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Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)

Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition)

Titel: Meine Oma, Marx und Jesus Christus: Aus dem Leben eines Ostalgikers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Steimle
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Unterschlupf, egal ob hager oder fett. Durch die letzte reinigende Herbstmauser strichen sie ab, Kleiber und Dohle, gewitzte Sichelschnäbler und selbst ungedeckte Scheckenten flogen auf und davon. Und heute? Eine ganze Brut setzt derzeit zum totalen Sturzflug an. Millionen Vögeln werden die Flügel gestutzt, oder sie dürfen nur noch Kurzstrecken fliegen. Jawohl: Ein Brutrevier wird beschissen und bescheißt sich auch noch selbst. Aber wie sagte schon Walther von der Vogelweide: Jetzt fliegt zusammen, was schon einmal zusammenflog. –
    Wenden wir uns nun ganz geschickt dem Vogel des Jahres zu: Kohls Meise. Meine neuesten Erkenntnisse über diesen, nun ja, flauschig-drolligen Gesellen, gewonnen in Fauna und Sauna, äh, Flora, besagen: Die Kohlmeise zählt nicht unbedingt
zu den schönsten und prächtigsten, aber sie ist die schwerste ihrer Art, und deshalb erkennt der erfahrene Vogelbauer und die erfahrene Vogelbäuerin sie anstandslos, also: ohne Anstand, schon von weitem. Woran? Nun, an ihrem wundervoll gezeichneten schwarzen Kopf und dem kurzen, aber kräftigen Schnabel, der bei großer Hitze schon mal offenstehen kann. Denn Kohlmeisen schwitzen nie, so muss gehechelt werden. Wir finden die Kohlmeise überall dort, wo Grund und Boden das zulassen. In Gärten, Parks und Freiflächen ebenso wie auf Friedhöfen, in zerbeulten Eimern oder defekten Ofenrohren. Man kann also mit Fug und Recht sagen: Die Kohlmeise ist der perfekteste Nachnutzer alter ausgedienter Reviere. Oder, anders gesagt: Sie schmarotzt zu gern. Natürlich nur zu treuen Händen. Gegenwärtig wird sie beobachtet bei der so genannten Fliedervereinigung, was heißen soll: einfach draufsetzen, ohne zu befruchten!

Weihnachtsansprache
UWE STEIMLE ALS ERICH HONECKER
    Genossen Bundesbürger,
     
    zum bevorstehenden Weihnachtsfest übermittle ich Euch brüderliche Kampfesgrüße.
    Vieles wurde erreicht, doch vieles liegt auch hinter uns.
    Heute am Vorabend des Heiligen Abends kann man einschätzen, dass die Versorgungslage im Wesentlichen stabil gesichert ist.
    Rechtzeitig reiften die kubanischen Apfelsinen zu den Weihnachtsfeierlichkeiten heran.
    Spreewälder Genossen stellen erstmals in diesem Jahr zur Absicherung der Grundversorgung der Bevölkerung noch mehr Rettich zur Verfügung.
    Unter dem Motto: »Nicht nur jedem eine Banane, sondern jedem seine Banane!« trug die Aktion der Fruit Company schon an Nikolaus reife Früchte.
    Deshalb singt die Gruppe »Erichs Enkel« aus Wibelskirchen im »Weihnachtskessel« den Bananensong »Chikedida – heute noch zu mir die Bananen kamen.«
    Im Truppenteil der NVA »Werner Lamberz« wurden 2 734 Stück Schwibbogen über den Plan laubgesägt; damit ist der Weltfrieden in Europa und unterm Weihnachtsbaum um ein weiteres Jahr gesichert.
    Hausfrauen in Stadt und Land, es lohnt sich wieder, sich anzustellen. Denn die Genossen Binnenfischer bringen erstmals seit der Wiedervereinigung der Wende genügend grüne Heringe hinter den Ladentisch. Fünf Stück für jeden Bürger sieht der Staatsplan vor.
    Anstelle der sonst üblichen Jahresendprämie gibt es dieses Jahr anlässlich der Feierlichkeiten zu Christi Geburt für jedes Mitglied der Nationalen Front: drei Räucherkerzen, einmal polnische Perlzwiebeln, zwei Jahresschlusslichte, ein Paar selbst genähte vietnamesische Hosenjeans sowie vier chinesische Taschentücher zusätzlich.
     
    Venceremos! – Allen eine gesegnete Weihnacht, ein schönes Abendmahl, will sagen Kartoffelsalat!

Am Ende war das Nachwort
    Danke, liebe Leserinnen und Leser, Sie haben bis hierher tapfer durchgehalten, und vermutlich sind Sie jetzt entweder froh, dass das Ende naht - das Ende des Buches –, oder aber Sie denken so bei sich: »Ach, schade, dass es schon vorüber ist, wie soll ich jetzt getrost einschlafen?«
    Allen soll geholfen werden. Die, die durchgehalten haben, und die, die froh sind, dass es vorbei ist, werden jetzt gleichermaßen belohnt. Denn bevor das Geschriebene nun endgültig Ihr Nachtschränkchen erreicht, erlöse ich Sie mit einem wirklich glücklich machenden Nachwort.
    Erheben Sie sich nun gleich wieder von der Lagerstatt oder träumen Sie sanft und genießen Sie durch die Kraft der Fantasie das Evangelium:

EINE ORIGINAL DRESDENER EIERSCHECKE
Achtung! Konditoralschäden oder Kraft durch Traum – Entscheiden Sie jetzt!
    Nicht, man nehme, nein, man gebe – Geben ist seliger denn Nehmen:

Erstens
    Für den Teig: Kathi Backmischung – Streuselteig
dazu ein Ei

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