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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Pape
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vielleicht noch der Nachbar (aber macht er es auch so, wie es die Pflanzen von uns gewohnt sind?), aber oft steht man hinterher vor einem Tohuwabohu: Vieles blüht nicht mehr, ist umgeknickt,
weil vielleicht mal ein Sturm oder ein Platzregen über den Garten hinwegzog. Mitunter stellt sich auch ein gewisser Unmut ein, wenn die Sommerfrischler ihre Urlaubsbilder aus der Tasche ziehen und zeigen, wie schön doch diese Gärten in der Toskana waren, oder in England, wo man Gärten angeguckt hat, oder in Frankreich, wo alles so liebevoll und bezaubernd gepflegt war. Dann fragen sich die Rückkehrer ganz ratlos, was die Menschen dort bloß anders machen - und ich kann nur bei mir denken: Wahrscheinlich bleiben sie zu Hause. Mehr gibt es nicht an zu lüftendem Geheimnis. Nun will ich niemanden dazu bewegen, nicht in den Urlaub zu fahren, aber ein Garten bindet, und das wird besonders im Sommer sehr deutlich.
    Von Vernachlässigung sind unsere Gärten im Sommer aber nicht nur dadurch bedroht, dass die Besitzer in einen wochenlangen Urlaub verschwinden. Merkwürdigerweise werden Gärten auch verlassen von Leuten, die gar nicht weggehen: Sie entfernen sich von ihrem Garten gleichsam in einem inneren Auszug. Woran das liegen mag? Scheuen sie vielleicht die Hitze, sind sie gerade gartenmüde, nachdem der erste Höhepunkt der Gartenfülle überschritten wurde, leiden sie selbst unter der Mattigkeit ihres Gartens, seinen verblassenden Farben?
    Wir wollen versuchen, den Menschen für die Sommermonate Mut zu machen, zum Beispiel mit Pflanzen, die es auch mal trocken mögen und ein mediterranes Flair zu Hause verbreiten. Wir würden gern beweisen, dass der Sommer keine müden Monate kennt, obwohl er von seinem Charakter her etwas
schläfrig sein kann. Aber da lässt sich gegensteuern. Nur braucht der Garten dann Hilfe, er schafft es nicht allein. Sommermüdigkeit im Garten kann durch Vorausplanung im Frühjahr verhindert werden. Wer sich die richtigen Stauden aussucht, also die Juli- und Augustblüher wie Astern, Sonnenhut und Sonnenbraut, und wer die Lücken des Frühjahrs mit einjährigem Ziertabak und Cosmeen oder Dahlien füllt, der kann sich auf einen durchblühenden Sommer freuen ohne jede Müdigkeit im Beet. Überlässt der Gartenliebhaber im Sommer seinen Garten sich selbst, riskiert er, dass die wuchernde Goldrute, die sich im vergangenen Jahr selbst ausgesät hat, überlebt. Sie überlebt nämlich alles und freut sich wie Bolle, wenn sie Ende August und in den September hinein eine Höhe erreicht, die fast alles überragt. Dann kommen auch diese Unkräuter wie der Giersch, der die Hitze liebt und sich gern unbeobachtet durch die Beete wühlt, wenn keiner kommt und ihn daran hindert. In diesem Moment wird der Garten wieder zu Arbeit, dann ist er weit entfernt davon, ein Objekt unserer Lust und Freude zu sein. Juli und August können zu Furchtmonaten werden, wenn die Menschen ausziehen, obwohl sie noch da sind.

Der Herbst
    Der Herbst ist die Zeit der Besinnlichkeit, des Blicks zurück ins reiche Gartenjahr und auf die Früchte und Gaben, die
daraus hervorgegangen sind. Der Herbst ist der Höhepunkt des Gartenjahres - die Erntezeit und auch die Dankeszeit, ein Dank an die Natur. So manche Pflanze hat ja von der Blüte bis hin zu ihren reifen Früchten genau dieses Ziel verfolgt. Im Herbst ist es vollbracht. Und doch ist es - man ziehe keinen falschen Schluss - nicht meine Lieblingszeit.
    Die Natur denkt an ihren allmählichen Rückzug, sie dankt ab, um in sich über die nächsten Monate die notwendige Kraft für die folgende Vegetationsperiode zu entwickeln. Ich wünsche mir manchmal, wir könnten das auch: ein paar Monate lang Energien speichern, um dann wieder neu auszuschlagen und zu neuer Hochform aufzulaufen.
    Es gibt so viele schöne Gedichte und Gedanken zum Herbst, und doch neigen sie zu oft so sehr zum Negativen. Der vierundzwanzigjährige Theodor Storm dichtete: »Das ist der Herbst! Wo alles Leben und alle Schönheit uns verlässt.« 10 Da hat er nicht gut hingesehen, das ist jedenfalls nicht der Herbst im Garten, noch nicht einmal der Spätherbst. Gerade der Herbst ist von ganz außerordentlicher Schönheit. Wer üppige Staudenbeete hat, weiß, dass sie sich nun in vollster Pracht noch einmal aufbäumen, bevor sie ermatten. Keiner hat aus meiner Sicht diese doch recht theatralische Darbietung jemals humorvoller ausdrücken können als Heinz Erhardt, mit dessen Gedicht mir bereits mein Großvater die ungeliebten

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