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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
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gibt
     ein schönes Feuer und fort mit Schaden. Nun ja, jedenfalls wollte ich keinen Pass beantragen. Die Versicherung, gut, das sehe
     ich ein. Aber vom ganzen Rest will ich so wenig wie möglich wissen: Beim Passamt nehmen sie dir die Fingerabdrücke ab und
     tragen dich ins Register ein   … An der äußersten Spitze von La Hague brauchen wir so etwas nicht. Jeder kennt jeden, und andererseits lebt jeder für sich.
    Ich wollte einfach »Paul« bleiben, ohne dass das Amt seine Nase in mein Privatleben steckt. Auch aus diesem Grund habe ich
     nie Zuschüsse von der EU beantragt. Und ich will keine Steuern bezahlen. Die fressen uns mit ihrer Großmannssucht ohnehin
     noch die Haare vom Kopf.
    Die ganze Kohle heutzutage, das ist doch nicht normal. Wo die herkommt, weiß kein Mensch.
    Wer Steuern zahlt, ist reich.
    Die Grundsteuer an die Gemeinde entrichte ich aber.
    Zwischen wirklich reichen Leuten würde ich mich unwohl fühlen. Das ist nichts für mich, ich bin es zufrieden, wie es ist.
     Man muss nicht immer mehr haben.
    Reichtum heißt für mich, überflüssige Sachen zu besitzen und das auch noch den anderen unter die Nase zu reiben. Man will
     zeigen, dass man mehr hat. Mich interessiert es nicht, irgendwie »besser« zu sein als andere Menschen. Die reichen Leute meinen,
     alles sei nur für sie da, und so verlangen sie immer noch mehr. Was ich mit Reichtum meine, ist, Kohle zu haben. Also nicht
     nur das, was man zum Leben braucht. Jemand, der wirklich reich ist, besitzt genauso viel, wie er eben braucht. Er ist im Glück
     bescheiden.
    Ich zum Beispiel mache gerade neue Fensterläden. Natürlich könnte ich diese automatischen kaufen, die von selbst runtergehen.
     Aber wo bleibt dann das Vergnügen? Ich könnte mir einen elektrischen Hobel kaufen und andere Maschinen, aber ich mag nicht.
     Ich benutze immer noch das Werkzeug meines Vaters und arbeite damit in aller Seelenruhe.
    Reichtum heißt in Wahrheit, Dinge selbst machen zu können.
    Denn wenn es dann mal Ärger gibt, wenn wie im Jahr 2009 das Geld verrückt spielt, dann hast du keine Probleme. Du lebst für
     dich, mit dem Wissen, das du von deinen Vorfahren geerbt hast, und kannst ruhig schlafen.

»Na, bist du jetzt reich?«
    Wenn mich die Leute das fragen, sind sie meist ein wenig verlegen, aber trotzdem neugierig:
    »Na, Paul, der ganze Rummel hat dir vermutlich ganz schön was eingebracht, oder? Wie viel
Tantiemen
hast du denn bekommen? Erzähl doch mal, was ein Filmstar so verdient.«
    Schalkhaft antworte ich:
    »Ach, das möchtest du wohl gerne wissen? Na ja, ich kriege mehrere Millionen pro Tag.«
    Bin ich reich geworden? Diese Frage kommt fast immer. Glücklicherweise wissen die meisten, dass es nicht dasselbe gewesen
     wäre, wenn ich für den Film
Paul dans sa vie
eine Gage erhalten hätte. Dann hätte ich ja geschauspielert.
    Aber das im Film bin wirklich ich in meinem Leben. Wenn man seine Zeit damit zubringt, von seiner Arbeit zu reden, dann ist
     man kein Filmstar, sondern Bauer. Und Bauern verdienen kein Geld, wenn sie nichts tun.
    Als ich den Film gedreht habe, hat mich das nicht daran gehindert, meine Arbeit zu erledigen. Die Filmcrew war da, alle hatten
     Spaß, aber ich musste nichts extra tun.
    Das Wetter in La Hague serviert dir manchmal drei verschiedene Jahreszeiten an einem Tag. Also ein klein bisschen Schauspielern
     musste schon sein.
    Aber deswegen bin ich noch lange nicht reich geworden. Wenn ich reich hätte werden sollen, dann hätte der Reichtum aus meinen
     Feldern stammen müssen.
    Ein paar Mal – ich will nicht lügen – ist es schon vorgekommen, dass Leute bei mir vorbeischauten, um nachzusehen, ob ich
     meine Fenster ausgetauscht habe. Ehrlich. Die Fenster hätten es nötig, aber das muss wohl warten.
    Ich habe nichts bekommen, und jeder meint, ich hätte viel Geld kassiert. Das ist nicht gerecht. Da beiße ich manchmal die
     Zähne zusammen. Andererseits amüsiert es mich, wenn ich daran denke, dass alle glauben, ich hätte Geld fürs Nichtstun bekommen.
     Denn der Film, das war ja keine richtige Arbeit. Es ging darum, dass ein altes Fossil wie ich Zeugnis ablegt, weil es keine
     Kinder hat, denen es alles erzählen kann.
    Irgendwie sind sie auf mich gekommen, aber es hätte auch jemand anderer sein können. Ich hätte denjenigen dann jedenfalls
     nicht gefragt, ob er von seinen Abenteuern reich geworden ist.
    Die Antwort liegt ja wohl auf der Hand.
    Sie lautet ganz einfach Nein! Und das ist auch in Ordnung so.

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