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Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen

Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen

Titel: Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fröhlich
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Aufenthaltstitels ist kein Kleinkram. Das dürfte dir bekannt sein.«
    Mein Hintern hing einige Sekunden in der Luft, dann sank er wieder.
    »Was soll das heißen?«
    »Die lieben Pol-ya-kows«, genüsslich zog Bernhard den Namen in die Länge, »die haben’s ja nicht so mit ihrer Religion.«
    »Ja und? Das ist meines Wissens nach nicht strafbar.«
    »Tja, dafür gibt es einen Grund. Deine Russen sind nämlich alles, aber keine Juden.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es eben. Und wenn das rauskommt, dann heißt es: Tschüss, ciao, ciao, oder wie man so schön auf Russisch sagt: Dasswidanja!«
    »Du hast natürlich auch Beweise für deine absurden Behauptungen, oder?«
    »Ich arbeite gerade daran.«
    »Und wenn du die Beweise hast, was machst du damit?«
    »Das liegt ganz an dir, Paula. Vielleicht denkst du noch mal über unser letztes Gespräch nach. So eine Ehe ist heute schnell geschieden. Unter diesen Voraussetzungen könnte man sie eventuell sogar annullieren lassen.«
    Für einen Augenblick blieb ich stumm und arrangierte Salz- und Zuckerstreuer auf dem Tisch. Gewalt ist keine Lösung, dachte ich. Dann beugte ich mich vor. Erwartungsvoll rückte Bernhard dichter an mich heran.
    »Das ist Erpressung, du blödes Arschloch!«, brüllte ich direkt in sein Ohr. Sofort wurde es still im Restaurant, alle anderen Gäste blickten voller Vorfreude auf einen handfesten Streit in unsere Richtung.
    »Paula, bitte! Nicht so laut.«
    »Du kannst mich mal. Das können ruhig alle mitbekommen, was du für ein Schwein bist.«
    »Jetzt beruhige dich. So hab ich das doch gar nicht gemeint.«
    »So? Wie denn sonst?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, stand ich auf.
    »Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du garantiert irgendwo Dreck am Stecken hast. Mach uns Ärger, und ich mache dir welchen! Das schwör ich dir. Und tu mir einen Gefallen: Ruf mich nie mehr an!«
    Im Auto versuchte ich, wieder Kontrolle über meine zitternden Gliedmaßen zu erlangen. Ich legte meinen Kopf aufs Lenkrad und zählte meine Atemzüge. Ich kam bis dreiundsiebzig, dann hatte sich mein Herzschlag so weit normalisiert, dass ich fahren konnte. Auf dem Weg nach Hause rief ich Artjom an.
    »Wo bist du?«
    »In der Badewanne. Mein Rücken …« Ich würgte ihn ab.
    »Bleib, wo du bist! Wir müssen reden. Bis gleich.«
    Ich stellte meinen Mann in der Küche. Dort saß er, mit einer Wärmflasche im Kreuz. Er war immer noch beleidigt.
    »Na, möchtest du dich bei mir entschuldigen?«
    »Nein. Ich habe nur eine Frage. Und ich will ausnahmsweise eine ehrliche Antwort.«
    »Was soll das denn heißen?« Eben noch hatte Artjom mit Leidensmiene zusammengesunken auf dem Stuhl gekauert, jetzt plusterte er sich auf und hob warnend einen Zeigefinger.
    »Bist du Jude?«, fragte ich.
    »Wie meinst du das?«
    »Artjom, das ist eine ganz einfache Frage. Da gibt es nichts misszuverstehen. Bist du Jude, ja oder nein?«
    »Liebling, du weißt doch …«
    »Ja oder nein?«
    Artjom schwieg und pulte imaginäre Krümel vom Tisch. Ermattet ließ ich mich auf den freien Küchenstuhl sinken. Bitte, lieber Gott, mach, dass das nicht wahr ist, dachte ich und heulte los.
    »Paula, was hast du denn? Es ist doch völlig egal, ob ich Jude bin oder nicht.«
    »Ist es nihicht. Bernhard weiheiß Bescheiheid«, schluchzte ich.
    »Na und?«
    Ich musste noch mehr weinen und erzählte Artjom, dass mein Ex drohte, zur Polizei zu gehen, und dass es wohl nur eine Frage der Zeit sei, bis er unwiderlegbare Beweise gefunden habe.
    »Und dann werdet ihr alle abgeschoben.«
    »So ein Quatsch. Erstens wird er nichts finden und zweitens: Warum sollte er so etwas tun?«
    Ich schneuzte geräuschvoll in das Geschirrhandtuch, das Artjom mir hinhielt, und sagte: »Weil er ein mieses Schwein ist. Weil er mir mein Glück nicht gönnt. Und weil er mich wiederhaben will.«
    »Und? Willst du ihn wiederhaben?«
    »Natürlich nicht!«
    »Na also, dann wird alles gut. Vertrau mir, Paula.«
    »Ich soll dir vertrauen? Ihr fälscht Gutachten, du organisierst illegale Pokerrunden, dein Vater klaut meine Büroschlüssel, und dann seid ihr noch nicht mal Juden. Ich weiß überhaupt nicht mehr, mit wem ich eigentlich verheiratet bin.«
    »Mit mir, Artjom.«
    »Ist das überhaupt dein richtiger Name?«
    »Werd nicht albern. Natürlich ist das mein richtiger Name.«
    Er stand auf, kam um den Tisch herum und nahm meinen Kopf zwischen seine Hände, um mich zu küssen. Ich presste die Lippen zusammen. Artjom

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