Meine Philosophie lebendiger Gaerten
davon stammen aus unseren eigenen Regionen. Sie sind nicht erst seit ein paar Jahren, sie sind schon vor Jahrzehnten hierzulande angekommen - aus fernen Gegenden, aus Asien vor allem, insbesondere aus China und Japan. Aber sie haben nur sehr zögerlich, wenn überhaupt, ihren Weg in unsere Gärten und Parks gefunden. Hier ist noch viel zu entdecken, und das haben wir uns in unserer Gartenakademie zur Aufgabe gemacht.
Also noch einmal: Es wird durchgeblüht! Das wollen wir mit voller Überzeugung propagieren. Wir wissen, dass man die Saison des späten Herbstes blühend ausdehnen kann, so lange wie möglich, ja so lange, dass wir damit über den Winter kommen. Das ist nicht unbedingt eine neue Erkenntnis, zu der wir gekommen sind, wir wollen damit auch nicht die Uhr zurückdrehen oder die Sonne verstärken oder die Erdkrümmung neu berechnen, sondern wir wollen den Menschen die Sinne schärfen für die Möglichkeiten der Natur. Wir bringen dazu das Wissen mit, wie die Natur arbeitet, und wir wollen jedem Gartenliebhaber bewusst machen, was die Natur unseren Gärten zu schenken in der Lage ist, was wir nutzen und anwenden können, und was wir bisher kaum oder nie beachtet oder von den Eigenarten der Pflanzen nie angenommen hatten. Unsere Aufforderung durchzublühen richtet sich zwar an die Natur und ihre Pflanzen, denn nur sie können blühen, aber natürlich wissen wir, dass wir selbst gemeint sind, dass wir genau hinschauen sollten, dass wir unsere Handlungs- und Sichtweisen nach dem großen Angebot ausrichten sollten - und dass wir, wenn wir es nicht tun, eine große Chance vertun, die uns die Natur bietet.
Unser Ziel ist es, unsere deutschen Lande und unsere gärtnernden Menschen dafür zu sensibilisieren, dass kein Tag im Wintergarten ohne Blüte vergeht, selbst während intensiver Frostperioden. Manche Pflanze wird noch aus dem späten Herbst ihre Blüte in die ersten Wintertage hineintragen, manches beginnt zu blühen, wenn im November, Dezember der
erste Frost kommt, und je nach Wetterbedingungen werden viele ihre Blüten bis zum März hin zeigen.
Zwiebeln sind ganz besonders wichtig zum Durchblühen, gerade für die extremen Endzeiten der Saison: Herbstzeitlose, Herbstkrokus, Schneeglöckchen. Ein englischer Galanthophil (Galanthus: Schneeglöckchen) hat über zweihundert Sorten von Schneeglöckchen gesammelt - gewiss schon sehr extrem. Darunter sind auch eine Reihe von Herbstblühern, auch wenn sie Schneeglöckchen heißen, ihre Saison dauert also von Herbst bis Februar, März. Dazu gehören auch Knollen von Alpenveilchen, kleine Anemonen, Frühkrokusse und vieles mehr. Dies alles bietet sich in Begleitung der winterblühenden Sträucher an, die sich besonders durch ihren wunderbaren starken Duft auszeichnen. Denn sie brauchen die wenigen mutigen Hummeln, die an einem der selteneren schönen Tage im Winter da sind, Nektar suchen und von weit her angezogen werden wollen.
Ein paar Namen: Winterjasmin wäre zu nennen, die weiß blühende Schneeforsythie, japanische Gräsersorten mit bronzegelben Halmen, wintergrüne Farne in zahlreichen Sorten, Hartriegelstrauch, Helleborusarten, Schmuckmahonien, die nach Maiglöckchen duften, Fleisch- oder Schleimbeere, die rote Schneeheide, wohlriechende Heckenkirsche, der winterblühende Schneeball, später dann auch Frühjahrskirsche, die Kornelkirsche, unterschiedliche Leberblümchen - die Liste ließe sich schier endlos weiterführen. Dabei vor allem Isabelles so sehr geliebte Zaubernuss oder Hamamelis, jenes buschförmige Ziergehölz. Zaubernuss-Arten, die auch als
Heilpflanzen mit ihrer blutstillenden und entzündungshemmenden Wirkung einen guten Ruf haben, wachsen langsam und sind ein echter Winterblüher zwischen Dezember, manchmal erst ab Januar, und Februar. Die meist gelben Blüten können vom härtesten Frost nicht geschädigt werden. Für Isabelle ist die Zaubernuss der schönste winterblühende Strauch. Kein Wunder: Ihre Erinnerungen daran gehen bis in die Kindheit zurück. In ihrer belgischen Heimat wurde sie in die Geheimnisse des Gartens durch eine Dendrologin eingeführt, die sich mit Bäumen und Gehölzen beschäftigte und zugleich über die berühmteste Hamamelis-Sammlung verfügte. Für Isabelle ist der Winter bereits vorbei, wenn sie eine blühende Zaubernuss sieht. Das kann also schon im Januar sein! Oder sogar an Weihnachten! Da hat man den kürzesten Tag gerade hinter sich, es sind die allerersten wieder länger werdenden Tage, und auch wenn noch
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