliert
an Bedeutung. Ich würde mich am liebsten mit meinem Traktor beerdigen lassen, aber das macht viel zu viel Arbeit, und unser
Friedhof ist zu klein, um so ein großes Loch zu graben. Schließlich brauchen die anderen Leute aus Auderville auch Platz.
Ich stehe jeden Morgen um sieben Uhr auf. Damit ich den Raz Blanchard besser höre, der unter dem Haus vorbeiströmt, öffne
ich das Fenster und lege mich noch einmal ins Bett. Ich bleibe noch ein Weilchen liegen, dann stehe ich auf zum Frühstücken.
Aber ich lasse mir Zeit. Ich wasche mich mit Kernseife, danach gehe ich nach unten. Ich esse ein weichgekochtes Ei und ein
Stück Brot ohne Butter, weil ich die aus der Molkerei nicht mag. Wenn die Zeit danach ist, mache ich mir noch ein wenig grünen
Spargel zum Eintunken ins Ei.
Der Kaffee steht auf dem Herd. Wir trinken ihn hier aufgewärmt, dann hat er den richtigen Geschmack. Eingeheizt wird erst
gegen acht oder halb neun Uhr. Dann zünde ich unseren Holzofen an. Im Herbst ist das ein bisschen kalt, aber wenn wir nicht
weniger als vierzehn Grad haben, eilt das Einheizen nicht. Man erfriert schon nicht so leicht! Außerdem werfe ich immer einen
Blick auf dasBarometer und das Thermometer, und wenn es draußen zu kühl sein sollte, ziehe ich einen Pullover an.
Heutzutage schlafen die Schwestern länger als ich. Früher musste ich, um einen Augenblick allein zu sein, um vier Uhr morgens
aufstehen. Dann habe ich mich im Schuppen um die Fensterläden oder die Gatter gekümmert. Ich habe handbetriebene »Maschinen«,
mit denen ich hoble oder säge. Paul ist ja »hoch mechanisiert«. Ich mag es, wenn es nach Holz riecht. Außerdem kann man sich
so seinen eigenen Sarg zimmern. Da spart man wieder was und liegt niemandem auf der Tasche.
So gegen halb sieben Uhr morgens schloss ich mich dann den Schwestern zum Kaffee an. Daran hat sich außer der Uhrzeit auch
heute nichts geändert. Ich lese die Briefe, die wir am Vortag bekommen haben. Am liebsten fange ich mit denen an, die eine
Kinderschrift tragen. Wenn Kinder mir schreiben, bewegt mich das immer zutiefst, ich habe richtig Tränen in den Augen. Kinder
wie diese werden die Erde bewahren, und sie ist in guten Händen. Manche dieser Kinder liegen im Krankenhaus, denen schicke
ich dann eine Karte von meinem Dorf mit ein paar aufmunternden Worten.
Ich war ja nicht lang in der Schule, was manchmal hinderlich ist. Ich bin langsam beim Schreiben, aber am Denken hindert mich
das nicht. Kein bisschen! Ich schreibe langsam und mein Garten wartet auf mich.
Wenn ich dann tue, was zu tun ist, denke ich über das Gelesene nach. Das ist wie ein Buch, aber eines, in dem vom Land die
Rede ist, von der Art und Weise, wie ich und meine Schwestern die Erde bearbeiten, so wie unsere Eltern es schon getan haben.
Manchmal schreiben die Leute auch von Gott. Mit diesen Menschen fühle ich mich verbunden, da hat man etwas gemeinsam.
So fängt also mein Tag als Aktiv-Rentner an. Im Grunde wie früher, nur ein bisschen später eben! Natürlich klingelt auch mal
das Telefon. Françoise mag das nicht, weil unser Telefon so laut ist. Man fährt richtig zusammen, wenn es läutet. Marie-Jeanne
hingegen reagiert nicht, weil sie so schlecht hört, dass sie einen Hörapparat braucht. Françoise meckert dann erst mal:
»Lieber Himmel, was wollen die denn schon wieder von uns?!«
Nun, und was will man, wer ist dran? Ein Nachbar, der Pfarrer, manchmal auch vollkommen Unbekannte, die »uns kennen«, die
wir aber nicht kennen. Menschen aus allen Regionen Frankreichs, die einfach an dem oder jenem Tag vorbeischauen wollen und
fragen, ob wir da sind. Die Frage ist leicht zu beantworten, denn ich bin immer da, wenn ich nicht woanders bin. Seit einigen
Monaten habe ich nämlich viel außerhalb zu tun. Ich verlasse La Hague immer wieder. Man lädt mich ein.
Aber ich finde das immer ein wenig merkwürdig. Ich habe das Gefühl, anderswo riecht es stickig. Es gibt dort
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