Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
Vom Netzwerk:
Moped.
    Im Dorf glaubten die Leute schon, ich sei für die Schweizer Post unterwegs.
    Meine Mobylette hat Hummer und Krebse kennen gelernt. Ich sollte mal in meine Hefte gucken, das waren bestimmt nicht wenige.
     Anfang 2008 gab sie dann den Geist auf. Ich hatte sie schon oft repariert, aber da warmir wirklich schleierhaft, was kaputt war. Wenn ich jetzt noch mal eine kaufe, renne ich mir damit nur den Schädel ein. Die
     Dinger heute sind einfach viel zu schnell.
    Mit meiner alten bin ich nicht einmal gestürzt.
    Als das Helmtragen Pflicht wurde, hat mir ein Kumpel einen gegeben. Der war zwar zu klein für mich, aber irgendwie habe ich
     ihn dann schon »passend gemacht«. Ich bin eben immer stolz darauf, dass ich mir nichts zu kaufen brauche. Als ich einmal in
     eine Polizeikontrolle geriet, winkte man mich zur Seite, aber ich fuhr einfach weiter und winkte zurück. Ich sah noch, wie
     einer der Polizisten sich an die Stirn klopfte. Wahrscheinlich hielt er mich für irre, aber das war in diesem Fall ganz gut!
    Ein andermal hatte ich den Helm auf der Hobelbank vergessen, als ich losfuhr, um nach den Kühen zu sehen. Da höre ich das
     Polizeiauto hinter mir hupen. Ich tue, als merkte ich nichts, und fahre stracks auf den Hof zurück, wo ich das Moped verstecke.
     Der Polizist wartet am Gatter auf mich:
    »Und Ihr Helm, Monsieur?«
    »Ich hatte keine Zeit, ihn aufzusetzen. Ich habe meine Kühe von Weitem auf der Straße gesehen und bin augenblicklich losgefahren,
     um sie wieder auf die Weide zurückzutreiben.« (Das war eine faustdicke Lüge.)
    »Dass ich Sie ja nicht mehr dabei erwische!«
    Ha, Paul kann nämlich auch lügen. Ich hoffe, jetzt seid ihr nicht allzu enttäuscht.
    Kurze Zeit später fuhr ich hinaus und lehnte das Moped an ein Gatter. Als ich mich wieder umdrehe, sehe ich, wie sich ein
     paar Pferde daran zu schaffen machen. Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen.
    Ich marschiere zurück, und natürlich liegt der Helm auf der Erde. Die vermaledeiten Pferde haben den Riemenverspeist und sich auch am Futter gütlich getan! Das hat mich wirklich geärgert. Aber nachdem ich den Helm innen wieder gesäubert
     hatte, passte das plötzlich ein bisschen größer gewordene Stück gut über meine Mütze. Das hält warm und der Mützenschirm schützt
     mich vor der Sonne.
    Im Grunde sollte ich mich bei den Pferden bedanken. Der Helm sitzt jetzt gut und hält mir die Ohren warm.

Die Papiere
    Nach dem Moped habe ich ein Auto gekauft, mein erstes, einen Gebrauchten. Da ein Cousin seine Schwester zur Fahrschule nach
     Cherbourg brachte, konnte ich mitfahren und hatte nach drei Fahrstunden den Schein. Ich bestand die Prüfung, weil ich dieselbe
     Strecke fahren musste wie in den drei Stunden davor. Dabei hat sich das Ganze wirklich schlecht angelassen. Ich fuhr viel
     zu vorsichtig. Der Prüfer sagte zu mir:
    »Nicht ganz so langsam, der Herr. Schnecken brauchen keine Fahrerlaubnis.«
    Da bleibt einem natürlich die Spucke weg.
    Los, fahr schon, sonst putze ich dich noch mal runter.
    Aber er hat mir den Schein dann doch gegeben. Ich habe einfach nicht mehr auf ihn gehört, sondern mich nur aufs Fahren konzentriert.
     Die Cousine kam nach mir dran und hatte eine Heidenangst, weil die vier Prüflinge vor mir durchgefallen waren. Als sie dann
     sah, dass ich bestanden hatte, fasste sie wieder Mut. Sie hat ihren Führerschein auch bekommen.
    Natürlich musste ich für das Ausstellen des Scheins zahlen. Den muss man haben. Dabei mag ich keine Papiere.
    Als man mich 2007 in den Elysée-Palast einlud, den Amtssitz des Präsidenten, hatte ich nicht einmal einen Ausweis. Ich habe
     meinen Führerschein vorgezeigt, damit man mich zur
G arden Party
einließ. Immerhin warder nagelneu, der alte ist nämlich verbrannt, als mein Wagen zusammen mit dem Stall und dem Heuschober Feuer fing. Da ich
     zusammen mit unserem Bezirksrat zum Fest ging, unterschrieb dieser eine entsprechende Erklärung. Der Knabe am Eingang sah
     mich ein wenig schräg an, als wolle er sagen: »Dieses Mal lasse ich es noch durchgehen.«
    Was den Verwaltungskram auf dem Hof angeht, so habe ich Ende der Sechzigerjahre eine gute Sekretärin engagiert. Sie heißt
     Mademoiselle Martin. Steuern, Anträge auf E U-Gelder und so weiter und so fort – das schichte ich auf einen Haufen und stopfe es ihr in den Rachen! Und sie erledigt das mit den
     Papieren. Wahrscheinlich ist schon klar, was ich meine: unseren Holzofen, Marke Martin. Ich verheize das ganze Zeug. Das

Weitere Kostenlose Bücher