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Meine Mutter, die Gräfin

Meine Mutter, die Gräfin

Titel: Meine Mutter, die Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Hirdman
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verloren. Doch was wurde danach aus der Bukowina?
    Die Rumänen
    Rumänien spielte im Krieg nicht gerade eine ruhmreiche Rolle – aber von welcher der Kriegsparteien konnte man das schon behaupten? Am 27. August 1916 hatte Rumänien den Mittelmächten ungeachtet vorheriger gegenüber Österreich-Ungarn geäußerter Loyalitätsversprechen den Krieg erklärt. Doch auch die feschen Uniformen und die wendigen Pferde – womöglich aus dem Landesgestüt Radautz – hatten ihnen nichts genutzt. Sie wurden von den deutschen Truppen zurückgeschlagen, wurden vollkommen vernichtet und im Mai 1918 zur Kapitulation gezwungen.
    Aber als sich das Kriegsende näherte und die Mittelmächte im Grunde besiegt waren, traten die Rumänen erneut in den Krieg ein. Der Kampf um die Bukowina war zu dem Zeitpunkt schon seit mehreren Monaten im Gange gewesen, kämpften die Rumänen dort doch gegen ihre eigenen Landsleute: Arme Kleinbauern gegen die von Iancu Flondor vertretenen Großgrundbesitzer. Er erklärte die Bukowina am 27. Oktober auch frank und frei zum vereinten rumänischen Territorium.
    Das Volk wurde damals vorwiegend nach Klassen und nicht nach Nationalitäten eingeteilt. Auch die Ukrainer forderten eine gerechte Bodenreform und kämpften gegen Flon
dor. Das Blatt wendete sich oft und die Kämpfe zeichneten sich durch unzählige Winkelzüge aus. Es endete schließlich damit, dass die Rumänen die ganze Bukowina annektierten. Am 9. November entsandte Bukarest reguläre Truppen in die Bukowina, woraufhin sich die geschwächte ukrainische Einheit kampflos nach Galizien zurückzog. So wurden die Einwohner von Czernowitz am 11. November Zeugen des siegreichen Einzugs der rumänischen Armee in die Stadt. Jetzt waren sie also zu Rumänen geworden. Oder vielmehr – jetzt sollten sie zu Rumänen werden. Der rumänische Lei ersetzte die österreichische Krone. Aus den in drei Sprachen verfassten Straßenschildern in Czernowitz wurden einsprachige – rumänische. Aus Radautz wurde Rădăuţi. Alle nicht- rumänischen Gemeinden, Vereine und Parteien wurden verboten. Was also wurde aus dem bunten Vielvölkergemisch?
    Bei der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Versailles wurde dem rumänischen Gesandten Lob dafür zuteil, die Bestimmungen zum Minderheitenschutz akzeptiert zu haben, was die Situation der schon vor dem Krieg in Rumänien lebenden Juden verbesserte und den bukowinischen Juden ihre vollständigen ehemaligen Bürgerrechte garantieren sollte. Rechte, die jedoch schon bald Angriffen ausgesetzt waren. Bereits 1924 wurde ein neues Gesetz eingeführt, das Juden einen Registrierungsnachweis abverlangte, der bewies, dass sie seit 1908 Staatsbürger der Bukowina waren. Weil so eine Registrierung in Österreich-Ungarn aber nicht unbedingt verpflichtend gewesen war, hatten sich viele nie darum gekümmert und waren somit nun staatenlos.
    Auch die Ukrainer mussten schwere Zeiten durchleiden. Noch bis 1928 herrschte in den ukrainischen Gebieten der Ausnahmezustand, sodass deren Zeitungen besonders hart von der Zensur erfasst wurden.
    Was die Atmosphäre und den Lebensalltag in der Hauptstadt der Bukowina – Czernowitz –, in der der rumänische
Nationalist und Historiker Ion Nistor regierte, aber vor allem veränderte, war die Sprachreform, denn von nun an wurde Rumänisch zur offiziellen Landesprache. Zur Beamtensprache. Zur Gelehrtensprache. Alle Schlüsselpositionen wurden mit Rumänen besetzt. Die Universität traf es besonders hart. Hier hatte die Vorschrift, den Unterricht ausschließlich auf Rumänisch abzuhalten, zur Folge, dass 1919 31 von 35 Universitätsprofessoren die Stadt verließen. Der Lehrstuhl für Ukrainische Sprache und Literatur wurde vollkommen gestrichen, die Schulen separiert und nach Ethnien getrennt. Jüdischen Schülern war es nicht länger gestattet, deutsche Gymnasien zu besuchen. Juden, die Wert darauf legten, dass ihre Kinder Deutsch lernten, schickten sie auf Privatschulen, aber schon 1925 setzte der Rumänisierungsprozess ein, der ukrainische Schulen hart traf. So gab es 1927 in ganz Czernowitz keine einzige ukrainische Schule mehr. Der Versuch, eine rumänische Tageszeitung zu etablieren, scheiterte indes – Deutsch war nach wie vor die »Muttersprache« oder, um es mit Rose Ausländer zu sagen, das »Mutterland«:
    »Mein Vaterland ist tot
    sie haben es begraben
    im Feuer
    Ich lebe
    in meinem Mutterland
    Wort.«

    Ein völlig neuer Geist von Intoleranz, Nationalismus und zwischenmenschlichen

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